Erster Gerichtstag: Daniela Klette fordert Einstellung des Prozesses

Stand: 25.03.2025 17:46 Uhr

Am ersten Prozesstag in Celle forderte die mutmaßliche Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette, das Gerichtsverfahren einzustellen. Die 66-Jährige ist unter anderem wegen schweren Raubes und versuchten Mordes angeklagt.

Mit fester Stimme hat Daniela Klette persönlich vor den Richterinnen und Richtern eine Erklärung vorgelesen. "Ich bin mir meiner Lage bewusst. Der Prozess wird mit politischem Kalkül geführt, trotz gegenteiliger Behauptungen", sagte sie. Ihr Dank gelte ihren Unterstützerinnen und Unterstützern. Sie habe bis zum Tag ihrer Festnahme ein gutes Leben gehabt, so Klette. Die 66-Jährige lebte mehr als 30 Jahre lang im Untergrund. Im Februar 2024 wurde sie festgenommen. Seitdem sitzt sie in der Justizvollzugsanstalt Vechta (JVA) in Untersuchungshaft.

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Daniela Klette steht im Oberlandesgericht Celle im Gerichtssaal. © picture alliance/dpa/Reuters/Pool Foto: Wolfgang Rattay

Liveticker zum Nachlesen: Der Prozessauftakt gegen Daniela Klette

Die mutmaßliche Ex-RAF-Terroristin äußerte sich vor Gericht persönlich. Ihre Verteidiger forderten die Einstellung des Verfahrens. mehr

Mehr als 600 Seiten Anklageschrift: Schwerere Vorwürfe

Die Staatsanwaltschaft Verden wirft Daniela Klette versuchten Mord, unerlaubten Waffenbesitz sowie versuchten und vollendeten schweren Raub vor. Gemeinsam mit ihren mutmaßlichen Komplizen Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg soll sie insgesamt 13 Überfälle auf Geldtransporter und Supermärkte in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein verübt haben - den Ermittlungen zufolge bewaffnet. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft hat das Trio in Kauf genommen, Menschen bei den Überfällen tödlich zu verletzen. Insgesamt sollen die drei früheren RAF-Mitglieder 2,7 Millionen Euro erbeutet haben. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Gruppe damit ihr Leben im Untergrund finanziert hat. Sollte es kein Geständnis geben, rechnet das Landgericht Verden mit einem jahrelangen Prozess.

Anwalt eines Raub-Opfers: Überfall war traumatisches Erlebnis

Opfer der Raubüberfälle treten als Nebenkläger im Gerichtsverfahren auf. Einer von ihnen ist der Fahrer eines Geldtransporters, den die Gruppe den Ermittlungen zufolge 2015 in Stuhr (Landkreis Diepholz) ausrauben wollte. Die Täter flüchteten damals ohne Beute, aber es wurde auf das Fahrzeug geschossen. Das wertet die Staatsanwaltschaft als versuchten Mord. "Mein Mandant war im Anschluss an die Tat sehr traumatisiert", erklärte Rechtsanwalt Steffen Hörning noch vor Prozessbeginn. "Er hat lang gebraucht, um Schritt für Schritt wieder in das normale Leben zurückzufinden." Vor Gericht wird der Nebenkläger von seinem Anwalt vertreten. Im Laufe des Verfahrens wird er noch als Zeuge aussagen.

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Klettes Verteidiger befürchten einen politischen Prozess

Die drei Verteidiger von Daniela Klette kritisierten vor Gericht, dass die 66-Jährige vorverurteilt werde - in den Ermittlungen, in der Berichterstattung, in dem Prozess und in der Anklageschrift: "Jeder geht von der Schuld unserer Mandantin aus." In der Anklage würden Bezüge zur RAF hergestellt, obwohl Klettes Mitgliedschaft nicht bewiesen sei und das für die vorgeworfenen Straftaten auch keine Rolle spiele. Die Sicherheitsmaßnahmen seien überzogen und würden nicht den Maßstäben eines Raubverfahrens entsprechen. Auch die Verteidiger forderten, das Verfahren einzustellen und den Haftbefehl aufzuheben. Zu Beginn des Prozesses saß Daniela Klette mit ihren Anwälten hinter einer Panzerglasscheibe, bewacht von zwei Justizbeamten. Diese könnten alles mithören, was die Anwälte mit ihrer Mandantin besprechen würden, beanstandeten die Verteidiger weiter. Das Gericht gab ihnen in diesem Punkt später recht. Die Justizbeamten mussten ihren Platz daraufhin verlassen.

Unterstützer halten Mahnwache vor dem Gericht

Bei einer Mahnwache zum Prozessaufakt um Daniela Klette hängt ein Banner mit der Aufschrift: "Freiheit für Daniela und alle politischen Gefangenen! Mut und Kraft in den Untergrund! Revolutionäre Geschichte verteidigen". © NDR Foto: Tullio-Francesco Puoti
Die Unterstützerinnen und Unterstützer zeigten sich solidarisch mit der angeklagten Daniela Klette.

Am ersten Prozesstag versammelten sich etwa 50 Unterstützerinnen und Unterstützer von Daniela Klette im Rahmen einer Mahnwache vor dem Gerichtsgebäude in Celle. Auf ihren Bannern standen Zeilen wie "Freiheit für alle politischen Gefangenen" und "Mut und Kraft in den Untergrund". Die Kundgebung verlief laut Polizei friedlich.

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Hallo Niedersachsen | 25.03.2025 | 19:30 Uhr

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