Ostfriesische Inseln: Nach der Sturmflut-Saison fehlt Sand

Stand: 18.03.2024 16:20 Uhr

Niedersachsens Landesregierung unterstützt die Ostfriesischen Inseln beim Wiederaufbau von weggespülten Badestränden. Laut Wirtschaftsministerium stehen dafür bis zu 700.000 Euro bereit.

Die Inseln Norderney, Baltrum und Wangerooge hatten das Land bei einer Inselkonferenz Mitte Februar darum gebeten, ihnen nach der Sturmflut-Saison beim Instandsetzen der touristischen Infrastruktur zu helfen. Laut Wirtschaftsministerium liegen entsprechende Förderanträge bei der landeseigenen NBank vor - sie sollen jetzt mit "hoher Priorität" bearbeitet werden, hieß es.

Weggespülte Badestrände in den meisten Haushalten eingeplant

Beim Wirtschaftsministerium wird nach eigenen Angaben auch noch damit gerechnet, dass Borkum eine finanzielle Unterstützung durch das Land Niedersachsen anfragen könnte. Laut einem Sprecher müsste dann noch einmal neu gerechnet werden - 60 Prozent der Kosten für die Strand-Erneuerung auf den Inseln will das Land freiwillig übernehmen. Die meisten der Inseln haben die Sanierungen weggespülter Badestrände in ihren Haushalten eingeplant - bis auf Baltrum, da hier das Phänomen des Sandverlustes durch Strömungsveränderungen noch neu sei, sagte Bürgermeister Harm Olchers (parteilos) dem NDR Niedersachsen.

Norderney will 85.000 Euro vom Land in Anspruch nehmen

Sowohl Norderney, als auch Baltrum und Wangerooge planen Sandaufschüttungen mit Kipplastern. Laut Norderneys Bürgermeister Frank Ulrichs (SPD) fehlen an den Stränden der Insel Zehntausende Kubikmeter Sand. "Nachdem die Sturmflut-Saison im vorletzten Winter relativ ruhig verlief, hat der 'Blanke Hans' in dieser Wintersaison deutliche Spuren an unseren Stränden hinterlassen", so der Inselbürgermeister. Vor allem an der "Weißen Düne" sei es schlimm. Sollte dort kein Sand aufgefahren werden, wäre ein touristischer Betrieb im Sommer nicht möglich. Auf der Insel soll Ulrichs zufolge nun viel improvisiert werden und die Insel plant, 85.000 Euro vom Land in Anspruch zu nehmen.

Wangerooge: Hauptbadestrand fast komplett weggespült

Auf Wangerooge haben die Winterstürme den Hauptbadestrand nahezu komplett weggespült. Zudem wurde durch die Stürme Müll in den Dünen freigelegt. "Das ist eine ziemliche Katastrophe", sagte die Allgemeine Vertreterin des Bürgermeisters, Rieka Beewen. Ihren Angaben nach fehlen auf der Insel knapp 80.000 Kubikmeter Sand - sie zu ersetzen, kostet laut Beewen schätzungsweise 400.000 Euro. Ab Ende März soll neuer Sand per Kipplaster aufgefahren werden. Die investierten Gelder fehlen ihren Angaben nach an anderen Stellen und führen zum Beispiel zu einem Sanierungsstau an öffentlichen Gebäuden.

Baltrum: Keine Verlegung des Badestrandes

Rund 60.000 Kubikmeter Sand fehlen am Badestrand von Baltrum, schätzt der Bürgermeister der kleinsten Ostfriesischen Insel, Harm Olchers. Er rechnet mit einem Schaden von 500.000 Euro. Die Insel ist nach seinen Angaben auf die Zuwendungen des Landes angewiesen. Vor allem Sturmtief "Zoltan" habe im Dezember am Nordstrand viel Sand abgetragen. Die Insel sucht nun Unternehmen, die diesen Sand im April und Mai mit Kipplastern vom Oststrand, wo er gelandet ist, wieder an den Nordstrand bringen. Bis dahin gebe es weniger Platz, um beispielsweise Strandkörbe am Badestrand aufzustellen, sagte Olchers. Den Badestrand weiter nach Osten zu verlegen, sei jedoch weder umsetzbar noch finanzierbar. 

Borkum: "Loopdeelenweg" betroffen

Die größte Ostfriesische Insel Borkum hat ebenfalls Sand verloren. "Borkum ist von der Sturmflut-Saison betroffen und leider haben wir an allen Strandbereichen größere Sandmengen verloren", teilte Daniela Kastrau, Marketingleiterin der Nordseeheilbad Borkum GmbH, mit. Neben den Stränden ist demnach vor allem der "Loopdeelenweg" betroffen, ein Holzdielen-Rundweg, dessen Untergrund in Teilen weggespült wurde.

