Christiansen's Biohof bei bundesweitem Wettbewerb ausgezeichnet
Landwirtin Barbara Rudolf und ihr Mann Heinz-Peter Christiansen haben beim "Bundeswettbewerb Ökologischer Landbau" einen Preis für ihr Engagement in der Züchtung von gentechnikfreiem Saatgut gewonnen. Aber nicht nur das Saatgut auf dem Biohof ist etwas Besonderes.
Es duftet aromatisch und intensiv am frühen Morgen in einer der Arbeitshallen auf "Christiansen's Biohof" - nach Pastinaken. Ein Aroma, das man in der Intensität von Supermarkt-Produkten nicht kennt. Sie sind groß gewachsen, fast weiß und tragen den klangvollen Namen "Schleswiger Schnee". Zwei Mitarbeiter sind damit beschäftigt, die Wurzeln von beiden Seiten zu schneiden und sie versandfertig für den Großhandel zu machen. "Das ist unsere eigene Sorte aus unserem Saatgut-Projekt", erklärt Landwirtin Barbara Rudolf. Sie betreibt den Gemüse-Hof in Esperstoftfeld bei Silberstedt (Kreis Schleswig-Flensburg) zusammen mit ihrem Mann Heinz-Peter Christiansen. Schon vor 40 Jahren, als der Diplom-Agrarwirt den Hof von seinen Großeltern übernahm, stellte er den Betrieb auf biologische Landwirtschaft um.
Moorrübe liebt's ungewaschen
In einer weiteren Arbeitshalle sortieren Mitarbeiterinnen ebenfalls ein Wurzelgemüse in Kisten, an dem noch jede Menge Erde klebt - Moorrüben. Das ist kein Schreibfehler: "Daran sieht man, wo die Möhre herkommt, nämlich aus einem moorigen Boden. Die Erde lassen wir dran. So entfaltet die Moorrübe ihr volles Aroma erst dann, wenn sie gewaschen und weiterverarbeitet wird", erklärt Barbara Rudolf. Als vor 30 Jahren die sogenannten Waschmöhren in Mode kamen, waren sie dennoch mit ihrer Moorrübe erst mal in Erklärungsnot den Kunden gegenüber. "Da mussten wir dann den Hintergrund erklären, dass wir nicht zu faul sind, die Möhren zu waschen", sagt Barbara Rudolf schmunzelnd. Heute ist die Moormöhre die Hauptkultur des Hofes. Auf einer Fläche, die ungefähr so groß ist wie 115 Fußballfelder, bauen sie 20 verschiedene Gemüsesorten an. Verkauft wird an den Großhandel - von da aus geht das Gemüse an Bioläden.
Bio fängt beim Saatgut an
Ökologische Landwirtschaft allein reichte den Hofbetreibern aber nicht: Seit 2009 stellen sie auch ihr eigenes Saatgut her. "Die Diskussion darüber ging ja schon 2005, 2006 los. Da war für uns schon abzusehen, dass die Züchtung immer mehr ins Labor geht, in das Genom reingeht. Das wollen wir nicht im Ökolandbau", erklärt Barbara Rudolf. So haben sie angefangen, zum Beispiel mit Rote Beete, Möhren, Blumenkohl und Pastinaken eigene, samenfeste Sorten zu ziehen. Das heißt: Die Samen aus einer Pflanze haben die gleichen positiven Eigenschaften wie die Mutterpflanze. So können Landwirte ihr eigenes Saatgut ernten und sich unabhängig von großen Saatgutkonzernen machen. Doch bis man eine samenfeste Sorte gezogen hat, dauert es viele Jahre, und erst mit dem Eintrag beim Bundessortenamt hat man eine neue, samenfeste Gemüsesorte. Ein teures Unterfangen, sagen sie, das nicht ohne Sponsoren auskommt: 2010 gründeten Barbara Rudolf und Heinz-Peter Christiansen deshalb den Verein saat:gut.
"Wir begleiten jetzt den gesamten Wachstumszyklus der Pflanze, müssen sehen, dass sie auch zur Blüte kommt. Die zweijährigen Kulturen wie Möhren und Rote Beete müssen dann vielleicht auch noch mal in die Erde, damit sie im nächsten Jahr Samen machen. So haben wir ein ganz anderes Verhältnis zu den Pflanzen." Barbara Rudolf, Landwirtin
Auszeichnung beim "Bundeswettbewerb Ökologischer Landbau 2024"
Für ihr Engagement in der Züchtung von gentechnikfreiem Saatgut werden sie jetzt ausgezeichnet - als einer von drei Betrieben aus bundesweit mehr als 35.000 Biohöfen beim "Bundeswettbewerb Ökologischer Landbau". Bei dem Wettbewerb werden laut Bundeslandwirtschaftsministerium seit 23 Jahren Konzepte ausgezeichnet, die sich in der Praxis bewährt haben. "Die Auszeichnung macht uns natürlich sehr stolz. Sie ist eine Anerkennung dafür, was wir hier machen. Und sie ist auch ein Signal an unsere Sponsoren, die uns bei der Züchtung des Saatguts unterstützen", freut sich Barbara Rudolf. Was sie mit dem Preisgeld von 12.500 Euro machen wollen, da sind sie sich noch nicht einig, erzählt sie lachend. "Entweder wir renovieren die Mitarbeiterunterkunft oder schaffen neue Geräte für die Gemüsezüchtung an."