Archäologen im Rekordjahr 2024: Viele Funde in Schleswig-Holstein
2024 haben Archäologen im Norden besonders viele Entdeckungen gemacht. Gerade der Bau der Northvolt-Batteriefabrik Heide führte zu einem unglaublichen Fund. Auch im Wattenmeer wurden Experten fündig.
Für die Archäologen in Schleswig-Holstein war 2024 nach eigenen Angaben ein Jahr der Superlative: Zehntausende Befunde haben sie gemacht. Besonders viel haben die Experten in Lohe-Rickelshof (Kreis Dithmarschen) untersucht. Dort, in der Nähe von Heide, gab es die umfangreichsten Untersuchungen im Zusammenhang mit der geplanten Batteriefabrik von Northvolt.
Batteriefabrik in Heide: Untersuchungen mit 18.500 Befunden
Auf einer Fläche von 9,3 Hektar wurden nach Angaben des Archäologischen Landesamtes knapp 18.500 Befunde gemacht. "Ohne archäologische Ausgrabung hätte der Bau in großem Umfang in das archäologische Erbe eingegriffen und es zerstört", schätzt die Sprecherin des Landesamtes, Birte Anspach.
Entdeckungen rund um Northvolt-Baustelle beispiellos
Auf dem künftigen Northvolt-Gelände entdeckten die Archäologen lückenlos Befunde aus der Jungsteinzeit bis zur Völkerwanderungszeit. Das betrifft einen Zeitraum von fast 4.600 Jahren. Vieles vom dem, was gefunden wurde, ist in einem hervorragenden Zustand und in der Größenordnung beispiellos, sagt Anspach. "Die Aufarbeitung wird sicherlich noch einiges Überraschendes hervorbringen, wir sind gespannt."
Unter anderem wurden 241 Langhäuser und elf Klein- und Wirtschaftsgebäude wie Werkhäuser und Scheunen entdeckt. Dazu wurden noch 215 Nebengebäude beziehungsweise Speicherbauten und 66 Grubenhäuser freigelegt sowie rund 150 Öfen, elf Körpergräber und 42 Brunnen. Insgesamt gab es nach Angaben des Landesamtes in ganz Schleswig-Holstein in diesem Jahr 33 Baubegleitungen, 94 Voruntersuchungen und 25 Hauptuntersuchungen. Viele davon befinden sich auf Flächen, auf denen später beispielsweise Stromtrassen, Gewerbe- und Neubaugebiete entstehen sollen.
Keramiken, Tierknochen und Paddel gefunden
Im nordfriesischen Hattstedt sind bei Untersuchungen vor einer geplanten Wohngebietserweiterung zwei bisher unbekannte Großsteingräber aus der Jungsteinzeit ausgegraben worden. In Hohenwestedt (Kreis Rendsburg-Eckernförde) wurden seltene Siedlungsspuren aus der Bronzezeit (ca. 1.100 bis 700 v. Chr.) entdeckt. Im Ratekauer Ortsteil Rohlsdorf (Kreis Ostholstein) fanden sich Keramiken und teils gut erhaltene Feuerböcke. Auch Tierknochen und Zähne, die wohl aus Schlachtabfällen stammten, waren dabei. Im Duvenseer Moor bei Lüchow (Kreis Herzogtum Lauenburg) entdeckten Archäologen ein altes Paddel.
Ausgrabungen auch im Wattenmeer
Auch in Reinfeld (Kreis Stormarn), Kappeln (Kreis Schleswig-Flensburg), Morsum auf Sylt, auf Fehmarn (Kreis Ostholstein) und im Wattenmeer wurden die Experten fündig. Ziel der Forschung dort ist unter anderem der 1362 in einer Sturmflut untergegangene mittelalterliche Handelsplatz Rungholt. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf überlieferten Kirchenstandorten. Die Forscher fanden dabei schon Dutzende mittelalterliche Wohnhügel.
2025: Projekte bei Kiel und an Tennet-Stromtrasse geplant
Im kommenden Jahr planen die Archäologen weitere Ausgrabungen. Sie hätten hohe Erwartungen, sagt der Leiter des Archäologischen Landesamtes, Ulf Ickerodt. Für 2025 sind insgesamt 21 Hauptuntersuchungen geplant. Ein Schwerpunkt wird in Kiel-Meimersdorf sein, wo ein neues Wohngebiet entstehen soll. Gesucht wird auch auf dem Gebiet der geplanten Tennet-Stromtrasse. Sie soll auf rund 190 Kilometern von Schleswig-Holsteins Westküste nach Mecklenburg-Vorpommern führen. Erste archäologische Voruntersuchungen wird es nach Angaben der Archäologen möglicherweise in der zweiten Jahreshälfte 2025 geben.