Corona - von der Lungenkrankheit zum Langzeitproblem

Stand: 23.03.2025 10:00 Uhr

Zu Beginn der Corona-Pandemie war Ersticken eine der häufigsten Todesursachen in Folge einer Infektion. Inzwischen ist aus der Lungenkrankheit eine diffuse Ganzkörperkrankheit geworden, sagen Ärzte.

von Philipp Eggers

Die Bilder lassen ihn bis heute nicht los. Professor Klaus Rabe, Chefarzt der Lungenclinic Großhansdorf (Kreis Stormarn), sitzt vor dem Röntgenbild einer Lunge. Auf die Frage, was ihm im Rückblick auf den März 2020 und den Beginn der Corona-Pandemie als Erstes in den Sinn kommt, antwortet er sofort: "Was ich im Leben nicht vergessen werde, sind diese Nachtaufnahmen von Militärfahrzeugen, die in Bergamo Leichen abtransportieren. Ich habe viele Bekannte und gute Kollegen dort. Zwei, die ich gut kenne, habe ich verloren. Das war schon so, dass ich dachte: Was geht denn hier ab?"

Covid-19: Anfangs vor allem eine Lungenkrankheit

März 2020: Der Beginn der Pandemie in Europa. Die Zahl der Toten steigt massiv an, zu Beginn vor allem in Italien. Damals, sagt Professor Klaus Rabe, sei Covid-19 vor allem eine Lungenkrankheit gewesen. Eine häufige Todesursache nach der Infektion: Ersticken. Heute ist das Krankheitsbild ein völlig anderes.

Post Covid - jetzt das größte Problem

Regina Jönsson ist seit zweieinhalb Jahren krank. Diagnose: Post Covid. Aufgrund der Krankheit ist sie Anfang des Jahres mit 62 Jahren in Rente gegangen. Sie konnte nicht mehr und sagt: "Diese Erschöpfung, die Beschwerden mit dem Asthma und der Luftnot - das wird alles nicht wirklich ernst genommen. Es ist wirklich schwierig, eine gute Betreuung zu finden."

Corona heute: Eine diffuse Ganzkörperkrankheit

Dabei wird diese Betreuung immer wichtiger. Denn häufig erleben die Ärzte Patienten, die - so wie Regina Jönsson - an Erschöpfung und Müdigkeit leiden, dem sogenannten Fatigue-Syndrom. Covid-19 ist laut den Ärzten eine diffuse und schwer zu greifende Ganzkörperkrankheit geworden. So beschreibt es auch Melanie Hümmelgen, Chefärztin der Mühlenbergklinik in Malente (Kreis Ostholstein), einer Reha-Klinik: "Den typischen Post Covid-Patienten gibt es nicht. Jeder Mensch ist anders. Und jeder hat eine andere Funktionseinschränkung", sagt sie. Deshalb legen sie und Professor Rabe Wert darauf, alle medizinischen Fachrichtungen zu involvieren, um an Post Covid erkrankte Patienten bestmöglich zu versorgen. An einer Leitlinie für Post Covid-Diagnosen haben insgesamt 28 medizinische Fachgesellschaften mitgeschrieben.

Krankheitsdauer wird länger

"Am Anfang habe ich jungen Menschen, die vor mir gesessen haben und gesagt haben, dass sie nicht wissen, was mit ihnen los ist, gesagt: 'Das geht wieder weg.' Ich habe versucht, Optimismus zu verbreiten", sagt Professor Klaus Rabe. Die Genesung habe damals in schweren Fällen mal bis zu einem Jahr gedauert. "In den späteren Covid-Formen habe ich den Zeitraum weiter stecken müssen. Ich kenne wirklich Leute, die zwei oder zweieinhalb Jahre ernsthafte Probleme hatten." Eine Auswertung des Bundesgesundheitsministeriums aus dem vergangenen Jahr zeigt: 33 Prozent der Long und Post Covid-Patienten müssen für 43 Tage oder mehr krankgeschrieben werden.

Die Corona-Fallzahlen sinken

Parallel sinkt die Anzahl der Corona-Erkrankungen Jahr für Jahr. Allerdings: Eine Testpflicht gibt es nicht mehr, das beeinträchtigt die Aussagekraft der offiziellen Infektionszahlen. Viele Patienten sehen Corona mittlerweile als normale Grippeerkrankung. "Ich glaube, Corona wird lange nachhallen", vermutet Professor Klaus Rabe. Das Bewusstsein habe sich bei vielen verändert - und der Umgang mit Unbekannten - in der Gesellschaft und in medizinischen Fachgruppen. "Aber ich glaube auch, dass zum jetzigen Zeitpunkt das Akutproblem ganz langsam etwas weniger wird."

Jetzt, im März 2025 ist die Pandemie zwar vorbei. Das Virus aber ist noch da. Und so wie es die Gesellschaft in den letzten fünf Jahren verändert hat, hat es auch sich verändert. Eine reine Lungenkrankheit ist es nicht mehr.

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Schleswig-Holstein Magazin | 22.03.2025 | 19:30 Uhr

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