Umweltverbände: Offene Fragen zu LNG-Terminal Wilhelmshaven
Mehr als 100 Menschen haben am Donnerstagabend die Chance genutzt, Fragen zum LNG-Terminal zu stellen. Drei Umweltverbände hatten zur Diskussion nach Wilhelmshaven geladen. Sie fordern Antworten.
Das große Interesse an der Fragerunde in Wilhelmshaven zeige, dass weiterhin enormer Diskussionsbedarf bestehe, teilte Constantin Zerger von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) mit. Die DUH hatte die Fragerunde gemeinsam mit dem Naturschutzbund (NABU) Wilhelmshaven und dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Niedersachsen organisiert. Zerger forderte die Landesregierung auf, offene Fragen zu beantworten - etwa zu klimapolitischen Folgen sowie zu Auswirkungen auf die Fischerei, die Schutzgebiete und den Nationalpark Wattenmeer.
Warum werden die LNG-Stationen gebraucht?
Welche Risiken gibt es? Das wollten die Bürgerinnen und Bürger am Donnerstagabend wissen. Auch wurde das Konzept, Flüssig-Erdgas als fossilen Energieträger zu importieren, generell infrage gestellt. Etliche Teilnehmende der Diskussion im Wattenmeer-Besucherzentrum in Wilhelmshaven fragten auch, warum Deutschland überhaupt so viele LNG-Importstationen brauche.
BUND: Umweltverträglichkeit muss geprüft werden
Angesichts der geplanten Einleitung von mit Chlor und Brom belasteten Abwässern forderte der BUND Niedersachsen die rot-grüne Landesregierung auf, alternative Verfahren zu prüfen. Das LNG-Beschleunigungsgesetz erlaube den Verzicht auf eine Umweltverträglichkeitsprüfung. Das Beispiel Wilhelmshaven zeige, dass das unverantwortlich sei, so die Vorsitzende des BUND Niedersachsen, Susanne Gerber.
NABU befürchtet Schaden für Vogel- und Naturschutz im Watt
Der Landesvorsitzende des NABU Niedersachsen Holger Buschmann befürchtet, dass dem LNG-Terminal und weiteren geplanten Flüssiggas-Projekten Vogelschutzgebiete zum Opfer fallen könnten. "Unter dem Schirm des LNG-Beschleunigungsgesetzes soll der Schutzstatus des Naturschutz- und EU-Vogelschutzgebiets 'Voslapper Groden-Nord' zugunsten eines Energieparks schnellstmöglich aufgehoben werden", teilte Buschmann mit. Er geht davon aus, dass langfristig das gesamte Gebiet seinen Schutzstatus verlieren könnte.
Fragerunde wird wohl keinen Einfluss auf Bau haben
Die Fragen wurden gesammelt und sollen nun den zuständigen Behörden übergeben werden. Da es sich bei dem Termin jedoch um keinen offiziellen handelte, wird er wohl keinen Einfluss auf das Verfahren haben. Der Austausch am Donnerstagabend war von den Verbänden als sogenannter alternativer Erörterungstermin gedacht. Während des Genehmigungsverfahrens hatte es wegen eines Gesetzes, das den Einsatz von verflüssigtem Erdgas (LNG) beschleunigen soll, keinen offiziellen Erörterungstermin gegeben. Nach eigenen Angaben hatten die Umweltverbände auch die zuständigen Behörden, Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) und den Betreiber Uniper zu der Fragerunde eingeladen, die aber an dem Forum nicht teilgenommen hätten.
LNG-Terminal Wilhelmshaven steht in der Kritik
Deutschland soll von russischem Erdgas unabhängig werden, deshalb sind bis zu zwölf Terminals zum Import von LNG geplant, zwei davon in Wilhelmshaven. Die ersten LNG-Schiffe sollen im Januar in Wilhelmshaven anlegen. Das LNG-Terminal ist jedoch umstritten: Rund 300 Einwendungen waren im Erlaubnisverfahren bei der zuständigen Behörde eingegangen. Umweltverbände befürchten durch das eingeleitete Abwasser Schäden für die Nordsee und das Wattenmeer. Auch die Mehrkosten stehen in der Kritik: Der LNG-Anleger in Wilhelmshaven wird rund elf Millionen Euro mehr kosten als zunächst geplant.