Bombenräumung in Osnabrück: Schaulustige verzögern Arbeiten

Stand: 17.11.2024 20:46 Uhr

Fachleute haben alle sieben Verdachtsfälle in Osnabrück als Weltkriegsbomben unterschiedlicher Größe identifiziert. Eine ist bereits zerschellt. Nun wurden die ersten Bomben entschärft.

Bei den vier bereits unschädlich gemachten Bomben handelte es sich um britische und amerikanische Sprengkörper aus dem Zweiten Weltkrieg. Zuvor seien alle Verdachtsfälle als Bomben mit Aufschlagzünder identifiziert worden, heißt es im Live-Blog der Stadt Osnabrück. Schaulustige würden allerdings immer wieder versuchen, in die Evakuierungszone einzudringen, und damit die Arbeiten der Sprengmeister unnötig in die Länge ziehen. Die Polizei Osnabrück bat daher eindringlich darum, das Sperrgebiet noch nicht zu betreten.

Sechs der sieben Blindgänger noch gefährlich

Bei drei gefundenen Bomben handelt es sich um britische 500-Pfund-Bomben, so die Stadt. Dazu kommen je zwei 100- und eine 1.000-Pfund-Bombe. Am Ende werde entschieden, wie mit den Blindgängern umzugehen sei, die nicht entschärft werden können. Der siebte Verdachtsfall stellte sich als harmlos heraus: Eine 500-Pfund-Bombe sei bereits zerschellt und könne abtransportiert werden, so die Stadt. Wie lang der Einsatz insgesamt dauere, sei unklar, hieß es.

Einige Betroffene schlafen zusammengekauert auf einem Tisch im Evakuierungszentrum der Stadt in einer Schule. © dpa Foto: Friso Gentsch
AUDIO: Bombenräumung in Osnabrück: 14.000 Menschen in Sicherheit gebracht (4 Min)

So viele Verdachtspunkte "wie noch nie an einem Tag"

Bauarbeiter hatten die verdächtigen Gegenstände bei Bodenarbeiten entdeckt. "Selbst für Osnabrück ist das hier etwas Besonderes," sagte Stadtsprecher Simon Vonstein am Sonntag. Auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs im künftigen Lokviertel waren im Vorfeld insgesamt sieben Verdachtspunkte identifiziert worden. Das seien "so viele wie noch nie an einem Tag in Osnabrück", teilte die Stadt mit.

Evakuierung: Nicht alle wollten Gebiet freiwillig verlassen

Seit kurz nach 7 Uhr am Sonntagmorgen kontrollierte die Polizei das Evakuierungsgebiet. Auch Drohnen flogen über den Bereich und suchten nach Menschen, die sich noch dort aufhielten. Nicht alle Bürgerinnen und Bürger seien einsichtig gewesen, sagte ein Polizeisprecher dem NDR Niedersachsen. Einige habe man aus ihren Wohnungen hinausbegleiten und mehrere Türen hätten gewaltsam geöffnet werden müssen. Alles in allem sei die Evakuierung aber "friedlich verlaufen und durchaus schnell gegangen".

Hauptbahnhof Osnabrück nicht mehr angefahren

Insgesamt waren rund 14.000 Menschen aufgefordert, wegen des Einsatzes ihre Häuser und Wohnungen zu verlassen. Wer sich nicht daran hielt, muss nun mit einem Bußgeld von bis zu 5.000 Euro rechnen. Von der Evakuierung betroffen sind die Stadtteile Fledder, Schinkel sowie die Innenstadt. Eine Übersicht mit allen betroffenen Adressen gibt es hier. Insgesamt gehe es um 8.650 Haushalte und rund 300 Gewerbeadressen, so die Stadt. Der Hauptbahnhof wurde für die Dauer der Arbeiten gesperrt, die Bahn leitete Züge um und organisierte einen Ersatzverkehr.

Mehrere Hundert Menschen im Evakuierungszentrum

Evakuierungsbereich für die Bombenentschärfung in Osnabrück am 17. November 2024 © Stadt Osnabrück
In diesem Bereich müssen Bewohner ihre Häuser verlassen.

Die Stadt Osnabrück hat in der Gesamtschule Schinkel für Anwohnerinnen und Anwohner ein Evakuierungszentrum eingerichtet. Dort befinden sich nach Informationen von NDR Niedersachsen aktuell zwischen 400 und 500 Menschen. Informationen erhalten betroffene Bürgerinnen und Bürger über eine Service-Hotline. Sie ist unter der Telefonnummer (0541) 323 44 90 erreichbar und laut Stadt bis zum Ende der Maßnahme geschaltet. Außerdem informiert die Stadt in einem Live-Ticker auf ihrer Webseite. Die Polizei hält die Menschen zudem über ihren Whatsapp-Kanal auf dem Laufenden. Es ist das erste Mal, dass die Polizei den Kanal bei einem Großeinsatz nutzt. Die Behörde ist seit Ende August nicht mehr bei X - als erste Polizeibehörde in Deutschland.

Krankenhäuser vor Bombenentschärfung weitgehend geräumt

Im Evakuierungsradius befinden sich auch drei Altenpflege-Einrichtungen und zwei Krankenhäuser: das Marienhospital und das Christliche Kinderkrankenhaus. Nach Angaben des Leiters des städtischen Ordnungsamtes, Thomas Cordes, wurden beide im Vorfeld weitgehend geräumt. Die Patientinnen und Patienten sowie das Personal auf den Intensivstationen blieben allerdings, sagte er. Für sie wäre eine Verlegung zu risikoreich gewesen. Im Marienhospital befinden sich den Angaben zufolge noch rund 170 Patientinnen und Patienten.

Ordnungsamt: Sonntag ist der beste Tag

Evakuierungen aufgrund von Bombenfunden kamen in Osnabrück in den vergangenen Jahren immer wieder vor, da im Zweiten Weltkrieg viele Bomben über der Stadt abgeworfen wurden. "Wir haben quasi schon zu Beginn der Bodenarbeiten damit gerechnet, Verdachtsstellen zu finden", so der Ordnungsamtsleiter. Allerdings seien sonst weniger Anwohnerinnen und Anwohner von den Evakuierungen betroffen.

Der Sonntag wurde absichtlich für die Bombenräumung ausgewählt. Andernfalls wären die Auswirkungen noch spürbarer geworden, so Cordes. "Stellen Sie sich einfach mal vor, wir würden das unter der Woche, machen. Dann hätten wir nicht nur die Bewohner, die betroffen wären, dann wären auch noch viel mehr Büros, Firmen und Betriebe betroffen". Sonntag sei der Tag mit den geringsten Beeinträchtigungen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 17.11.2024 | 19:30 Uhr

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Osnabrück

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