Weihnachtshochwasser kostet Versicherungen 200 Millionen Euro
Das Weihnachtshochwasser soll in Nord- und Mitteldeutschland zu versicherten Schäden von schätzungsweise 200 Millionen Euro geführt haben. Davon geht der Gesamtverband der Versicherer (GDV) aus.
Länder und Kommunen hätten bei Prävention und Klimafolgenanpassung große Defizite, sagte der Hauptgeschäftsführer der GDV, Jörg Asmussen, zu den Gründen. Viele Probleme beim Hochwasserschutz seien "hausgemacht und hätten durchaus verhindert werden können". In Niedersachsen fällt die Schadensbilanz bei den großen Versicherungen unterschiedlich aus. Bei den hannoverschen VGH-Versicherungen lagen zuletzt Sturm-, Starkregen- und Überschwemmungsschäden von insgesamt etwa 15 Millionen Euro vor. Gemeldet wurden die meisten aus den Räumen Celle und Verden, der Region Hannover, aus Bremen, Lilienthal und dem Emsland.
Oldenburger Versicherer: Schadenshöhe gering
Die Öffentlichen Versicherungen Oldenburg melden, das Hochwasser um den Jahreswechsel habe deutlich weniger Versicherungsschäden verursacht, als erwartet. Nach eigenen Angaben müssen sie insgesamt rund 600.000 Euro für Hochwasserschäden zahlen. Im Großraum Ostfriesland sind demnach fast keine Fälle gemeldet worden. Dort habe es so gut wie keine Hochwasserschäden gegeben, erklärt eine Sprecherin der Ostfriesischen Landschaftlichen Brandkasse. Das liege vor allem daran, dass die Deiche gehalten hätten. Die Verantwortlichen sagen, sie hätten sich auf ein "Worst-Case-Szenario" mit gebrochenen Deichen und massiven Überschwemmungen eingestellt. Die Schäden hätten dann um die 20 Millionen Euro liegen können.
Grundwasser im Keller? Nicht versichert
Ein weiterer Grund für die niedrigen Zahlen der Öffentlichen Versicherungen Oldenburg: Schäden durch Grundwasser im Keller sind nicht durch die Elementarschadenversicherung abgedeckt. Diese greift nur, wenn etwas überflutet wird - das Wasser muss von oben kommen. Bei Grundwasser, das durch die hohen Flusspegelstände in den Keller gedrückt wurde, zahlt die Versicherung nicht. Das sind aber die Schäden, die im Nordwesten viele Menschen infolge des Hochwassers hatten.
Bleiben Hausbesitzer auf Kosten sitzen?
Versicherte dürften teilweise auf ihren Kosten sitzen bleiben, denn eine Hausratsversicherung übernimmt beispielsweise die Kosten für Schäden an eingelagerten Sachen, nicht aber die für Gebäudeschäden. Die Hochwasser-Soforthilfen, die vom Land Niedersachsen freigegeben wurden und noch bis zum 22. März beantragt werden können, wurden ebenfalls wenig abgerufen, wie aus den Zahlen des niedersächsischen Umweltministeriums hervorging. Umweltminister Christian Meyer (Grüne) hatte diesbezüglich gesagt, es seien "erfreulich wenig Schäden" an Häusern entstanden. Ein weiterer möglicher Grund: Die Soforthilfen greifen in der Regel erst ab einer Schadenshöhe von 5.000 Euro.
Schützenverein muss Kosten selbst tragen
Hinzu kommen Fälle wie der des Schützenvereins Lilienthal (Landkreis Osterholz). Der Vorsitzende Harald Kohlmann sagt, der Verein habe sich nicht gegen Elementarschäden versichern können, obwohl er wollte. Der Grund: Das Vereinsgelände liege in einem Hochwassergebiet, so Kohlmann. Auch die Soforthilfen für Privatpersonen habe er wegen der Vereinsfunkion nicht nutzen können. Der Verein müsse die 100.000 Euro Schaden deshalb selbst tragen, erklärte der Vereinsvorsitzende.