Offshore-Kongress: Lies fordert bessere Bedingungen vom Bund
Beim Offhore-Kongress in Emden hat der niedersächsische Wirtschaftsminister am Freitag bessere Bedingungen für die Offshore-Industrie gefordert. Der Kongress gilt als Krisentreffen der schwächelnden Branche.
Der Ausbau der Windkraft auf See müsse stärker als bisher an eine klimaneutrale Produktion geknüpft werden, sagte Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) anlässlich des Kongresses in Emden. Die bisherigen Ausschreibungsbedingungen durch den Bund seien völlig inakzeptabel. "Es muss darum gehen, dass die Produktion und die Arbeitsplatzentwicklung in Deutschland und Europa Bedingungen für die Vergabe von Offshore-Flächen sind", so Lies. Geld allein dürfe nicht mehr der ausschlaggebende Faktor sein.
Klimafreundliche Produktion bei Vergabe berücksichtigen
Das gelte auch mit Blick auf den Bau von Turbinen und anderen Komponenten. Lies nannte dabei auch Beispiele für Produktionsbedingungen. "Grüner Stahl spielt für die Wertschöpfung eine entscheidende Rolle und die Produktion muss hier vor Ort stattfinden", sagte Lies. Auch die Gewerkschaft IG Metall Küste forderte, Kriterien wie Beschäftigung und Wertschöpfung stärker zu berücksichtigen. "Bei künftigen Ausschreibungen darf es nicht nur ums Geld gehen", so Bezirkssekretär Heiko Messerschmidt.
Massiver Offshore-Ausbau geplant
Die Bundesregierung strebt einen massiven Ausbau der Windenergie auf See an. Bisher sind in der deutschen Nord- und Ostsee rund 1.600 Anlagen mit einer installierten Leistung von knapp 8,9 Gigawatt in Betrieb, der Großteil davon mit 5,2 Gigawatt in Niedersachsen. Bis 2030 soll der bundesweite Wert auf 30 Gigawatt gesteigert werden, bis 2045 sogar auf 70 Gigawatt. Aber der Ausbau verläuft schleppend. Ein Grund dafür: Die Branche in Deutschland schwächelt. Immer mehr Großaufträge für Windturbinen und Spezialschiffe gingen nach China.
Schlechtes Image schreckt Bewerber ab
Zudem fehlen der Branche auch noch die Auszubildenden. Nur jeden zweiten Ausbildungsplatz konnten die Unternehmen der deutschen Offshore-Industrie in diesem Jahr besetzen. Das hat eine Umfrage der IG Metall Küste ergeben. Größere und bekanntere Unternehmen finden demnach meist noch genügend Auszubildende, bei den kleineren Firmen bewerbe sich dagegen mitunter niemand. Aus Sicht von IG Metall-Vertreter Stefan Timm ist das Problem hausgemacht. Die Offshore-Branche habe sich ihr negatives Image regelrecht erarbeitet, so Timm. Firmenpleiten wie von Senvion oder Weserwind schreckten junge Bewerber ab. Diese nähmen die Windindustrie derzeit nicht als Zukunftsbranche wahr, sondern als Problembranche.
Ausbildungsinitiative will etwas verändern
Es gibt allerdings auch Menschen, die das ändern wollen. So haben vier Unternehmen in Emden die Ausbildungsinitiative "Into Green Future" gegründet. Dort werden Elektronikerinnen und Elektroniker ausgebildet mit der Perspektive, später in Windparks oder Biomasse-Kraftwerken zu arbeiten. Laut Initiator Jens Thomas überzeugt die Azubis die Kombination aus fairem Lohn und sinnstiftender Arbeit.