Geldautomaten-Sprengungen: Banden rüsten auf, Banken ziehen nach

Stand: 02.10.2023 12:44 Uhr

Jahrelang hatten es die Täter nicht schwer, Geldautomaten zu knacken, mittlerweile sogar mit Sprengstoff. Doch eine neue Technik, vertrieben von einer Firma aus Bramsche, macht Banken und Polizei Hoffnung.

von Joop Wösten

Mittlerweile sind viele Geldautomaten in Deutschland gegen Gasexplosionen gesichert. Doch die Täterbanden, die meist aus den Niederlanden kommen und laut den Ermittlern sehr gut organisiert sind, haben sich den neuen Gegebenheiten angepasst.

Mit Festsprengstoff werden Menschen gefährdet

An das Bargeld kommen sie jetzt mit sogenanntem Festsprengstoff. Das sind oftmals Sprengladungen, die die Täter selbst zusammengebaut haben. Durch die Detonationen, die diese Festsprengstoffe auslösen, entsteht ein enormer Schaden. Nicht nur die Geldautomaten werden zerstört, auch die umliegenden Gebäude werden teils massiv beschädigt. Weil diese in der Regel bewohnt sind, nehmen die Täter hier offenbar ganz bewusst auch Personenschäden in Kauf.

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Gesprengte Geldautomaten: Weniger Taten im laufenden Jahr

Aber auch auf der Seite der Bekämpfung tut sich endlich etwas. Zwar ist die Anzahl der Geldautomaten-Sprengungen nach wie vor sehr hoch. Etwa 500 Taten gibt es pro Jahr in Deutschland. Nur: Die Tatorte verlagern sich. In den hauptsächlich betroffenen Bundesländern Niedersachsen und NRW ist ein deutlicher Rückgang an Sprengungen zu spüren. In Niedersachsen sogar um etwa die Hälfte. Gut 20 Taten waren es bis September - im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres wurden 50 Sprengungen gezählt.

Bei Automaten-Sprengung macht Tinte die Geldscheine unbrauchbar

Ein Grund für den Rückgang dürfte die Aufrüstung der Bankautomaten mit Tinte sein, genauer: einem sogenannten passiven Tinten-System - einer Neuheit auf dem deutschen Markt. Eine Firma aus Bramsche bei Osnabrück, die im Kerngeschäft alte Geldautomaten recycelt und wartet, hat die Idee aus Südafrika importiert. Dort hat man schon länger Erfolg mit dem passiven System. Passiv bedeutet, dass bei einer Erschütterung des Automaten wie einer Explosion die Tintenkartuschen in den Geldkassetten automatisch aufbrechen. Die Tinte ergießt sich über die Scheine, die somit unbrauchbar werden. Bisherige aktive Systeme brauchten noch einen zusätzlichen, meist elektronischen Impuls.

Karte: Hier gab es seit 2023 Geldautomatensprengungen oder Versuche

Banken rüsten mit neuer Technik gegen Automaten-Sprengungen auf

Sprengversuche mit Geldautomaten auf dem Truppenübungsplatz in Munster haben die Wirksamkeit der passiven Technik bestätigt. Viele Kreditinstitute haben daraufhin ihre Automaten aufgerüstet. Offenbar hat diese Technik eine große abschreckende Wirkung auf die Täter.

Deutsche Polizei vernetzt sich mit niederländischen Kollegen

Ein weiterer Grund für den Rückgang der Sprengungen: Die Ermittler hätten sich in letzter Zeit besser vernetzt, sagt Alexander Retemeyer von der Staatsanwaltschaft Osnabrück. "Durch die Zusammenarbeit mit den niederländischen Kollegen kann schneller reagiert werden, und wir haben schon einige Fahndungserfolge."

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