Kommentar: Ein starker und respektabler Schritt von Bode
Osnabrücks katholischer Bischof Franz-Josef Bode ist zurückgetreten. Er begründete dies mit seinem Umgang mit den Missbrauchsfällen im Bistum und mit seiner Gesundheit. Florian Breitmeier kommentiert.
Im vergangenen September offenbarte eine Studie der Universität Osnabrück: Bischof Franz-Josef Bode hat in seiner fast 28-jährigen Amtszeit zu lange die Interessen der Betroffenen sexualisierter Gewalt nicht konsequent genug im Blick gehabt. Hinweisen auf mögliche Missbrauchsfälle ging er nicht so nach, wie es nötig gewesen wäre, um erlittenes Leid zu lindern und neue Gefahrensituationen zu verhindern. Die Lernkurve setzte spät ein. Das hat viel Vertrauen gekostet - in Teilen der Mitarbeiterschaft und unter den Gläubigen. Im Bistum Osnabrück herrschte stets die Überzeugung, es anders, ja besser zu machen als in vielen anderen Diözesen: transparenter, offener, kommunikativer, gemeinschaftlicher. Und nun wurde vielen Gläubigen und Mitarbeitern klar, auch der allseits beliebte Bischof hat beim wichtigen Thema Missbrauch und Aufarbeitung schwere Fehler gemacht. Der Betroffenenrat Nord zeigte Bischof Franz-Josef Bode nach der Veröffentlichung der Studie im Vatikan an, forderte noch keinen Rücktritt, aber eine moralische Verantwortungsübernahme.
Bode hat es sich nie leicht gemacht
Es hat in den vergangenen Wochen und Monaten in Franz-Josef Bode gearbeitet. Er ist kein Bischof, der seinen Stiefel einfach durchzieht, sich klerikal abgrenzt, an der Macht klebt, Stimmungen im Bistum ignoriert und Kritik teflonartig an sich abprallen lässt. Im Gegenteil. Franz-Josef Bode, der dienstälteste Bischof, übernimmt mit seinem Rücktritt endlich persönliche Verantwortung für das Versagen einer gesamten Institution. Das ist ein starkes Signal, ein höchst respektabler Schritt. Leicht hat Bode es sich nie gemacht, der kluge und menschliche Kämpfer für Reformen in seiner Kirche.
Bistum Osnabrück ist stark genug, den Kurs der Aufarbeitung fortzuführen
Nach dem Ende der Synodalversammlungen sah Bode nun den richtigen Zeitpunkt gekommen. Auch hat er vieles im Bistum auf den Weg gebracht, Fakten geschaffen. Aber es braucht gerade in den kommenden Jahren viel Kraft in der krisengeschüttelten katholischen Kirche. Franz-Josef Bode sieht da jetzt andere am Zug und er traut es ihnen zu. Das spricht für ihn. Weil er nun doch bewusst von der Macht lassen kann, zeigt er, dass das Bistum Osnabrück stark genug ist, den eingeschlagenen Kurs der konsequenten Aufarbeitung sexualisierter Gewalt weiterzugehen.
Der Bischof wird im Reformprozess fehlen
Bode steht trotz gemachter Fehler in der Vergangenheit auch für eine Kirche, die aus Fehlern lernen kann. Und er steht für eine Kirche, die in der Welt von heute wirken will, mit einer stärkeren Beteiligung von Frauen und von den Gläubigen insgesamt im kirchlichen Alltag und an Feiertagen. Der beliebte Bischof wird nun fehlen im Reformprozess der katholischen Kirche. Er hat sich zweifellos große Verdienste erworben.
Konsequenter Schritt in die richtige Richtung
Bischof Bodes Rücktritt ist ein konsequenter Schritt in die richtige Richtung, wenn sich die Kirche ihrer Verantwortung im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal endlich entschiedener stellen will. Viele Schritte müssen da noch folgen. Nicht nur Rücktritte. Aber ein Schritt zurück kann auch neue Dynamik entfalten, neues Zutrauen in der Krise entfachen. Beides hat die Kirche dringend nötig. Ein Rücktritt vom Amt ist nicht alles. Aber ein Rücktritt kann eben auch ein gewaltiger Schritt nach vorn sein. Franz-Josef Bode hat diesen couragierten Schritt gemacht - für sich und für seine Kirche.