DemoKI in der Schule: "Sie fangen an, Inhalte zu hinterfragen"
Künstliche Intelligenz (KI) liefert im Alltag viele Möglichkeiten, birgt aber auch Gefahren: zum Beispiel Falschinformationen. An einer Schule in Osnabrück soll mit einem Projekt gegengesteuert werden.
Sieben Schülerinnen und Schüler sitzen mit ihren Tablets an einem langen Tisch in der Friedensschule in Osnabrück. Mittendrin: Polizist Sebastian Häfker, der den jungen Leuten an diesem Vormittag über die Schulter schauen möchte - während ihrer "DemoKI-Stunde", die hier in der Schule einmal pro Woche angeboten wird. DemoKI ist ein Modellprojekt, das die Friedensschule gemeinsam mit der Polizei Osnabrück und dem regionalen Landesamt für Schule und Bildung in Osnabrück auf die Beine gestellt hat. Das Ziel: Die Siebtklässler sollen im Umgang mit Inhalten aus dem Internet und vor allem mit Künstlicher Intelligenz sensibilisiert werden.
Zuvor kaum Bewusstsein für KI
Gestartet ist das Projekt vor rund einem halben Jahr. Anfangs ging es darum, grundlegende Fragen wie "Was ist überhaupt künstliche Intelligenz?" und "Wie funktioniert KI genau?" zu beantworten. Für Lehrer und Projektinitiator Maximilian Knolle eine spannende Phase. Denn in der Schule sei KI noch wenig verbreitet, viele der jungen Projektteilnehmer hätten sich vorher nie bewusst damit beschäftigt. Trotzdem seien alle "motiviert und engagiert" bei der Sache gewesen und es hätten sich bereits beachtliche Teilerfolge eingestellt, sagt Knolle. "Sie verstehen, was sie tun und fangen an die Inhalte zu hinterfragen, genau das wollen wir erreichen."
Projekt-Teilnehmer entwickeln eigene Chatprogramme
"Wenn ich der KI eine Frage stelle, sucht sie aus dem Netz verschiedene Informationen raus und fasst sie zusammen", sagt der 13-jährige Felix Averwetter. Gemeinsam mit seinen Mitschülerinnen und Mitschülern habe er bereits eigene Bots programmiert. Ein Bot meint hier grob gesagt ein Chatprogramm, das einen Dialog zwischen Menschen und technischem System möglich macht - mithilfe von KI. Diese Bots lassen sich relativ einfach programmieren - aber eben auch so, dass sie falsche Informationen weitergeben. Und genau das durften die Schüler im geschützten Raum selbst ausprobieren.
Selbstversuch: KI kann Falschinformationen verbreiten
Gemeinsam mit Polizist Sebastian Häfker überlegen sich Felix und die anderen eine beliebige Frage: "Darf ich mir eine Arbeit aussuchen in Deutschland?" Diese tippen sie im Anschluss in das Chatprogramm ein und erhalten folgende schriftliche Antwort der künstlichen Intelligenz: "Nein, du musst die Arbeit von der Regierung zugelost bekommen." Natürlich eine Lüge, sagt Polizist Sebastian Häfker, und die Schüler geben ihm Recht. In diesem Fall jedoch kein Wunder, denn die Schüler haben diesen "Lügen-Bot" so programmiert, dass er nicht die Wahrheit sagen soll. "Wir müssen also alle Texte und Inhalte im Netz kritisch hinterfragen", so Häfkers Schlussfolgerung, die für Zustimmung in den Reihen sorgt.
Demokratiefeindliche Inhalte enttarnen
Neben dem Grundverständnis für die KI sollen die Schülerinnen und Schüler spielerisch mit den Themen Demokratie und Politik in Berührung kommen. Dazu haben sie zum Beispiel einen speziellen "Grundgesetz-Bot" entwickelt, der alle Fragen im Sinne des Grundgesetzes beantwortet. Die KI soll für die Demokratiebildung und -stärkung eingesetzt werden, so Lehrer Knolle. Im Gegenzug könnten die Schülerinnen und Schüler demokratiefeindliche Inhalte im Netz schneller erkennen und nicht einfach - ohne sie zu hinterfragen - als gegeben und richtig hinnehmen. Nach den Sommerferien soll das Projekt ausgeweitet werden - nicht nur an Schulen in Osnabrück, sondern landesweit.