Gutachten zur Meyer Werft: Belegschaft verhalten optimistisch
Die Leitung der Meyer Werft in Papenburg zeigt sich angesichts eines vorläufigen Sanierungsgutachtens zuversichtlich. Wirtschaftsprüfer hatten der Werft eine positive Prognose ausgestellt.
Werftchef Bernd Eikens und der eingesetzte Sanierer Ralf Schmitz äußerten sich in einer am Montag verbreiteten Mitteilung optimistisch. Man sei überzeugt, die Meyer Werft wieder auf Wachstumskurs bringen zu können, heißt es darin. Das Unternehmen habe die Substanz, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und den Willen zu einem gemeinsamen Kraftakt. Allerdings liege "noch eine Wegstrecke vor uns", räumten Eikens und Schmitz ein. Ihren Angaben nach muss die Werft einen niedrigen dreistelligen Millionen-Betrag einsparen - vor allem beim Personal und im Einkauf. Für den Umbau des Unternehmens werde eine Zeitspanne von drei bis vier Jahren erwartet, heißt es in der Mitteilung weiter. Im Zuge dessen werde das Team um Sanierer Ralf Schmitz die Führung im Geschäftsbereich Finanzen übernehmen.
Geld bis Mitte September benötigt: "Das ist noch viel Paperwork"
Bis zum 15. September benötigt das Unternehmen frisches Geld. "Wir brauchen eine Zusage und entsprechende Kreditverträge - das ist noch viel Paperwork", so der Sanierer. Bis zum Jahr 2028 braucht die Meyer Werft insgesamt rund 2,7 Milliarden Euro. Dabei handele es sich nicht um Subventionen, sondern das seien übliche Kredite, um Investitionen zu tätigen, sagte Schmitz. Gespräche gebe es zwar bereits mit Banken, Land und Bund - allerdings noch keine Ergebnisse.
Betriebsrat: Belegschaft erleichtert
Am Montag wurde die Belegschaft der Meyer Werft in Papenburg über das Sanierungsgutachten informiert. Details waren bereits Ende vergangener Woche bekannt geworden. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte hält die Werft demnach für kreditwürdig und sanierungsfähig. Die Beschäftigten seien erleichtert, dass das Gutachten eine Perspektive für die Werft sehe, sagte der Vorsitzende der Betriebsrats, Andreas Hensen. Es sei aber klar, dass die Werft noch nicht endgültig gerettet sei.
Endgültiges Gutachten Ende August
Eine endgültige Version des Gutachtens soll es laut Werft möglichst Ende August geben. Es ist ausschlaggebend dafür, ob Bund und Land die Werft künftig finanziell unterstützen. Das Gutachten sei ein zentraler Baustein auf dem Weg, die Meyer Werft zu retten, und zeige Optimierungsmöglichkeiten sowie Wege zu einer besseren Wettbewerbsfähigkeit auf, hieß es nach Bekanntwerden der Ergebnisse am Freitag aus dem niedersächsischen Wirtschaftsministerium. Eine Bescheinigung für die Rettung der Meyer Werft sei das Gutachten aber noch nicht. Denn: Die Werft muss bis zum Jahr 2027 auch 400 Millionen Euro eigenes Kapital aufbringen. Dafür wird ein Investor gesucht. Sollte der bis Mitte September nicht gefunden werden, ist eine zeitlich befristete Beteiligung des Landes nach Informationen des NDR Niedersachsen nicht ausgeschlossen.
Lies: "Werft wieder wettbewerbsfähig machen"
Anders als bei anderen Sanierungsfällen habe die Meyer Werft kein Problem mit ihrem zukünftigen Geschäftsmodell, hatte Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) am Freitag gesagt. "Das Ziel lautet, die Werft in den nächsten drei Jahren wieder wettbewerbsfähig am Markt zu machen. Dieses Gutachten liefert die Grundlage dafür", so der SPD-Politiker. Es sei jetzt Aufgabe des Managements, den inzwischen eingeschlagenen Weg gemeinsam mit der Arbeitnehmerschaft konsequent weiterzugehen.
SPD und CDU glauben an Zukunft von Meyer Werft
Der Chef der CDU-Landtagsfraktion, Sebastian Lechner, sieht in dem positiven Gutachten eine "zentrale Grundlage für die Unterstützung durch das Land Niedersachsen und dem Bund". Mit dem Sanierungskonzept werde die Werft nun als "sanierungsfähig" eingestuft. Auf dieser Grundlage könnten Land und Bund nun die notwendige staatliche Hilfe gewähren, so Lechner am Freitag. Der SPD-Landtagsabgeordnete und langjährige Betriebsratsvorsitzende der Meyer Werft, Nico Bloem, sagte, das Gutachten zeige deutlich, dass das Geschäftsmodell der Werft zukunftsfähig sei. "Die Auftragslage und die Kundenstruktur sind stark und die Innovationskraft der Werft ist bei den Kunden höchst anerkannt", so Bloem.
Die Schieflage der Meyer Werft war zuletzt auch Thema im Haushaltsausschuss des Bundestags. Abgeordnete hatten daraufhin das Gutachten als Bedingung für mögliche Staatshilfen genannt.