Bundespräsident Steinmeier beendet "Ortszeit" in Nordhorn
Für drei Tage hat Bundespräsident Steinmeier seinen Amtssitz diese Woche nach Nordhorn verlegt. Zum Abschluss hat er am Donnerstag Menschen aus Niedersachsen mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt.
Sein dreitägiger Besuch fand im Zuge der Reihe "Ortszeit Deutschland" statt. Laut dem Bundespräsidialamt war die Ortszeit in Nordhorn (Grafschaft Bentheim) bislang eine der am besten besuchten. Auch die Polizei ist nach eigenen Angaben zufrieden. Es habe keine Situationen gegeben, die für den Bundespräsidenten gefährlich waren, sagte ein Sprecher dem NDR Niedersachsen. Mehrere Hundert Kräfte seien während seines Aufenthalts im Einsatz gewesen.
Steinmeier: "Ton in der Gesellschaft hat sich geändert"
Am Dienstag, dem ersten Tag seines Besuchs, hatte sich Steinmeier in das Goldene Buch der Stadt Nordhorn eingetragen und sich mit Kommunalpolitikerinnen und -politikern getroffen. Er wolle dorthin gehen, wo die Scheinwerfer der Öffentlichkeit nicht jeden Tag hingerichtet sind - in kleinere und mittlere Städte im ländlichen Raum, sagte Steinmeier. "Der Ton in der Gesellschaft hat sich geändert." Viele würden sich nicht gesehen und nicht gehört fühlen, so der Bundespräsident.
Diskussion über Zuwanderung
Am Mittwoch hatte der Bundespräsident eine Bootsfahrt mit Schülerinnen und Schülern auf dem Fluss Vechte unternommen. Anschließend ging er über den Wochenmarkt in Nordhorn. Bei einer Diskussion mit Bürgerinnen und Bürgern im Kino ging es um das Thema Zuwanderung. Steinmeier warnte dabei vor einem Schwarz-Weiß-Denken: "Es ist ein Thema mit vielen Facetten", sagte er. Am Mittwochnachmittag fuhr der Bundespräsident mit dem Fahrrad in den niederländischen Nachbarort Denekamp. Dort traf er auch das niederländische Staatsoberhaupt König Willem-Alexander.
Auszeichnungen mit Bundesverdienstkreuz
Am letzten Tag seines dreitägigen Aufenthalts besuchte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eine Tischlerei, um über die Probleme zu sprechen, die die wirtschaftliche Lage im Moment bereitet. Anschließend stand im Kloster Frenswegen die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an. 14 engagierten Menschen aus Niedersachsen wurde der Orden verliehen, darunter Heinz Dierker aus Cloppenburg, der Hinterbliebenen Unfallopfern oder Verbrechen hilft und Ortrud Kreft aus Westerstede, sie organisiert Kunstprojekte für Jugendliche.
Bundespräsident: "In Nordhorn wird Europa täglich erlebt"
Die Stadt Nordhorn sieht das Staatsoberhaupt als "Mutmacherbeispiel" für andere deutsche Gemeinden. Vor 30 Jahren sei die Region und somit auch Nordhorn stark vom Niedergang der Textilindustrie in Deutschland betroffen gewesen. Er selbst habe die Kreisstadt damals kennengelernt und es sei die Rede vom "Abschwung" gewesen, sagte Steinmeier. "Das Gegenteil ist der Fall gewesen." In Nordhorn sei es gelungen, den Strukturwandel erfolgreich zu gestalten - etwas, "was an vielen anderen Stellen in Deutschland nicht in gleicher Weise gelingt." Die Stadt profitiere auch von der Nähe zu den Niederlanden. "Es ist eine Stadt im grenznahen Raum, wo Europa täglich erlebt wird", so der Bundespräsident.
Das war das Programm der "Ortszeit Deutschland" in Nordhorn
Dienstag, 15. Oktober:
- Ankunft am Bahnhof Nordhorn
- Eintrag ins Goldene Buch der Stadt
- Gespräch mit Kommunalpolitikern
- Pflanzung eines klimaresistenten Baumes vor dem Rathaus
- Gang durch die Fußgängerzone
- Aufnahme der Amtsgeschäfte im Riverside Hotel
- Solidaritätskonzert für die Ukraine - zugunsten der Partnerstadt Tschuhujiw - im Konzert- und Theatersaal in Nordhorn
- Bootsfahrt mit Rangern des Tierparks Nordhorn und zehn Schülern
- Besuch auf dem Wochenmarkt
- Diskussion über Zuwanderungspolitik im Kino
- Fahrradtour in die niederländische Nachbargemeinde Dinkelland und Treffen mit König Willem-Alexander
- "Kaffeetafel kontrovers" mit Diskussionen mit Bürgern
- Besuch bei der Feuerwehr
- Besuch bei der Firma Rosink Objekteinrichtungen (Tischlerei)
- Steinmeier verleiht Bundesverdienstorden an elf Bürgerinnen und Bürger Niedersachsens
13. Etappe von Steinmeiers Rundreise
Nordhorn ist die 13. Station der "Ortszeit Deutschland" genannten Tour, die Steinmeier derzeit durch die Bundesrepublik unternimmt. Bei der Rundreise wird der Amtssitz vom Schloss Bellevue in Berlin zeitweise in Regionen verlegt, die üblicherweise nicht so viel Aufmerksamkeit erfahren. Steinmeiers zeitweiliger Amtssitz in Nordhorn war ein Saal im Riverside Hotel, wie die Stadt Nordhorn dem NDR Niedersachsen erklärte. Mit dem Hissen der Standarte werde der Saal formal für die drei Tage der Amtssitz, hatte ein Sprecher des Bundespräsidenten im Vorfeld der Reise gesagt. Dort hat sich Steinmeier seinen regulären Tätigkeiten gewidmet. Mit ihm sind demnach etwa 20 weitere Personen aus seiner Delegation angereist, dazu gehören das Sicherheitspersonal und Mitarbeitende, die für die Pressearbeit, Vorbereitungen der Termine und das Protokoll zuständig sind.