300 Jahre alte Briefe eines Kaufmanns: Spur führt bis nach London
Vor rund zehn Jahren fand ein Historiker der Uni Oldenburg 300 Jahre alte Briefe des Hamburger Kaufmanns Nicolaus Gottlieb Lütkens. Er suchte dessen Nachfahren - und wurde zufällig selbst gefunden.
Der Oldenburger Forscher Lucas Haasis entdeckte die mehr als 2.400 Briefe zusammen mit anderen Dokumenten in einer Reisetruhe, die im Londoner Nationalarchiv aufbewahrt wurde. Bei der Truhe handle es sich um eine Art Archiv des Kaufmanns Lütkens, das während einer Reise verloren gegangen war, so der Historiker. Als Lütkens 1745 für seine Hochzeit nach Hause zurückkehren wollte, soll er seine Mitarbeiter angewiesen haben, die Kiste im Laderaum des Schiffs "Die Hoffnung" zu verstecken. Das Schiff sei jedoch von einem britischen Schiff im Ärmelkanal gekapert worden, sagt Haasis. Es passiere selten, dass so große und über Jahrhunderte unangetastete Bestände gefunden werden - und dann auch noch so gut erhalten sind. Der Fund sei daher wie eine Zeitkapsel, so der Historiker.
Historiker sucht jahrelang vergeblich Nachfahren Lütkens
![Der Oldenburger Historiker Lucas Haasis (links) und die Londonerin Jane Luetkens schauen zusammen historische Briefe an . Der Oldenburger Historiker Lucas Haasis (links) und die Londonerin Jane Luetkens schauen zusammen historische Briefe an . © dpa-Bildfunk/ The National Archives Foto: Robert Green](/nachrichten/niedersachsen/oldenburg_ostfriesland/briefe196_v-contentgross.jpg)
Nach der Entdeckung der Briefe suchte Haasis nach Nachfahren des Kaufmanns in Deutschland - lange vergeblich. "Ich habe zehn Jahre nach den Nachfahren gesucht, schriftlich, im Archiv, sogar über das Radio, aber kein Glück gehabt", sagte der Forscher. Durch Zufall sei schließlich Jane Luetkens, Lehrerin in London und Nachfahrin des Kaufmanns, auf die Forschungen des Historikers aufmerksam geworden und habe sich bei ihm gemeldet. "Ich konnte es gar nicht glauben", so Haasis. Die Familie Lütkens war demnach während des Zweiten Weltkriegs nach London geflohen und nahm dabei nur eine Teekiste, Silberlöffel und einen Siegelstempel mit. Der Stempel sei noch immer im Besitz der Familie von Jane Luetkens - und stimmt mit den Wachssiegeln auf den Briefen überein.
Briefe werden im Nationalarchiv London aufbewahrt
Haasis hatte die Briefe im Rahmen des Oldenburger Projekts "Prize Papers" entdeckt. Seit 2018 untersuchen Historikerinnen und Historiker rund 500.000 Dokumente des Londoner Nationalarchivs, die von gekaperten Schiffen aus den Jahren 1652 bis 1815 stammen. Die Briefe werden nun in einer Kollektion des Londoner Nationalarchivs aufbewahrt.
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