Fahrgastverbände kritisieren Pläne für Friesenbrücke Weener
Vor fast acht Jahren wurde sie zerstört, seit ein paar Monaten wird die Friesenbrücke bei Weener endlich neu gebaut. Doch offenbar wird der Zugverkehr dort nur eingeschränkt möglich sein.
Nach aktuellen Plänen werde die Bahn die fertige Brücke im Landkreis Leer nur 20 Minuten pro Stunde nutzen können, heißt es von Fahrgastverbänden in Deutschland und Rover in den Niederlanden. In der übrigen Zeit habe der Schiffsverkehr auf der Ems Vorrang. Das sei deutlich zu wenig Zeit für den Zugverkehr, kritisieren die Verbände. "So ist kein Fahrplan möglich", sagte Malte Diehl vom deutschen Fahrgastverband Pro Bahn dem NDR in Niedersachsen.
Ein Gleis, vier Züge - in 20 Minuten
Durch die Pläne werde die geplante schnelle Zugverbindung zwischen Groningen und Bremen unmöglich, hieß es. Neben dem stündlichen Regionalzug zwischen Groningen und Leer soll ab Herbst kommenden Jahres auch der neue Expresszug "Wunderline" zwischen Groningen und Bremen fahren. Mit Gegenverkehr müssten dann innerhalb von 20 Minuten vier Züge die Brücke passieren: auf einer überwiegend eingleisigen Strecke, ohne die Chance zu überholen, auszuweichen oder im Bahnhof zu parken.
Fahrgastverband: Brücke muss nur für wenige Schiffe geöffnet werden
Pro Bahn fordert, dass die Brücke dem Zugverkehr mindestens 35 Minuten in der Stunde zur Verfügung steht. Die Brücke müsse nur für wenige Schiffe geöffnet werden, hieß es. Da sei es geradezu widersinnig, der Schifffahrt den größten Teil der Stunde zu überlassen. Diehl forderte pro Tag vier Zeitfenster für die Schifffahrt. So könne ein zuverlässiger und attraktiver Zugverkehr auf der "Wunderline" aufgebaut werden, sagte er. Das Wirtschaftsministerium verweist darauf, dass Bahn und Schifffahrtsdirektion die entsprechenden Zeiten vereinbart haben. Darüber werde man aber sicher noch diskutieren, sagte ein Sprecher dem NDR in Niedersachsen. Zunächst einmal gehe es darum, die Brücke fertigzustellen.
Bahn rechnet nicht mit stündlicher Öffnung der Brücke
Die Deutsche Bahn wies die Kritik des Fahrgastverbandes zurück. "Die Kritik können wir nicht nachvollziehen. Die Öffnungszeiten der Friesenbrücke haben kein Einfluss auf den Zugverkehr", teilte eine Sprecherin mit. Auf der Strecke Groningen - Bremen sei nicht die Friesenbrücke das Nadelöhr, "sondern die Infrastruktur im Verlauf der Wunderline". Auf deutscher Seite müsse die zweite Baustufe umgesetzt werden. Die Öffnungszeiten der Brücke seien zusammen mit dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt vereinbart worden und stellten einen Kompromiss zwischen beiden Parteien dar. Weiter teilte die Sprecherin mit: "Es kann nicht von einer stündlich zu erwartenden Bewegung ausgegangen werden. Die Dauer der Brückenöffnung richtet sich nach den tatsächlich passierenden Schiffen."
Schifffahrtsamt: Brauchen zuverlässiges Zeitfenster
Auch das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt bezeichnete die Kritik als "unberechtigt" - denn "der Verkehrsträger Wasserstraße benötigt für tideabhängige Seeschiffe ein ausreichendes und zuverlässiges Zeitfenster". Bei jeder beweglichen Brücke werde eine Vereinbarung zwischen den Parteien getroffen. Im Fall der Friesenbrücke seien pro Stunde 15,5 Minuten für die Öffnung und Schließung vorgesehen, 24,5 Minuten für den Schiffsverkehr und 20 Minuten für die Bahn.