Das hat Lübeck mit seinen Industriebrachen nahe der Altstadt vor
Verfallene Flächen in Lübeck direkt neben dem Weltkulturerbe auf der Altstadtinsel sorgen seit Jahren für Ärger. Jetzt hat die Stadt einen Entwicklungsplan für Schlachthof und Roddenkoppel vorgestellt.
Ein altes Industriegelände ganz in der Nähe der Altstadtinsel in Lübeck: Entlang der Katharinenstraße im Stadtteil Sankt Lorenz Nord verläufen Gleise, direkt dahinter liegt eine Brache. Verfallene Fabrikhallen, kaputten Scheiben und Dächer, auf denen Büsche wachsen. Die Natur holt sich die Flächen Schlachthof und Roddenkoppel seit acht Jahren Stück für Stück zurück.
Eigentlich ist die Fläche eine Toplage mit Blick auf das Weltkulturerbe. Die Stadt will nach eigenen Angaben nun auf dem Gelände direkt am Wallhafen eine Promenade errichten - Lübecker und Touristen sollen mit Blick auf die Sieben Türme am Wasser flanieren. Eine Fußgänger-Brücke soll die Promenade mit der Altstadtinsel verbinden. Dazu Grünflächen mit einem Aktivitätspark für Kinder und Jugendliche, also Spiel-, Sport- und andere Begegnungsangebote.
Pläne schwer umzusetzen
Große Pläne, die alles andere als leicht umzusetzen sind, gibt der zuständige Stadtplaner Karsten Schröder zu. "Das Grundproblem ist, dass wir hier ein sehr gut gelegenes Areal haben, das aber gar nicht zugänglich ist für die Öffentlichkeit. Und das wollen wir ändern, wir wollen hier neue Verbindungen ermöglichen." Doch Schröder kommt kaum voran. Verzweifelt geradezu, so sagt er, an der komplizierten Umsetzung. "Es ist natürlich sehr komplex, weil das Gelände eine vielfältige Eigentümerstruktur hat. Wir haben neben Einzelflächen, die im städtischen Eigentum sind, auch viele private Flächen mit unterschiedlichen privaten Eigentümern." Diese würden zum Teil noch ihre Nutzungen ausüben, so Schröder. Das alles müsse er unter einen Hut kriegen.
Industriehalle wird zu Konzertsaal
Aber es gibt auch Lichtblicke: Ein Teil des Geländes gehört Unternehmer Thilo Gollan. Er konnte in den vergangenen Jahren schon einige alte Industriehallen umbauen. Seitdem gibt es hier Konzerte, Messen und Ausstellungen. "Wir haben die Fachhochschule hier mit dem Bereich Städtebau, das Schleswig-Holstein Musikfestival ist hier, wir haben eine Brauerei, eine Gin-Destillerie, eine Kafferösterei", berichtet Gollan. In diese Richtung solle es auch weitergehen und noch mehr entstehen, so der Unternehmer.
Kosten für Entwicklungsplan: 70 Millionen Euro
Innerhalb von 15 Jahren will Stadtplaner Schröder den Entwicklungsplan umsetzen. Kosten: Bis zu 70 Millionen Euro. Geld, das Lübeck selbst nicht hat. Deshalb will die Stadt Fördertöpfe von Bund und Land anzapfen. Ob das klappt, ist unklar. "Zur Not setzen wir erstmal auch kleinere Maßnahmen um", so Schröder. Aus den Industriebrachen ein Aushängeschild für die Weltkulturerbe-Stadt machen - vorerst sind das nur große Pläne.