Ein Jahr nach Atom-Aus: Rückbau des AKW Emsland rückt näher
Vor einem Jahr sind die letzten drei Atomkraftwerke in Deutschland vom Netz gegangen. Für das Atomkraftwerk Emsland in Lingen will Umweltminister Meyer den Rückbau in diesem Jahr erlauben.
Noch werden die Antragsunterlagen des Kraftwerkbetreibers RWE von Land und Bund geprüft. Für den Rückbau gelten hohe Sicherheitsstandards. Um die Radioaktivität im Gebäude zu senken und Mitarbeitende zu schützen, wurden im März bereits die Systeme des Primärkreislaufs gereinigt. "Wir rechnen damit, dass wir dieses Jahr die Genehmigung für den Rückbau erteilen", sagt Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne). Bis dahin bereiten die 310 Mitarbeitenden auf der Anlage den Rückbau vor.
Ende der 2030er-Jahre soll Anlage frei von Radioaktivität sein
Bis die Anlage frei von Radioaktivität sein wird, wird es aber noch gut 15 Jahre dauern. Erst dann wird laut RWE mit dem konventionellen Rückbau begonnen. Derzeit liegen 718 Brennelemente in Abklingbecken - darin werden Radioaktivität und Temperatur verringert. Danach werden die Brennelemente in Castorbehälter gepackt und wandern ins benachbarte Zwischenlager.
Atomkraftgegner: Nach AKW auch Brennelementefabrik in Lingen schließen
Unweit von AKW und Zwischenlager liegt die Brennelementefabrik in Lingen. Sie hat eine unbegrenzte Betriebsgenehmigung und will demnächst auch Brennelemente für Reaktoren russischer Bauart herstellen. Dabei sollen russische Spezialisten helfen. Der Lingener Atomkraftgegner Alexander Vent will das verhindern. "Deutschland hat den Atomausstieg beschlossen, also brauchen wir auch keine Brennelemente. Es ist daher zwingend notwendig, auch die Brennelementefabrik zu schließen", so Vent.
Energiestandort Lingen wechselt auf Wasserstoff
Für die Stadt Lingen habe das Aus für das Atomkraftwerk einen Wandel eingeläutet, so Oberbürgermeister Dieter Krone (parteilos). Kraftwerksbetreiber RWE setzt hier jetzt auf große Wasserstoffprojekte. "Wir sind Standort Nummer eins für grünen Wasserstoff. Hier werden Milliarden-Investitionen getätigt", sagt Krone. Der Energiestandort Lingen funktioniere weiter und sei jetzt grün aufgestellt, gibt er sich zuversichtlich. Mit dem Kapitel Atomkraft habe man hier abgeschlossen, sagt Krone.