Getötete 19-Jährige in Bramsche: Verdächtiger als Stalker bekannt
Nach der Tötung einer 19-Jährigen in Bramsche sitzt ein 20-Jähriger wegen Mordverdachts in U-Haft. Gegen ihn lief schon einmal ein Verfahren wegen Stalkings. Die Ermittlungen könnten Monate dauern.
Der Tatverdächtige war der Polizei offenbar bereits bekannt. 2020 geriet er wegen Stalkings ins Visier der Ermittler. Damals soll er einer jungen Frau nachgestellt haben. Dabei handele es sich aber nicht um die getötete 19-Jährige, sagte Alexander Retemeyer, Sprecher der Staatsanwaltschaft Osnabrück, am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Über die Stalking-Ermittlungen hatte zuvor die "Neue Osnabrücker Zeitung" berichtet. Das Verfahren wegen Nachstellung habe die Staatsanwaltschaft nach einer erzieherischen Maßnahme vor drei Jahren eingestellt, sagte Retemeyer.
Spurenlage und Handydaten werden ausgewertet
Die aktuellen Ermittlungen werden laut Retemeyer voraussichtlich noch mehrere Monate in Anspruch nehmen. "Aktuell werten wir die Spurenlage vor Ort aus, das wird eine wochenlange Kleinarbeit", sagte er dem NDR in Niedersachsen. Auch Handydaten wolle die Mordkommission auswerten. Bei der überwiegenden Zahl an Tötungsdelikten würden Gutachten angefordert werden. Ob ein Gutachten im aktuellen Fall erstellt wird, stand am Dienstag noch nicht fest. Käme es dazu, könnte das Auswirkungen darauf haben, welches Strafmaß Anwendung findet. 18- bis 21-jährige Heranwachsende könnten nach dem Jugend- oder dem Erwachsenenstrafrecht verurteilt werden. Im letzteren Fall sehe das Gesetz für Mord eine lebenslange Freiheitsstrafe vor.
Ergebnisse der Obduktion liegen vor
Unterdessen liegen die Ergebnisse der Obduktion des Leichnams vor. Damit lasse sich die Tat ziemlich genau rekonstruieren, sagte Retemeyer. Aus ermittlungstaktischen Gründen wollte er sich aber nicht dazu äußern. Zu ermitteln sei jetzt vor allem die Vorgeschichte zwischen Opfer und mutmaßlichem Täter. Polizei und Staatsanwaltschaft nehmen an, dass beide sich kannten. "Wir wissen nicht, wann sie sich kennengelernt haben", sagte Retemeyer. Eine längere Beziehung hatten die beiden laut dem Behördensprecher aber "definitiv nicht". Die Tat hatte sich in der Nacht zu Sonntag am Rande einer Geburtstagsfeier in einer Schützenhalle im Bramscher Ortsteil Pente ereignet.
Behörden: "Nicht an Spekulationen und Hetzjagden beteiligen"
In Bramsche kursiert unterdessen ein konkreter Name des mutmaßlichen Täters. Zu diesen Gerüchten wollte sich die Staatsanwaltschaft auf Nachfrage des NDR in Niedersachsen nicht äußern. Nur so viel: Der 20-jährige Tatverdächtige stamme aus dem Landkreis Osnabrück. Das Opfer kommt laut Polizei aus Ostercappeln, ebenfalls im Landkreis Osnabrück. "In den sozialen Netzwerken und Messengern gibt es eine Vielzahl von Gerüchten und Falschinformationen", hieß es am Montag in einer gemeinsamen Presseerklärung von Polizei und Staatsanwaltschaft. Die Ermittlungsbehörden forderten die Bürger dazu auf, "sich an diesen Spekulationen und Hetzjagden nicht zu beteiligen". Die Polizei erklärte, dass sie entsprechende Hassbotschaften in dem Fall im Netz verfolge. Diese seien strafbar.
Wurde 19-Jährige zuvor vergewaltigt?
Die Ermittler wollen auch herausfinden, ob die 19-Jährige vor ihrer Tötung Opfer eines Sexualdelikts geworden ist. Die "Auffindesituation" der Frau spreche dafür, sagte Retemeyer am Wochenende. Der Beschuldigte selbst habe sich zunächst nicht zu dem Geschehen geäußert. Der junge Mann sitzt in der Justizvollzugsanstalt Hameln in Untersuchungshaft. "Dieser Fall dürfte uns noch lange beschäftigen", sagte Retemeyer - auch mit Blick auf die vielen potenziellen Zeugen. Rund 150 Gäste hatten die Party am Samstag besucht.