Verden: Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus vor dem Aus

Stand: 18.09.2024 06:15 Uhr

Die Mobilen Beratungen gegen Rechtsextremismus in Niedersachsen müssen Mitarbeitern kündigen, weil das Geld fehlt. Grund dafür ist, dass Bund und Land ihre Haushalte für das Jahr 2025 noch nicht beschlossen haben.

Der Verein WABE e.V. (Weser-Aller-Bündnis: Engagiert für Demokratie und Zivilcourage) erhielt bislang 743.000 Euro Förderung pro Jahr. Das Land bezahlte davon 150.000 Euro, den Löwenanteil von knapp 600.000 Euro übernahm der Bund. Allein könnte das Land die Arbeit also wohl nicht finanzieren, vermutet die Vorsitzende des Vereins Gunda Schmidtke. Weil die Mitarbeitenden eine vertragliche Kündigungsfrist von drei Monaten haben, müsse schon jetzt vorsorglich allen Mitarbeitenden in Verden, Oldenburg und Hildesheim gekündigt werden.

Vorsitzende: Arbeit gegen Rechtsextremismus in diesen Zeiten besonders wichtig

Der Verein berät und unterstützt Menschen, die Probleme mit Rechtsextremen haben - meist telefonisch, aber auch im persönlichen Gespräch vor Ort. Die Vorsitzende findet es besonders jetzt, da die AfD bei den Landtagswahlen in den ostdeutschen Bundesländern so großen Zulauf bekommen hat, wichtig, die Arbeit der WABE weiter zu unterstützen. Schmidtke hofft deshalb auf eine schnelle Einsicht der Politik in Bund und Land - und die richtigen Signale aus Hannover und Berlin. Die Landesregierung will bis Ende des Monats entscheiden, wie es mit der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus im Land weitergeht.

Rechtsextremismus in Deutschland

Der Rechtsextremismus stellt laut Verfassungsschutz in Deutschland kein einheitliches Phänomen dar. Rassistische, antisemitische und nationalistische Ideologieelemente würden in verschiedenen Ausprägungen auftreten. Rechtsextremisten gingen davon aus, dass die Zugehörigkeit zu einer Ethnie oder Nation über den Wert eines Menschen entscheidet.

Anlässe für die Arbeit der Berater gibt es genug: Erst vor wenigen Tagen griffen vier Neonazis in Gifhorn eine Teilnehmerin des Christopher-Street-Days in einem Bus an und verletzten sie durch Tritte gegen Kopf und Oberkörper. Hilfe und Zuspruch könnte die Betroffene im Moment auch bei der WABE bekommen.


18.09.2024 06:14 Uhr

Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version dieses Textes stand, dass die Mobile Beratung jährlich 900.000 Euro bekommt und der Bund davon 800.000 Euro bezahlt. Richtig ist, dass die Mobile Beratung 743.000 im Jahr bekommt und der Bund davon 593.000 Euro übernimmt.

 

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