Castor-Transport: Schiff mit Atommüll in Nordenham angekommen
Hochradioaktiver Abfall ist mit einem Spezialschiff in Nordenham angekommen. Die sieben Behälter kommen aus Großbritannien. Die Polizei ist nach eigenen Angaben mit einem Großaufgebot vor Ort, um das Gebiet zu sichern.
Das Schiff habe um 6 Uhr planmäßig im Hafen angelegt, sagte ein Sprecher der Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS). Ein Schwerlastkran soll nun die jeweils mehr als 100 Tonnen schweren und vier Meter großen Castor-Behälter aus dem Bauch des Schiffes holen und auf Eisenbahnwaggons setzen. Sachverständige würden dabei Messungen durchführen, teilte die GNS mit. Es gehe um den Nachweis, dass die gesetzlich vorgeschriebenen Strahlungsgrenzwerte zuverlässig eingehalten werden. Kerstin Rudek vom Bündnis Castor stoppen sagte dem NDR Niedersachsen, dass die Verladung rund eineinhalb Tage dauern werde. Sie gehe davon aus, dass der Zug mit dem radioaktiven Atommüll erst am kommenden Wochenende ins Brennelemente-Zwischenlager in Ohu/Isar bei Landshut (Bayern) fährt.
Polizeieinsatz kann zu Verkehrsbehinderungen in Nordenham führen
Aufgrund des bevorstehenden Transports über Nordenham ins Zwischenlager Isar hat die Polizei ihre Präsenz im Stadtgebiet deutlich erhöht. Das teilte die Polizeidirektion Oldenburg am Montagabend mit. Demnach könne es während des Einsatzes in den kommenden Tagen zu Verkehrsbehinderungen und Straßensperrungen kommen. Zusätzlich sei bis Donnerstag eine Flugverbotszone über dem Nordenhamer Hafengebiet und der Bahnstrecke Nordenham-Hude eingerichtet worden, hieß es.
Mahnwache vor Bahnhöfen in Nordenham und Göttingen geplant
Atomkraftgegner protestieren seit dem Wochenende gegen den Castor-Transport mit Mahnwachen, Kundgebungen und anderen Aktionen. Auch am Dienstag waren wieder Mahnwachen auf den Vorplätzen der Bahnhöfe in Nordenham und Göttingen angekündigt. Weitere sollen mit Beginn des Castor-Transports auf der Schiene unter anderem vor dem Bahnhof in Bremen folgen. Göttingen und Bremen liegen auf der möglichen Transportroute zum Zwischenlager.
Aufmerksam machen auf ungelöstes Problem
Mit den Protesten wollen die Atomkraftgegner nach eigenen Angaben darauf aufmerksam machen, dass es bislang keine Lösung für die Lagerung von radioaktivem Abfall gibt. Den geplanten Transport bezeichnen sie als "Fortsetzung der seit Jahrzehnten stattfindenden sinnlosen Atommüllverschiebung". Castor-Transporte waren bis vor 20 Jahren gängige Praxis. Seit 2005 waren sie verboten. Seit dem 1. März ist der Transport wieder genehmigt, weil Deutschland verpflichtet ist, den eigenen Atommüll zurückzunehmen.
Von Sellafield per Spezialschiff nach Nordenham
Die Abfälle stammen nach Angaben der britischen Regierung aus einer Wiederaufbereitungsanlage aus dem britischen Sellafield. Die Kernbrennstoffe seien zuvor von Energieversorgern in Deutschland zur Stromerzeugung genutzt worden. Das Spezialschiff "Pacific Grebe" hatte die Castor-Behälter nach Nordenham gebracht. Route und Zeitplan des Transports waren nicht veröffentlicht worden.
