"Steinhoff Möbel" steht an einem Gebäude des Möbelhaus-Konzerns. © dpa-Bildfunk Foto: Mohssen Assanimoghaddam

Ex-Manager von Steinhoff aus Westerstede muss sechs Jahre in Haft

Stand: 13.05.2024 16:48 Uhr

Das Landgericht Oldenburg hat einen Ex-Manager des Westersteder Möbelkonzerns Steinhoff wegen Steuerhinterziehung zu sechs Jahren Haft verurteilt. Es ist das dritte Urteil gegen einen Ex-Manager des Konzerns

Weil die Ermittlungen zu lange gedauert hätten, müsse der 65-Jährige nur für vier Jahre ins Gefängnis, sagte ein Sprecher des Landgerichts Oldenburg nach Prozess-Ende am Montag. Außerdem verurteilte ihn das Gericht zu einer Geldstrafe von 252.000 Euro. Die Staatsanwaltschaft warf dem Angeklagten vor, mehr als 26 Millionen Euro Steuern hinterzogen zu haben. Der Geschäftsführer von europäischen Firmen des Konzerns soll bei den Finanzbehörden zwischen Oktober 2008 und August 2012 falsche Angaben gemacht haben.

Ein Mann läuft mit einer zusammengeklappten Sonnenliege über der Schulter durch das Wasser.
AUDIO: Niedersachsen: Prozess um Bilanzskandal beim Möbelgiganten Steinhoff endet (5 Min)

Gericht beziffert Steuerschaden auf 6,7 Millionen Euro

Zu Prozessbeginn Mitte Februar hatte der Angeklagte gestanden, Bilanzwerte bewusst geändert zu haben. Die genauen Auswirkungen auf die Steuern habe er nicht im Blick gehabt, sagte er damals. Das Gericht geht nach eigenen Angaben von einem Steuerschaden von 6,7 Millionen Euro aus und sprach den Ex-Manager in 20 Fällen für schuldig. Nach Auffassung der Kammer hinterzog der Angeklagte zwar nicht absichtlich Steuern. Als gelernter Buchhalter müsse ihm aber bewusst gewesen sein, dass sich Bilanzfälschungen auch auf die Steuer auswirken. 

Manager bereits wegen privater Steuerhinterziehung verurteilt

Bei dem Strafmaß seien auch zwei andere Urteile gegen den Geschäftsmann eingeflossen, sagte der Gerichtssprecher. Das Gericht hatte den Ex-Manager schon zuvor wegen privater Steuerhinterziehung von rund 2,9 Millionen Euro und unrichtiger Darstellung in Bilanzen verurteilt. Er erhielt damals eine Bewährungsstrafe, eine Geldstrafe und eine Freiheitsstrafe von drei Jahren und drei Monaten. Diese Strafen hätten sich mit dem Urteil vom Montag nun erübrigt, erklärte der Gerichtssprecher. Das Urteil sei noch nicht rechtskräftig.

Finanzskandal vernichtet Börsenwert von Steinhoff

Steinhoff mit Sitz in Westerstede galt lange als Europas zweitgrößter Möbelkonzern. In Deutschland war die Firma für die Kette Poco bekannt, die mittlerweile an den Konkurrenten XXXLutz verkauft worden ist. Das Bekanntwerden der Bilanzmanipulationen vernichtete 2017 den Börsenwert des Unternehmens fast vollständig.

Zwei weitere Ex-Manager von Steinhoff verurteilt

Im August vergangenen Jahres hatte das Landgericht Oldenburg zwei Ex-Manager von Steinhoff verurteilt. Ein 52-Jähriger hatte dreieinhalb Jahre Haft erhalten - für unrichtige Darstellung in Bilanzen in zwei Fällen und für Beihilfe zu Kreditbetrug. Ein 64-Jähriger war für zwei Fälle unrichtiger Darstellung mit zwei Jahren auf Bewährung bestraft worden. Die Staatsanwaltschaft hatte den beiden Angeklagten eine hohe kriminelle Energie vorgeworfen. Die Taten hätten Gesamtauswirkungen von mehr als 2,3 Milliarden Euro gehabt.

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Vor dem Eingang eines Gebäudes steht ein Schild mit der Aufschrift "Landgericht Oldenburg". © NDR Foto: Julius Matuschik

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