Demokratie vermitteln: Neue Aufgabe für Polizei Osnabrück
Polizisten aus Osnabrück wollen demokratische Werte vermitteln. Bei der "Demokratie-Woche" der Polizei sprechen sie bei verschiedenen Aktionen über Toleranz, Fairness und Respekt.
Sebastian Häfker steht im Mittelkreis einer Turnhalle, ausgestattet mit einem Mikrofon. Jedes Kind, jeder Jugendliche hier soll ihn gut hören können. Denn Häfker will an diesem Vormittag jeden erreichen. Es geht um nicht weniger, als den Grundschülerinnen und Grundschülern Werte zu vermitteln: Toleranz, Fairness, Respekt. Und das mit spielerischen Mitteln und der Hilfe von Jugendlichen aus der Friedensschule, einer Oberschule in Osnabrück. Mit ihnen hatte der Polizeihauptkommissar am Vortag erarbeitet, wie sie sich einbringen und die Grundschüler an die Hand nehmen können. Sie sind wie eine Art Scouts in schwarzen T-Shirts mit dem Schriftzug "Demokratiefeindliche Inhalte enttarnen".
Ein Ziel: Weniger Berührungsängste mit der Polizei
Polizist Häfker trägt ganz bewusst seine Sportuniform. Denn durch dieses Angebot sollen auch Berührungsängste gegen ihn und seine Kollegen abgebaut werden. Eines der sportlichen Spiele: Schnick-Schnack-Schnuck, in vier Gruppen, mit viel Bewegung und angeleitet durch die größeren Schülerinnen und Schüler. Damit will Häfker sein Ziel erreichen: Die Grundschüler sollen erfahren, wie Sport verbindet und wie ein gemeinsames Ziel auch ein Weg zum demokratischen Denken sein kann.
Demokratie-Woche 2024 - Angebote für die Polizei
Während der "Demokratie-Woche" ist Häfkers Sportangebot für Kinder aber nur eine von zahlreichen Aktionen. Viele weitere richten sich intern an die Kolleginnen und Kollegen bei der Polizei selbst: Workshops, Begegnungen, Dialoge, Synagogen-, Moschee- und Gedenkstättenführungen vom Teutoburger Wald bis zur Küste stehen auf dem Programm - für insgesamt rund 3.000 Beamtinnen und Beamten der Polizeidirektion Osnabrück. Dabei haben sie auch die Möglichkeit, in eine für sie andere Welt einzutauchen. Gemeinsam mit Wohnungslosen entdecken sie Osnabrück, wie es kaum jemand kennt: Die Stadt der Ausgegrenzten, der Menschen ohne große Perspektive, deren Leben häufig durch Alkohol, Verrohung und Verwahrlosung bestimmt ist. Anlaufstellen, Schlafplätze und Aufenthaltsorte in der Innenstadt werden aufgesucht, die eine Rolle im Leben der wohnungslosen Menschen spielen. Ein Einblick in den Alltag von Armut und gesellschaftlicher Ausgrenzung.
Projektwoche steht für Wandel innerhalb der Polizeiarbeit
Das Ziel der internen Projektwoche: Die Sensibilität für Demokratie zu schärfen, sie nicht als selbstverständliches Konstrukt zu sehen, sondern aktiv für sie einzustehen. Der Präsident der Polizeidirektion Osnabrück Michael Maßmann betont, dass die Beamtinnen und Beamten sich in dieser Woche auch selbst reflektieren sollen: Wie gehen sie mit dem Gewaltmonopol um? Die Polizei will Flagge zeigen und ihre Arbeit stärker an der Situation in der Gesellschaft ausrichten. So steht diese Woche für einen Wandel innerhalb der Polizeiarbeit. Ein Angebot, das bundesweit Schule machen könnte. Was Präsident Maßmann aber auch wichtig ist: "Die ganz normale Polizeiarbeit ist natürlich auch weiterhin gewährleistet."