Besuch in den USA: Günther hofft auf Inspiration für SH
Auf dem Plan stehen Boston und das Silicon Valley. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) und eine Wirtschaftsdelegation besuchen auf einer USA-Reise Amazon, Google und IBM. Sie wollen etwas vom Innovationsgeist mitnehmen nach Schleswig-Holstein.
Sechs Jahre hat er für diesen Tag geforscht - nun darf das Netz nicht versagen. Während in Deutschland die Debatten über die Gefahren von Künstlicher Intelligenz zum Teil hysterische Ausmaße annehmen, arbeitet Professor Claus-Christian Glüer von der Universität Kiel an einem Projekt, das die Chancen von KI betont - und die Radiologie revolutionieren könnte.
Claus-Christian Glüer ist Teil der Delegation, die Ministerpräsident Daniel Günther in die USA begleitet. Gemeinsam mit der University of California, weltweit die Nummer zwei im Bereich klinischer Medizin, startet er am Mittwoch eine neuartige Datenverbindung zwischen San Francisco und Kiel. Mit ihrer Hilfe kann eine KI aus Millionen Patientenakten lernen - ohne den sensiblen Datenschutz zu missachten. "Das Modul funktioniert wie ein Assistenzarzt, der zwischen möglichst vielen Medizinzentren pendelt und dabei niemals müde wird", sagt Glüer. So soll es helfen, Osteoporose und andere Knochenkrankheiten frühzeitig zu erkennen.
Termine im Stundentakt
Die Einweihung der neuartigen KI-Achse ist nur einer der Programmpunkte des dichten Terminkalenders der Delegationsreise. Aber das Projekt des Radiologie-Professors macht gut deutlich, worum es bei der Reise geht: um Innovation, Zukunftstrends, Künstliche Intelligenz und eine stärkere Vernetzung mit dem nach wie vor wichtigsten Industrieland der Welt.
Knapp 20 Unternehmen, Hochschulstandorte und politische Vertreter werden die Teilnehmenden zum Teil im Stundentakt besuchen - darunter auch Unternehmen wie Google, SAP oder E.ON. Die Delegation: eine Mischung aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Start ist in Boston an der Ostküste, Dienstag geht es weiter an die Westküste nach San Francisco.
USA wichtiger Handelspartner
Ministerpräsident Günther setzt große Erwartungen in die erste Auslandsreise dieser Art seit 2019. Gerade die USA seien für Schleswig-Holstein ein wichtiger Partner. Der Besuch in den Zukunftsregionen Boston und San Francisco solle Inspiration liefern. "Beide Standorte spielen eine wichtige Rolle in der Entwicklung von auf Künstlicher Intelligenz-basierten Lösungen im Energie- und Gesundheitsbereich, die das Potenzial haben, die betreffenden Branchen nachhaltig zu verändern", so Günther im Vorfeld der Reise. Die Schleswig-Holsteiner wollen etwas mitnehmen vom US-Innovationsgeist. In dem Sinne wurde auch das Northern Germany Innovation Office (NGIO) gegründet, das im Rahmen der Reise sein fünfjähriges Bestehen feiert. Es vermittelt insbesondere Start-Ups Kontakte in die Szene des Silicon Valleys.
Für den IHK Präsidenten Hagen Goldbeck geht es bei der Reise nach Boston und San Francisco darum, "Stimmen und Stimmungen zur wirtschaftlichen Lage einzufangen" und so Chancen für die schleswig-holsteinische Industrie in den USA zu identifizieren.
Nach Angaben des Statistischen Amts für Hamburg und Schleswig-Holstein rangieren die USA noch vor Dänemark auf Rang vier der wichtigsten Abnehmerländer für Exporte aus Schleswig-Holstein. Das Handelsvolumen beträgt demnach 2,3 Milliarden Euro. Die wichtigsten Branchen dabei: Maschinenbau, Pharmazie und Chemie. Nach Schätzungen der Industrie und Handelskammer handeln etwa 400 Unternehmen aus Schleswig-Holstein mit den USA.
Treffen mit Tech-Giganten
Dazu will auch Jann Wendt gehören. Der Unternehmer aus Kiel ist Experte in der Verarbeitung maritimer Daten. Die Analysen seiner Firma north.io helfen unter anderem Munition aus der Ostsee sicher zu bergen, Windkraftanlagen auf offener See zu errichten oder Kabelleitungen am Meeresgrund zu verlegen. Am Rande der Delegationsreise hat er ein Treffen mit Nvidea geplant, dem weltweit größten Hersteller für Grafikprozessoren. Wenn die Gespräche gut laufen, könnte Wendts Kieler Unternehmen danach mit dem Tech-Giganten aus dem Silicon Valley kooperieren. "Inspiration ist gut, aber ich hoffe, auch mehr aus den USA mitzunehmen", sagt Wendt.
So sieht es auch Claus-Christian Glüer: Für ihn soll die neue Datenverbindung zwischen San Francisco und Kiel nur der Auftakt sein - der Auftakt einer zukunftsweisenden Zusammenarbeit.