Sandverluste am Langeooger "Pirolatal"

Auf Langeoog gibt es laut Bürgermeisterin Heike Horn (parteilos) vor allem am "Pirolatal" Sandverluste. Dafür sei der Küstenschutz zuständig, sagte Horn. Aus Erfahrungen der vergangenen Jahre könne sie sagen, dass voraussichtlich der Hundestrand und ein angrenzender Strandabschnitt teilweise verlegt werden müssen.

Spiekeroog laut Bürgermeister glimpflich davongekommen

Die Insel Spiekeroog ist laut Bürgermeister Patrick Kösters (parteilos) dagegen vergleichsweise glimpflich durch die Wintersturm-Saison gekommen. Das hat demnach auch mit der Lage des Hauptbadestrandes zu tun: Er befindet sich etwa in der Mitte der Insel - und nicht im Westen, wo Wind und Wellen besonders stürmisch sein können.

NLWKN will Schutzdünen auf Langeoog und Wangerooge verstärken

Während für die Badestrände auf den Inseln die jeweiligen Gemeinden zuständig sind, hat der Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) bereits an einigen Inseln Handlungsbedarf für den Küstenschutz festgestellt. Laut Behörde sollen in diesem Jahr voraussichtlich auf Langeoog und Wangerooge Schutzdünen wieder verstärkt werden. Die Sturmflut-Saison mit Herbst- und Winterstürmen dauert von Oktober bis April. 

Weitere Informationen
Die Sturmflut am vergangenen Wochenende hat auf Wangerooge Schäden am Deckwerk im Westen der Insel hinterlassen. Auch Teile des Hauptstrandes wurden fortgespült. © wangerooge-aktuell.de Foto: Anke Schlake

Wangerooge: Sturmflut verursacht Schäden an Strand und Deckwerk

Das Deckwerk befestigt den Strand mit Spundwänden, Steinen, Beton und Asphalt. Es soll die Insel vor Sandverlusten schützen. (16.10.2023) mehr

Ein Bagger baut einen schützenden Sandkörper bei der Spiekerooger Süderdüne auf. © NLWKN Foto: Münk

Dünenverstärkung auf Spiekeroog erfolgreich abgeschlossen

Rund 80.000 Kubikmeter wurden zum Schutz vor Sturmfluten aufgespült. Die Maßnahme kostete rund 1,4 Millionen Euro. (28.09.2023) mehr

Ein Bagger steht auf einem Deich im Landkreis Aurich. © dpa Foto: Sina Schuldt

Niedersachsen will Insel- und Küstenschutz verbessern

Dafür sind laut Umweltminister Meyer (Grüne) rund 79 Millionen Euro vorgesehen. Deiche und Dünen müssten verstärkt werden. (27.04.2023) mehr

Müll auf Wangerooge. © Anja Gerjets

Wangerooge: Stürme bringen Müll unter den Dünen ans Licht

Durch Wellen und Orkane ist der Dünen-Müll im Osten der Insel freigelegt worden. Wer den Müll entsorgt, ist noch unklar. (26.02.2024) mehr

Die zur Stabilisierung eine Düne eingebaute Sandsäcke wurden von den Wellen eines Sturmtiefs freigelegt. © picture alliance/dpa Foto: Peter Kuchenbuch-Hanken

Nach Sturmfluten: Meterhohe Abbruchkanten auf Ostfriesischen Inseln

Auf Langeoog und Wangerooge müssen die Dünen wohl in diesem Jahr verstärkt werden. Es bestehe aber keine akute Gefahrenlage. (12.01.2024) mehr

Ein Bunker-Teil ist an einer Abbruchkante am Strand von Borkum durch das Sturmtief "Zoltan" nach vorne auf den Strand gekippt. © NonstopNews

Sturm auf Borkum: Teil eines Bunkers kippt auf den Strand

Das Bunkerelement in der Schutzdüne war vor zwei Jahren durch Stürme freigelegt worden. Jetzt wurde es erneut unterspült. (23.12.2023) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | 18.03.2024 | 21:45 Uhr

Mehr Nachrichten aus der Region

Ein ICE 4 steht in einem Leitwerk auf einem Gleis. © picture alliance/dpa Foto: Daniel Bockwoldt

Bahnstrecke zwischen Oldenburg und Bremen eingeschränkt befahrbar

Bei einer Betriebsfahrt war ein Zug entgleist. Reisende müssen weiter mit Verspätungen von bis zu zehn Minuten rechnen. mehr

Aktuelle Videos aus Niedersachsen