440 Jobs in Gefahr: Meyer Werft benötigt 2,8 Milliarden Euro
Nach Bekanntwerden des geplanten Jobabbaus bei der Meyer Werft in Papenburg kritisiert die IG Metall das Unternehmen. Olaf Lies (SPD) will sich für den Erhalt der 440 Arbeitsplätze einsetzen.
Die Meyer Werft sei für die Region von zentraler Bedeutung, sagte Niedersachsens Wirtschaftsminister dem NDR Niedersachsen. Deshalb werde alles dafür getan, den Standort in Papenburg zu sichern. Lies kündigte an, den geplanten Stellenabbau kritisch zu hinterfragen. "Die, die in der Vergangenheit dafür gesorgt haben, dass überhaupt Schiffe fertig geworden sind und gebaut werden, dürfen am Ende nicht die ersten sein, die auf der Liste stehen", so der Minister. Kritik an den Plänen kam von der IG Metall. Der Stellenabbau wäre ein "harter Schlag für die Betroffenen und die Region", sagte der Bezirksleiter der IG Metall Küste, Daniel Friedrich. Die Lage der Meyer Werft sei sehr ernst, aber ein planloser Personalabbau keine Lösung. "Wir werden eine Kahlschlagpolitik nicht akzeptieren und für die Zukunft aller Beschäftigten kämpfen."
Meyer Werft benötigt 2,8 Milliarden Euro
Mittwochmorgen hatte die Meyer Werft den geplanten Abbau von 440 Arbeitsplätzen offiziell bestätigt. Hintergrund sei eine angespannte finanzielle Lage der Werft, so ein Sprecher. Es seien 2,8 Milliarden Euro liquide Mittel notwendig, sagte Sanierer Ralf Schmitz. Gespräche zwischen der Geschäftsführung, dem Betriebsrat und der IG Metall sollen im Juni beginnen, die Verhandlungen Ende Juni abgeschlossen sein. Es gelte, jetzt die Weichen dafür zu stellen, dass die Meyer Werft spätestens bis Ende 2027 mit einer angemessenen Eigenkapitalausstattung ein ausreichendes Ergebnis erwirtschaften könne "und im internationalen Wettbewerb besteht", so die Geschäftsführung.
Bis wann Betroffene gehen müssen, ist unklar
Informationen des NDR Niedersachsen zufolge sind vor allem Ingenieure aus Forschung, Design, Entwicklung und Yachtbau von dem geplanten Abbau betroffen. Aber auch Mitarbeitende aus den eher neueren Geschäftsfeldern - beispielsweise jene, die mit an schwimmenden Immobilien und den Kreuzfahrtterminals arbeiten. Damit wären hauptsächlich die Bereiche betroffen, in denen die Beschäftigten nicht direkt an Kreuzfahrtschiffen arbeiten. Der Sprecher der Meyer Werft sagte hingegen, es stehe nicht fest, welche Unternehmensbereiche betroffen seien könnten. Bis wann die Betroffenen das Unternehmen verlassen sollen, ist noch unklar. Bei der Meyer Werft sind rund 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt.
Stellenabbau soll sozialverträglich und transparent sein
Der CEO der Meyer Werft, Bernd Eikens, und Sanierer Schmitz hatten die Belegschaft schriftlich über den Stellenabbau informiert. Das Schreiben liegt dem NDR Niedersachsen vor. Bei der anstehenden Restrukturierung gehe es darum, die Überlebensfähigkeit des Unternehmens zu sichern, schreiben die Verantwortlichen. Der Stellenabbau soll so sozialverträglich und transparent wie möglich gestaltet werden. "Die Werft befindet sich in einer historischen Krise", sagte Sanierer Ralf Schmitz dem NDR Niedersachsen. Daher sei der Stellenabbau notwendig, um wieder Ergebnisse erwirtschaften zu können.
Belegschaft am Mittwoch über Pläne informiert
Der Betriebsratschef in Papenburg, Andreas Hensen, zeigte sich gegenüber dem NDR Niedersachsen entsetzt. Ein Abbau von Arbeitsplätzen und betriebsbedingte Kündigungen seien mit dem Betriebsrat nicht zu machen. Am Mittwoch hatte die Belegschaft auf einer Betriebsversammlung Näheres zu den Plänen erfahren. Laut Thomas Gelder von der IG Metall sollen alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld verzichten, um Ausgaben einzusparen. Zudem befürchtet die IG Metall, dass zusätzlich noch 120 Mitarbeitende mit befristeten Verträgen gehen müssen.
Meyer Werft ist in finanzieller Notlage
Der Vorschlag für den Stellenabbau kam nach NDR Informationen von Schmitz, den die Meyer Werft vor einigen Wochen hinzugezogen hatte, um Einsparpotenziale aufzudecken. Ziel der Meyer Werft sei es, bis 2027 wieder ausreichendes Eigenkapital zu erwirtschaften. Denn die Werft muss im November mehr als eine halbe Milliarde Euro an Krediten zurückzahlen. Zudem muss sie den Bau der Kreuzfahrtschiffe regelmäßig zu 80 Prozent vorfinanzieren.
Keine Unruhe in Rostock und Wismar
In Mecklenburg-Vorpommern bleibt Unruhe angesichts der Entwicklungen in Papenburg bislang aus. Die Lage am Stammsitz in Niedersachsen habe keine Auswirkungen auf die Neptun-Werft in Rostock, sagte ein Sprecher der IG Metall in Rostock. Die Auftragslage sei gut. Der Werftstandort in Wismar sei ebenfalls nicht betroffen.