Berufsschulen in SH: Land will Klassen zusammenlegen

Stand: 25.01.2024 16:31 Uhr

Weil es immer weniger Berufsschülerinnen und -schüler gibt, könnten künftig Klassen zusammengelegt werden. Doch ohne Präsenz in der Region könnte eine Ausbildung deutlich unattraktiver werden, sagen Kritiker.

von Dennis Schwalm

Für einige Berufsschülerinnen und -schüler des Berufsbildungszentrums in Mölln (Kreis Herzogtum Lauenburg) startet der Tag morgens um 4.30 Uhr. Nur so schaffen sie es, rechtzeitig um halb acht in der Schule zu sein, sagt Schulleiter Ulrich Keller. Die Pläne der Landesregierung, einige Klassen zu schließen und den Unterricht an weniger Standorten zu bündeln, sieht er deshalb kritisch. "Wir kämpfen eh schon mit dem ÖPNV […], werden die Wege noch länger, werden die Probleme sicher nicht kleiner." Denn schon jetzt kommen viele seiner Schüler immer mal wieder zu spät. Oder einfach gar nicht, sagt Keller. Die Wege seien im ländlichen Raum einfach zu weit - der ÖPNV nicht zuverlässig genug, so seine Kritik.

Doch das Land will dringend etwas ändern. Klassen, in denen nur eine Handvoll Schülerinnen und Schüler sitzen, rechnen sich nicht, heißt es aus dem Schleswig-Holsteinischen Institut für berufliche Bildung (SHIBB). Deshalb sollte geprüft werden, wo sich etwas ändern muss. Denn während es im Ausbildungsjahr 2019/2020 noch etwa 62.000 Berufsschülerinnen und -schüler gab, zählte das Statistikamt im vergangenen Ausbildungsjahr nur noch etwa 44.000. Ausgebildet werden sie in etwa 250 Berufen. Und klar ist jetzt, für etwa zehn Prozent von ihnen wird es in Zukunft wohl an andere Schulen gehen als bisher. Wobei, bis es wirklich so weit ist, wird es noch dauern, sagt der zuständige Projektleiter Thorsten Hill vom SHIBB im NDR-Interview.

Berufsschüler könnten nach Hamburg abwandern

Schulleiter Keller aus Mölln hat grundsätzlich Verständnis dafür, dass sich Klassen, in denen teilweise nur noch zwei Schülerinnen oder Schüler sitzen, nicht mehr rechnen. Trotzdem warnt er vor möglichen Folgen der geplanten Einsparungen. Denn gerade in allen Kreisen im Hamburger Umland stehen viele Ausbildungsbetriebe in direkter Konkurrenz mit Unternehmen aus der Hansestadt. Keller warnt deshalb davor, dass Schülerinnen und Schüler abwandern könnten. Und mit ihnen würden dann auch potenzielle Fachkräfte abwandern. Und noch ein Problem sieht Keller: "Das heißt vielleicht, dass sie Bildungsgänge besuchen, die nicht ihrem originären Berufsziel entsprechen, […] die nicht zielführend für sie sind."

Auf Schüler könnte häufiger Blockunterricht warten

Thorsten Hill zeigt Verständnis für die Sorgen. Das Land hat deshalb Kriterien vorgeschlagen, die zu erfüllen sind, wenn Klassen an neuen Standorten gebündelt werden. "Dass dort, an diesen Standorten - das ist ein ganz wichtiges Kriterium für uns - ein Internat, oder eine internatsähnliche Unterbringung vorhanden ist. Das heißt, der Unterricht findet nicht einmal in der Woche statt, sondern im Block, zwei oder drei Wochen." Die Jugendlichen würden dann in der Woche zu der Schule fahren, können da übernachten und beschult werden. Damit hätten sie nicht das Problem, wie sie morgens und nachmittags zur Schule oder wieder nach Hause kommen. Hill räumt allerdings ein, dass das nicht an allen Standorten tatsächlich etwas werden kann. Wie dann eine Lösung aussieht, muss noch diskutiert werden. Außerdem bleibt die Frage nach den Kosten. Denn wenn Schülerinnen und Schüler untergebracht und versorgt werden müssen, wird das die Träger der Schulen Geld kosten. Fragen zur Finanzierung seien da noch zu klären, heißt es. Konkrete Pläne gibt es offenbar noch nicht.

Planung läuft noch mindestens bis Sommer

Der Planungsprozess ist auch deshalb noch nicht abgeschlossen, betont Projektleiter Hill. Das Ziel ist, dass zum Start in das kommende Schuljahr im Sommer 2024 der Diskussionsprozess abgeschlossen ist. Bis dahin stehen noch Gespräche mit Vertretern der Schulen, der Ausbildungsbetriebe, Kammern und auch Schülervertretern an. Dann soll es aber Schritt für Schritt los gehen. Erste spürbare Änderungen wird es vermutlich ab 2025 geben, plant das Schleswig-Holsteinische Institut für Berufliche Bildung. Der Möllner Schulleiter Keller gibt sich im Interview mit dem NDR Schleswig-Holstein versöhnlich: "Ich weiß, dass das Land gerade bombardiert wird mit vielen Argumenten. Ich hoffe aber auch, dass das Land den konstruktiven Ansätzen folgt. Und auch wir müssen an vielen Stellen den Argumenten des Landes folgen."

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 25.01.2024 | 19:30 Uhr

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