Sprengung von Geldautomaten: Großkontrolle in mehreren Ländern
Fast jeden Tag wird in Deutschland ein Geldautomat gesprengt. Nun hat die Polizei in mehreren Bundesländern Großkontrollen durchgeführt. Drei Nächte haben die Beamten nach Automatensprengern gefahndet.
Es ist die erste landesweite Kontrolle in Niedersachsen. 150 Beamte sperren unter anderem die A30 bei Salzbergen. Mit Maschinenpistole und Helm kurz vor der niederländischen Grenze. Die Polizeikontrolle im südlichen Emsland ist außergewöhnlich gut abgesichert. Aus gutem Grund: Automatensprenger gelten als gefährlich und rücksichtslos. Denn sie haben oft Sprengstoff und manchmal Waffen dabei. Zuletzt wurde bei einer Verfolgungsjagd in Melle eine Polizistin schwer verletzt. Um alle Fahrzeuge kontrollieren zu können, wird der gesamte Verkehr auf beiden Seiten der Autobahn über den Parkplatz Emstal geleitet. Hier durchsuchen Polizisten und Zoll jedes Auto. Viele Fahrer müssen aussteigen und den Kofferraum öffnen. Gefunden werden Drogen, Hehlerwaren, Bargeld und gefälschte Dokumente. Sprengstoff ist nicht darunter.
Fahrzeuge und Hubschrauber: Polizei ist bereit für Verfolgung
"Es geht jetzt nicht unbedingt darum, Täter zu fassen", sagt Marco Ellermann von der Polizeidirektion Osnabrück. "Wir versprechen uns eher tatrelevante Hinweise." Dazu zählen zum Beispiel auch Personen, die möglicherweise ein nächstes Objekt ausspähen wollen. Falls es während der Kontrollen zu einem Fluchtversuch kommt, hat die Polizei vorgesorgt. PS-starke Einsatzfahrzeuge und ein Hubschrauber stehen bereit, um gegebenenfalls die Verfolgung aufzunehmen.
So schnell wie möglich über die Grenze
Denn die Fluchtfahrzeuge von Geldautomatensprengern sind oft stark motorisiert und mit einem gestohlenen Kennzeichen versehen. Bei Taten hier nahe der Grenze setzen die Täter alles daran, möglichst schnell in die Niederlande zu gelangen. Während der Kontrollen erhält Bereichsleiter Dominik Ströer über Funk die Nachricht, dass ein Geldautomat im Kreis Borken in Nordrhein-Westfalen gesprengt wurde. Doch dass die Täter über die A30 flüchten, damit rechnet er nicht: "Das ist zu weit und der Tatort liegt auch unmittelbar in Grenznähe, sodass wir davon ausgehen, dass die Täter unverzüglich Richtung Holland ausreisen."
Drei Tage, zehn Festnahmen, 65 Strafanzeigen
Auf der A30 wird man in dieser Nacht nicht fündig. Drei Tage lang läuft die Großkontrolle in mehreren westdeutschen Bundesländern. Laut Landeskriminalamt (LKA) kommt es in diesen drei Tagen allein in Niedersachsen zu zehn Festnahmen und 65 Strafanzeigen. 19-mal stellen die Beamten Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz fest.
LKA: Banken müssen Automaten wirkungsvoll sichern
Neben Niedersachsen beteiligten sich Hessen, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, das Saarland und Schleswig-Holstein in enger Zusammenarbeit mit dem Bundeskriminalamt sowie der Bundespolizei an den bislang größten gemeinsamen Fahndungsaktionen zur Bekämpfung von Geldautomatensprengungen im Bundesgebiet. "Wir als Polizei analysieren das Vorgehen sehr genau und entwickeln mit immer neuen Erkenntnissen unsere Konzepte bei der Bekämpfung des Phänomens stetig weiter", sagt LKA-Vizepräsident Bernd Gründel. "Klar ist aber auch: Die Polizei kann weder jede Nacht mit einem Großaufgebot von Kräften die Autobahnen kontrollieren noch stets überall sein, wo ein Geldautomat aufgestellt ist. Deshalb ist eine wirkungsvolle Sicherung der Geldautomaten durch die Banken unerlässlich."
Niedersachsen: Bisher 16 Sprengungen in diesem Jahr
Laut den aktuellen Daten des LKA gab es in Niedersachsen in diesem Jahr 16 Sprengungen, zuletzt am 13. März in Hannover. Im vergangenen Jahr zählte die Polizei 68 Taten. Ein Rekord. Dabei gehen die Täter fast immer gleich vor: Mit Festsprengstoff wird mit einer ersten Explosion der Geldautomat aufgesprengt, die zweite Explosion gilt dann der Geldkassette. Es ist ein risikoreiches Vorgehen, denn die Gebäude, in denen die Automaten untergebracht sind, werden oftmals so stark beschädigt, dass Einsturzgefahr besteht. Mit entsprechenden Gefahren für die Bewohner.