Eine Hand hält ein Smartphone mit einem angezeigten Bitcoin-Logo. © imago Foto: Jaap Arriens

Betrug mit Kryptowährungen weiter auf dem Vormarsch

Stand: 03.05.2023 05:00 Uhr

Am Anfang lockt das schnelle Geld: Immer mehr Menschen in Schleswig-Holstein werden Opfer von Betrügern, die Fake-Plattformen für Kryptowährungen betreiben. Manche verlieren ihr gesamtes Erspartes.

von Johannes Tran

Es ist eine Entwicklung, die der Oberstaatsanwalt Kjell Gasa schon seit längerem beobachtet: Die Zahl der Verfahren wegen Betrugs mit virtuellen Währungen wie Bitcoin nimmt weiter zu. Gasa leitet in Itzehoe die sogenannte Schwerpunktabteilung zur Bekämpfung der Cyberkriminalität - ein zehnköpfiges Team, das der Organisierten Kriminalität im Internet den Kampf angesagt hat.

Während seine Abteilung vor eineinhalb Jahren noch rund 200 solcher Strafverfahren verzeichnete, ist die Zahl mittlerweile auf 700 gestiegen. "Das ist ein weltweites Milliardengeschäft", sagt der Oberstaatsanwalt: "Ich gehe von einer hohen Dunkelziffer aus."

Staatsanwalt: "Opfer schießen immer mehr Geld nach"

Die Masche ist nicht neu: Die Täter bringen ihre Opfer dazu, Geld in Kryptowährungen zu investieren und versprechen exorbitante Gewinne. Aber: Das Geld der gutgläubigen Anleger landet nicht auf einer seriösen Krypto-Handelsbörse, sondern bei den Betrügern, die dafür eigens Fake-Plattformen programmieren. Dort werden den Geschädigten die angeblichen Kurssprünge präsentiert.

"Die Opfer schießen dann immer mehr Geld nach", erklärt Gasa. Sobald sich aber ein Anleger seine vermeintlichen Gewinne auszahlen lassen will, sind die Täter auf einmal nicht mehr erreichbar - das Geld ist weg.

Betrüger setzen zunehmend auf Soziale Medien

Wie der Staatsanwalt berichtet, haben die Täter ihre Vorgehensweise im Laufe der Zeit weiterentwickelt. "Früher haben sie ihre Opfer oft über Anzeigen im Internet gefunden", erklärt Gasa. "Das waren dann Sprüche wie: Börsenmakler hassen diesen Trick." Mittlerweile setzten die Betrüger aber zunehmend auf Soziale Medien, um Anleger zu ködern.

"Es kann sein, dass Sie als Geschädigter auf Instagram über Wochen hinweg mit einem vermeintlichen Freund Kontakt haben", sagt Gasa. "Der hat letztlich nur das Ziel, ihr Vertrauen zu gewinnen und sie davon zu überzeugen, in Krypto zu investieren."

Fast alle Verfahren werden eingestellt

Sobald das Opfer angebissen habe, übernehmen Callcenter mit deutschsprachigen Mitarbeitern die Kommunikation. "Die sitzen dann in der Regel im Ausland", sagt Gasa, "zum Beispiel in Osteuropa, der Türkei oder Israel."

Aus diesem Grund laufen laut Gasa die meisten Ermittlungen ins Leere. Fast alle Verfahren müssen eingestellt werden. Hinzu kommt, dass die Täter ihre digitalen Spuren verwischen, sodass sie für die Ermittler nicht mehr zu identifizieren sind. Der Staatsanwalt sagt: "Unser Problem ist: Es findet kein persönlicher Kontakt zwischen beiden Seiten statt."

Prozess gegen mutmaßlichen Krypto-Betrüger startet im Juni

Gasa verweist aber auf einen aktuellen Ermittlungserfolg in Zusammenarbeit mit Strafverfolgungsbehörden in anderen europäischen Ländern: In Belgien ist demnach ein Mann festgenommen worden, der auch an Krypto-Betrugsfällen in Schleswig-Holstein mitgewirkt haben soll. Er sitzt zurzeit in Untersuchungshaft und wartet auf seinen Prozess am Itzehoer Landgericht, der im Juni beginnen soll.

Der Schaden, den die Betrüger anrichten, ist indes enorm. "Wir reden hier von Zehntausenden, teilweise auch Hunderttausenden Euro pro Fall", sagt der Staatsanwalt: "Nicht selten verlieren die Betroffenen ihre komplette Altersvorsorge." Die Opfer seien allerdings nicht nur Senioren, sondern kämen aus allen Altersklassen und sozialen Schichten.

Um den Betrügern nicht selbst auf den Leim zu gehen, mahnt er zur Vorsicht: "Sie sollten sich niemals unter Zeitdruck dazu drängen lassen, Geld zu investieren." Außerdem sei bei außergewöhnlich hohen Gewinnversprechen grundsätzlich Misstrauen angebracht. Gasa warnt: "Die Täter werden ihre Betrugsmaschen immer wieder erneuern. Die Fantasie ist grenzenlos."

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Nachrichten für Schleswig-Holstein | 03.05.2023 | 07:00 Uhr

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