Auf vier Pfoten gegen die Afrikanische Schweinepest
Sie sollen da weiterhelfen, wo Mensch und Technik nichts ausrichten können. Stefanie Hausser von der Kreisjägerschaft Segeberg sucht Nachwuchs für ihre Suchhunde-Staffel. Beim Probe-Training in Trappenkamp testet sie neue Kandidaten.
Man hört ihre Glocken schon von Weitem klingeln. Dreißig Hunde und ihre Besitzer sind an diesem Morgen unterwegs in den Wald - zum Kadaversuchhunde-Probetraining. "Wir teilen uns in kleine Gruppen auf", sagt Stefanie Hausser, nachdem sich alle im Kreis versammelt haben. Sie hat vor vier Jahren die erste Kadaversuchhundestaffel in Deutschland aufgebaut. Jetzt sucht sie Nachwuchs. Denn viele Hunde sind mittlerweile gestorben oder nicht mehr geeignet.
Infektion über Tiere oder Lebensmittel
Mit der Afrikanische Schweinepest können sich Wild- und Hausschweine anstecken, fast immer verläuft sie tödlich. In Schleswig-Holstein ist sie zwar noch nicht ausgebrochen, aber das kann sich schnell ändern. Denn in anderen Bundesländern, wie zum Beispiel Mecklenburg-Vorpommern, gibt es sie schon. Und über die Tiere oder infizierte Lebensmittel kann sich das Virus schnell verbreiten. "Wenn ein Lkw-Fahrer hier zum Beispiel sein Wurstbrot-Rest aus dem Fenster wirft, kann sich ein Schwein daran infizieren - und schon ist das Virus da", erklärt Tierärztin Maike Branke vom Kreis Veterinäramt Segeberg, die an diesem Morgen auch dabei ist.
Verschiedene Verwesungszustände erschnuppern
Stefanie Hausser ist mittlerweile mit einer kleinen Gruppe noch tiefer in den Wald gegangen. "Schweinesuche", sagt sie zu ihrer Terrierhündin Luzie. Denn zuerst möchte sie den Hundehaltern zeigen, wie die Kadaversuche richtig geht. Luzie verschwindet im Wald - und kommt kurz darauf bellend zurück. "Hast du was gefunden?", lobt Besitzerin Stefanie Hausser. "Wahnsinn! Wo ist das Schwein?".
Kadaversuchhunde werden nicht darauf trainiert, das Virus zu erschnuppern, sondern tote Wildschweine in verschiedenen Verwesungszuständen zu wittern. Der Geruch wird mit einer Belohnung verknüpft. Nachdem Luzi ihre Besitzerin zum Kadaver geführt hat, gibt es für sie eine extra große Portion Leberwurst.
"Wir wollen sehen, wie tough die Hunde sind"
Ein paar Meter entfernt steht unter den Interessierten auch Sonja Wulff mit Dogge Hetti. "Weil mein Hund extrem gerne schnüffelt. Sie ist immer mit der Nase auf dem Boden. Und ich bin ein großer Landmensch", erklärt sie ihr Kommen. "Mal sehen, ob wir dafür geeignet sind." Geeignet können theoretisch die unterschiedlichsten Rassen sein. "Wir wollen gucken, wie tough ist der Hund, läuft er überhaupt durchs Unterholz, oder hat er Angst, wie verträgt er sich in der Meute?", sagt Stefanie Hausser. Und: wie gehorsam ist er? Denn Kadaversuchhunde müssen aufs Wort hören, und dürfen sich nicht ablenken lassen.
Auf einem Waldweg läuft Stefanie Hausser, die hauptberuflich als Zahnmedizinische Fachangestellte arbeitet, mit Hündin Luzie jetzt in Schlangenlinien durch die Bewerber-Hunde. Deren Aufgabe: ganz ruhig liegen bleiben. Danach sollen die Hunde so lange sitzen bleiben, bis sie von ihren Besitzern gerufen werden - und dann auf direktem Weg zu ihnen kommen. Dogge Hetti lässt sich nicht ablenken und besteht den Gehorsamkeitstest. Als nächstes soll sie ein ausgestopftes Wildschwein aufspüren.
Wie reagieren die Hunde auf lebendige Wildschweine?
In einem zwei Hektar großen Wald-Gelände in Trappenkamp haben die Jäger von der Kreisjägerschaft Segeberg sogenannte "Pendelsauen" versteckt. Das sind ausgestopfte Wildschweine, die über ein Band, an dem gezogen wird, bewegt werden. Denn Stefanie Hausser will sehen, wie die Hunde auf lebendige Wildschweine reagieren würden. "Haben sie so viel Angst, dass sie zum Auto zurücklaufen und nach Hause wollen oder beißen sie in das ausgestopfte Wildschwein?" Mit solchen Hunden könnte sie bei der Kadaversuchhundestaffel nichts anfangen. Denn bei der Suche nach toten Wildschweinen könnten sie auch noch lebenden begegnen. Und die können gefährlich werden. Alle Hunde der Staffel tragen deshalb Schutzwesten und Ortungsgeräte.
Dogge Hetti springt über Büsche und Äste - bis sie auf die Pendelsau stößt. Die scheint ihr unheimlich zu sein, denn Hetti hört gar nicht mehr auf zu bellen. "Das hat sie sehr gut gemacht", sagt Stefanie Hausser. "So eine Reaktion wünschen wir uns von den Hunden. Wenn sie stehen bleiben und das Schwarzwild verbellen, weiß ich, da sind noch lebende Tiere und laufe nicht ins Verderben." Auch Hettis Besitzerin freut sich. Sie möchte kommendes Frühjahr die Ausbildung mit ihr beginnen - so wie 15 weitere Hunde. Um im Ernstfall im Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest helfen zu können.