Bramsche: "Hier kann man vor die Tür gehen, ohne sich zu sorgen"
Mit einer öffentlichen Gedenkveranstaltung haben die Menschen in Bramsche der getöteten Jugendlichen gedacht. Die Menschen in der Stadt sind von den Taten geschockt, der Bürgermeister macht aber auch Mut.
Rund 200 Menschen, darunter auch 30 Einsatzkräfte, sind am Samstagabend zu einer überkonfessionellen und interreligiösen Gedenkfeier in die evangelische St. Martin-Kirche in der Innenstadt von Bramsche zusammengekommen. Zu Beginn der Gedenkveranstaltung gab es eine Schweigeminute. Der Bürgermeister der 30.000-Einwohnerstadt bei Osnabrück, Heiner Pahlmann (SPD), begrüßte anschließend die Teilnehmenden. "Bramsche steht unter Schock - und auch ich stehe immer noch unter Schock", sagte Pahlmann. Er versicherte den Anwesenden jedoch, dass in Bramsche trotz der Vorfälle der vergangenen Tage niemand Angst haben müsse. "Hier kann man vor die Tür gehen, ohne sich Sorgen machen zu müssen."
"Den Tätern mit der Kraft der Gemeinschaft begegnen"
Superintendent Joachim G. Cierpka sagte, man sei an diesem Abend an diesem Ort, um dem Entsetzen, dem Schmerz und der Trauer Ausdruck zu verleihen. "Es gilt, den Tätern, die Einzelne zu Opfern machen und damit manchmal die ganze Gesellschaft in Geiselhaft nehmen, mit der Kraft und dem Willen der Gemeinschaft zu begegnen", so Cierpka. "Wir wollen miteinander leben, anders, gut, achtsam, umsichtig, zuvorkommend."
Aktion gegen Verrohung und Gleichgültigkeit
Auf der Gedenkfeier lagen Buttons zum Anstecken aus, die Aufschrift: "Mitmenschlichkeit in Bramsche". Cierpka nannte "Mitmenschlichkeit in Bramsche" eine Keimzelle gegen die Verrohung der Sprache, verachtendem Umgang und Gleichgültigkeit. Pahlmann und Cierpka würdigten zudem die Arbeit der Rettungskräfte. Zum Abschluss der Versammlung bekamen diese eine rote Tulpe geschenkt. "Wir wollen es nicht ertragen, wenn Helferinnen und Helfer, Feuerwehr oder Polizei angegriffen oder geschmäht werden", sagte Cierpka.
Mitschüler wählten Lieder für Gedenkfeier aus
Neben den christlichen Kirchen nahm auch die Türkisch-Islamische Gemeinde Bramsche teil. Deren Vertreter rezitierte eine Sure aus dem Koran: "Und tötet kein Leben, das Allah gewährt hat." Vor Ort lagen zwei Kondolenzbücher aus. Außerdem gab es die Möglichkeit, eine Kerze für die Opfer zu entzünden. Mitschülerinnen und Mitschüler des 16-Jährigen hatten Lieder für das Gedenken ausgewählt.
IGS Bramsche trauert um 16-Jährigen
Bereits am Donnerstag wurde an der IGS Bramsche um das 16-jährige Opfer getrauert. Fast alle der 550 Schülerinnen und Schüler nahmen daran teil. Auch Familienmitglieder waren zu der Veranstaltung eingeladen.
16-Jähriger und 19-Jährige wurden Opfer von Gewaltverbrechen
Anfang vergangener Woche hatte ein 81-Jähriger auf einen 16-Jährigen geschossen und ihn so schwer verletzt, dass der Jugendliche am Mittwoch an den Folgen seiner Verletzungen starb. Gegen den 81-Jährigen wurde ein Haftbefehl wegen Mordes und versuchten Totschlags erlassen. Am darauffolgenden Sonntagmorgen wurde im Bramscher Ortsteil Pente eine 19-Jährige in der Nähe einer Schützenhalle schwer verletzt gefunden. Im Krankenhaus konnte nur noch der Tod der jungen Frau festgestellt werden. Ein 20-Jähriger wurde wenige Stunden später in seiner Wohnung festgenommen. Die Ermittler untersuchen zudem, ob die junge Frau Opfer eines Sexualdelikts wurde.