FFP2-Maskenproduktion vor dem Aus - ist das eigentlich schlau?
Während der Corona-Krise hat Kassem Taleb im Landkreis Osnabrück mit 120 Mitarbeitern täglich bis zu 250.000 FFP2-Masken hergestellt. Heute, mit nur noch fünf Mitarbeitern, baut er die Maschinen wieder ab.
Drei Meter hohe Rollen mit weißem Vlies balanciert der Gabelstapler auf einer Palette Richtung Lkw. 2020 war das Rohmaterial, aus dem FFP2-Masken hergestellt werden, viel Geld wert. Heute will es niemand mehr haben, auch beim Maskenhersteller MSK in Alfhausen ist die Nachfrage nach Masken gering.
Nach der Pandemie: Masken müssen entsorgt werden
Der MSK-Gründer und Geschäftsführer Kassem Taleb sitzt selbst auf dem Gabelstapler. Das Material soll nun eingelagert werden, sagt er. Vielleicht könne er es irgendwann mal wieder brauchen, vielleicht muss er es später aber auch entsorgen. So wie zuletzt acht volle Lkw mit 1,5 Millionen Masken, deren Verfallsdatum abgelaufen war. Nach der Corona-Krise mit Maskenpflicht brach die Nachfrage ein. Masken wollte niemand mehr haben.
Maschinen für FFP2-Masken werden verschrottet
Auch die Fabrikhallen in Alfhausen seien schon verkauft, berichtet der studierte Maschinenbauer. Jetzt müsse alles raus. In einem der Räume stehen mehrere auseinandergebaute Produktionsstraßen für FFP2-Masken mit Klarsichtfolie umwickelt. Auch sie sollen eingelagert, wahrscheinlicher aber sogar verschrottet werden. Das bringe steuerliche Vorteile, sagt Taleb. Dabei würde er die Maschinen lieber behalten, um sie im Falle einer erneuten Pandemie herausholen zu können. Doch die Lagerung und Instandhaltung kostet Geld.
Unternehmen und Staat kaufen Masken wieder in China
Eigentlich müsste Taleb nicht knapp kalkulieren. Er hat während der Pandemie gutes Geld verdient und mehrere Millionen Euro gemacht. Damals hat er das Bundesgesundheitsministerium mit Masken beliefert. Ein Euro fünfzig pro Stück hat er bekommen. Doch die Zeiten sind vorbei. Aktuell bekommt er für eine Maske 14 Cent, wenn er denn überhaupt Abnehmer findet. Denn viele Unternehmen und auch der Staat kaufen inzwischen wieder in China ein, dort seien die Masken günstiger zu bekommen.
Noch wenige Hersteller von Atemschutzmasken in Deutschland
So wie MSK in Alfhausen machen gerade viele Maskenhersteller in Deutschland dicht. Der Maskenverband Deutschland e. V. spricht von maximal vier bis fünf Herstellern, die noch in Deutschland produzieren. 2020 seien es mehr als 100 gewesen. Und die, die aktuell noch produzieren, tun dies nur noch mit maximal zehn Prozent ihrer vorherigen Kapazitäten. Tendenz fallend. Das wird im Fall einer Pandemie nicht reichen. Da sind sich Experten sicher. Dabei hat die Corona-Pandemie gezeigt, wie wichtig es ist, kritische Infrastruktur im eigenen Land zu halten. Damals gab es kaum Maskenhersteller in Deutschland. Die Ware wurde aus Fernost importiert. Doch als China die Grenzen schloss, war auch Europa abgeschnitten von den chinesischen Maskenherstellern.
Für eine "Nationale Reserve Gesundheitsschutz" fehlt das Geld
Damit dies nicht noch einmal passiert, gab es 2020 Bestrebungen der Politik, eine sogenannte Nationale Reserve Gesundheitsschutz einzurichten. Doch laut Bundesgesundheitsministerium fehlt dafür aktuell das Geld. Nur 103 Millionen FFP2-Masken lagert der Bund aktuell. Weil die Filterleistung mit der Zeit nachlässt, müssen diese immer wieder getauscht werden. Bei den wenigen Masken, die der Bund deshalb noch einkaufe, sei es keine Vorgabe, dass die Masken in Deutschland produziert seien, sagt Christian Scharlach vom Deutschen Maskenverband. Deshalb erhielten ausländische Produzenten meist den Zuschlag, weil sie billiger anbieten können.
Hersteller Kassem Taleb orientiert sich neu
Ein Fehler - findet Kassem Taleb aus Alfhausen. Nur durch staatliche Nachfragen sei es möglich, dass die Maskenherstellung in Deutschland weiter läuft. Er will sich jetzt auf die Herstellung von Automaten für Arbeitsmittel konzentrieren. Auch Masken sollen die Automaten ausgeben, die kommen dann aber wahrscheinlich nicht mehr aus Deutschland.