Drohbriefe an Moscheen: 50-Jähriger gesteht 41 Taten
Die Polizei in Osnabrück hat den mutmaßlichen Verfasser von Drohbriefen ermittelt, die an verschiedene Moscheegemeinden gingen. Der 50-Jährige aus Nordrhein-Westfalen hat ein Geständnis abgelegt.
Auf die Spur kamen die Ermittler dem Mann nach ersten Hinweisen in Zeugenvernehmungen. Daraufhin wurden mit Unterstützung der "Deutschen Post security" die Verteilwege der Briefe ausgewertet. So erhärtete sich der Verdacht gegen den 50-Jährigen aus Hagen (NRW). Seine Vernehmung bei der Polizei dauerte schließlich fünf Stunden. Darin gestand er 41 Taten. Die Droh- und Beleidigungsschreiben soll der Verfasser im Jahr 2017 sowie ab 2020 hauptsächlich an muslimische Religionsgemeinschaften versandt haben, teilte die Polizei Osnabrück mit. Vereinzelt erhielten aber auch andere öffentliche oder christliche Einrichtungen in Niedersachsen sowie in Hessen, Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen die Drohbriefe.
Motiv war offenbar Rache an Osnabrücker Familie
Die meisten der Briefe wiesen einen Bezug zur rechtsextremen Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) auf und enthielten Hakenkreuze. Trotz der entsprechenden Inhalte gebe es aber keine Hinweise auf ein politisches Motiv, heißt es von den Ermittlern. Sie sprechen von einem Motiv im privaten Umfeld des Mannes. Die Schreiben wurden alle mit dem Namen einer real existierenden Familie aus Osnabrück unterzeichnet. Zwischen ihr und dem mutmaßlichen Täter habe es einen Konflikt im Zusammenhang mit einer geschäftlichen Beziehung gegeben. Daraus sei dem Mann ein finanzieller Schaden entstanden.
Verdächtiger auf freiem Fuß
Die Staatsanwaltschaft Osnabrück ermittelt jetzt gegen den Verdächtigen wegen übler Nachrede und Verleumdung, Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und Verstoßes gegen das Kunsturhebergesetz. "Die betroffene Familie war in den Briefen unverpixelt auf Fotos abgebildet", sagte der Osnabrücker Oberstaatsanwalt Alexander Retemeyer. Der 50-Jährige ist weiter auf freiem Fuß. Es sei nicht zu erwarten, dass er flieht oder in den Untergrund geht, so Retemeyer. "Wichtig ist für uns, dass wir in Osnabrück keinen NSU 2.0 und keine rechtsextremistische Terrorzelle haben."
Innenministerin Behrens reagiert erleichtert
Die niedersächsische Innenministerin Daniela Behrens (SPD) zeigte sich erleichtert, dass die Taten aufgeklärt sind und bedankte sich bei den Ermittlern. "Die unsäglichen Drohschreiben haben bei den betroffenen Personen, Einrichtungen und Glaubensgemeinschaften in den vergangenen Monaten eine Menge Verunsicherung und Angst geschürt." Dieser Spuk sei nun vorbei, so Behrens. Ähnlich äußerte sich der Osnabrücker Polizeipräsident Michael Maßmann: "Menschen wurden wegen ihrer Religion und Herkunft bedroht und beleidigt. Als Polizei in einer wehrhaften Demokratie schreiten wir bei einem solchen Verhalten konsequent ein."