VIDEO: Blauzungenkrankheit bedroht Betriebe in ihrer Existenz (4 Min)

Blauzungenkrankheit: Schäfer am Rande der Verzweiflung

Stand: 11.09.2024 21:10 Uhr

Sven Scheffler ist 36 Jahre alt. Vor fünf Jahren hat er den Schäfereibetrieb seiner Eltern im Landkreis Oldenburg gekauft und übernommen. Heute denkt er bereits übers Aufhören nach, denn bei ihm sterben viele Tiere.

von Christopher Haar

Die Blauzungenkrankheit betrifft vor allem Rinder, aber auch Schafe und Ziegen. Die Tiere bekommen starkes Fieber, leiden an Gelenk- und Gliederschmerzen, fressen und trinken kaum noch. Außerdem führt das Virus zu starken Entzündungen im Mundraum. Übertragen wird die Blauzungenkrankheit von kleinen Mücken, den Gnitzen. Für den Menschen ist das Virus ungefährlich, bei den Tieren kann es zum Tod führen.

800 tote Schafe und Lämmer - Schäfer fürchtet um Existenz 

Sven Scheffler betreibt einen Schäfereibetrieb in Hude. © NDR Foto: Christopher Haar
Von Sven Scheffler sind mittlerweile mehr als 800 Tiere an der Krankheit gestorben.

Sven Scheffler aus Hude im Landkreis Oldenburg hat es besonders schlimm getroffen. In den letzten Wochen hat er bereits mehr als 800 tote Tiere von seinen Wiesen aufgelesen - Schafe und Lämmer. Ein bis zwei Mal täglich besucht er seine Herden - momentan kommt er nur selten ohne tote Tiere zurück auf den Hof. Der Schaden beträgt schon jetzt mehr als 200.000 Euro - doch das wird noch längst nicht alles sein. Sven Scheffler ist sich sicher: Durch Folgeschäden wird die Summe steigen. Ob er dann weitermachen kann - unklar.

Probleme mit der Impfung

Um Tiere vor der Blauzungenkrankheit zu schützen, kann man sie impfen lassen. Doch es gibt ein Problem: Die drei Impfstoffe, die von Bund, Land und Tierseuchenkasse empfohlen werden, haben keine EU- sondern nur eine Notfallzulassung. Ob und wie sie sich langfristig auf die Tiere auswirken, ist unklar. Viele Schäfer sind deshalb skeptisch. Hinzu kommt: Im Mai wurde ein Impfstoff ausgeliefert, der gegen die Blauzungenkrankheit hätte helfen sollen. Doch es stellte sich heraus, dass der Impfstoff keine Toterreger transportierte, sondern lebende - und die Tiere krank machte. Nach wenigen Tagen wurde das Medikament vom Hersteller zurückgeholt, die Landwirte wurden entschädigt. Doch die Skepsis ist noch immer da.

Blauzungenkrankheit: 50.000 tote Tiere in den Niederlanden

Ein abgemagertes Schaf auf einer Weide. © NDR
Betroffene Tiere fressen und trinken kaum noch und magern durch die Krankheit stark ab.

Wie genau sich die Blauzungenkrankheit auf die Tiere auswirkt, ist nicht vollständig geklärt und variiert von Tier zu Tier. Klar ist: Die Folgen der Erkrankung können verheerend sein. In den Niederlanden sind im vergangenen Jahr 50.000 Schafe an der Blauzungenkrankheit gestorben. Das waren fünf Prozent des gesamten Bestandes. In Niedersachsen gibt es 11.500 Schafhalter - wie viele Tiere hier bisher am Virus gestorben sind, ist nicht eindeutig zu sagen. Bei Sven Scheffler sind es mittlerweile mehr als 800 Tiere. Manche überleben die Krankheit, andere sterben schnell, wieder andere langsam. Ob er seinen Betrieb finanziell retten kann, wird die Zukunft zeigen. Morgen früh wird er wieder über seine Flächen fahren und nach toten Tieren suchen. Das ist sicher.

Weitere Informationen
Ein Tierarzt impft ein Rind. © dpa-Bildfunk Foto: Lars Penning

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Dieses Thema im Programm:

Hallo Niedersachsen | 11.09.2024 | 19:30 Uhr

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