Drohbriefe an Moscheen: 50-Jähriger gesteht 41 Taten

Stand: 10.10.2023 15:15 Uhr

Die Polizei in Osnabrück hat den mutmaßlichen Verfasser von Drohbriefen ermittelt, die an verschiedene Moscheegemeinden gingen. Der 50-Jährige aus Nordrhein-Westfalen hat ein Geständnis abgelegt.

Auf die Spur kamen die Ermittler dem Mann nach ersten Hinweisen in Zeugenvernehmungen. Daraufhin wurden mit Unterstützung der "Deutschen Post security" die Verteilwege der Briefe ausgewertet. So erhärtete sich der Verdacht gegen den 50-Jährigen aus Hagen (NRW). Seine Vernehmung bei der Polizei dauerte schließlich fünf Stunden. Darin gestand er 41 Taten. Die Droh- und Beleidigungsschreiben soll der Verfasser im Jahr 2017 sowie ab 2020 hauptsächlich an muslimische Religionsgemeinschaften versandt haben, teilte die Polizei Osnabrück mit. Vereinzelt erhielten aber auch andere öffentliche oder christliche Einrichtungen in Niedersachsen sowie in Hessen, Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen die Drohbriefe.

Motiv war offenbar Rache an Osnabrücker Familie

Die meisten der Briefe wiesen einen Bezug zur rechtsextremen Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) auf und enthielten Hakenkreuze. Trotz der entsprechenden Inhalte gebe es aber keine Hinweise auf ein politisches Motiv, heißt es von den Ermittlern. Sie sprechen von einem Motiv im privaten Umfeld des Mannes. Die Schreiben wurden alle mit dem Namen einer real existierenden Familie aus Osnabrück unterzeichnet. Zwischen ihr und dem mutmaßlichen Täter habe es einen Konflikt im Zusammenhang mit einer geschäftlichen Beziehung gegeben. Daraus sei dem Mann ein finanzieller Schaden entstanden.

Verdächtiger auf freiem Fuß

Die Staatsanwaltschaft Osnabrück ermittelt jetzt gegen den Verdächtigen wegen übler Nachrede und Verleumdung, Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und Verstoßes gegen das Kunsturhebergesetz. "Die betroffene Familie war in den Briefen unverpixelt auf Fotos abgebildet", sagte der Osnabrücker Oberstaatsanwalt Alexander Retemeyer. Der 50-Jährige ist weiter auf freiem Fuß. Es sei nicht zu erwarten, dass er flieht oder in den Untergrund geht, so Retemeyer. "Wichtig ist für uns, dass wir in Osnabrück keinen NSU 2.0 und keine rechtsextremistische Terrorzelle haben."

Innenministerin Behrens reagiert erleichtert

Die niedersächsische Innenministerin Daniela Behrens (SPD) zeigte sich erleichtert, dass die Taten aufgeklärt sind und bedankte sich bei den Ermittlern. "Die unsäglichen Drohschreiben haben bei den betroffenen Personen, Einrichtungen und Glaubensgemeinschaften in den vergangenen Monaten eine Menge Verunsicherung und Angst geschürt." Dieser Spuk sei nun vorbei, so Behrens. Ähnlich äußerte sich der Osnabrücker Polizeipräsident Michael Maßmann: "Menschen wurden wegen ihrer Religion und Herkunft bedroht und beleidigt. Als Polizei in einer wehrhaften Demokratie schreiten wir bei einem solchen Verhalten konsequent ein."

Weitere Informationen
Eine Frau wirft einen Standardbrief in einen Briefkasten. © picture alliance/dpa Foto: Marijan Murat

Drohbriefe gegen Moscheen: Polizei vermutet Rufmord-Kampagne

Ermittlungen zufolge soll eine Familie aus Osnabrück verunglimpft werden. Die ist laut Polizei nicht verantwortlich. (09.08.2023) mehr

Ein Postbote wirft ein Brief in einen Briefkasten. © picture alliance / Kirchner-Media/Wedel | Kirchner-Media/Wedel Foto:  Kirchner-Media/Wedel

Drohbriefe: Verband fordert Polizeischutz für Moscheen

Die Behörden sollten nicht warten, bis etwas passiert. Bundesweit wurden laut Polizei 34 Drohbriefe mit "NSU 2.0" verschickt. (08.08.2023) mehr

Dieses Thema im Programm:

Hallo Niedersachsen | 09.10.2023 | 19:30 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Rechtsextremismus

Mehr Nachrichten aus der Region

Einsatzkräfte stehen in Surwold an einer Unfallstelle neben einem Pkw und einem Lkw. © Nord-West-Media TV

23-Jährige wird bei Unfall in Surwold schwer verletzt

Die Frau war am Dienstag mit ihrem Auto gegen einen Lkw geprallt, der gerade rückwärts auf ein Grundstück fahren wollte. mehr

Aktuelle Videos aus Niedersachsen