Ein Stapel mit historischen Briefen und ein Poststempel liegen auf einem Tisch. © picture alliance/dpa/The National Archives Foto: Robert Green

300 Jahre alte Briefe eines Kaufmanns: Spur führt bis nach London

Stand: 07.02.2025 13:23 Uhr

Vor rund zehn Jahren fand ein Historiker der Uni Oldenburg 300 Jahre alte Briefe des Hamburger Kaufmanns Nicolaus Gottlieb Lütkens. Er suchte dessen Nachfahren - und wurde zufällig selbst gefunden.

Der Oldenburger Forscher Lucas Haasis entdeckte die mehr als 2.400 Briefe zusammen mit anderen Dokumenten in einer Reisetruhe, die im Londoner Nationalarchiv aufbewahrt wurde. Bei der Truhe handle es sich um eine Art Archiv des Kaufmanns Lütkens, das während einer Reise verloren gegangen war, so der Historiker. Als Lütkens 1745 für seine Hochzeit nach Hause zurückkehren wollte, soll er seine Mitarbeiter angewiesen haben, die Kiste im Laderaum des Schiffs "Die Hoffnung" zu verstecken. Das Schiff sei jedoch von einem britischen Schiff im Ärmelkanal gekapert worden, sagt Haasis. Es passiere selten, dass so große und über Jahrhunderte unangetastete Bestände gefunden werden - und dann auch noch so gut erhalten sind. Der Fund sei daher wie eine Zeitkapsel, so der Historiker.

Historiker sucht jahrelang vergeblich Nachfahren Lütkens

Der Oldenburger Historiker Lucas Haasis (links) und die Londonerin Jane Luetkens schauen zusammen historische Briefe an . © dpa-Bildfunk/ The National Archives Foto: Robert Green
Die Nachfahrin des Hamburger Kaufmanns, Jane Luetkens (rechts), hat den Oldenburger Historiker Lucas Haasis kontaktiert.

Nach der Entdeckung der Briefe suchte Haasis nach Nachfahren des Kaufmanns in Deutschland - lange vergeblich. "Ich habe zehn Jahre nach den Nachfahren gesucht, schriftlich, im Archiv, sogar über das Radio, aber kein Glück gehabt", sagte der Forscher. Durch Zufall sei schließlich Jane Luetkens, Lehrerin in London und Nachfahrin des Kaufmanns, auf die Forschungen des Historikers aufmerksam geworden und habe sich bei ihm gemeldet. "Ich konnte es gar nicht glauben", so Haasis. Die Familie Lütkens war demnach während des Zweiten Weltkriegs nach London geflohen und nahm dabei nur eine Teekiste, Silberlöffel und einen Siegelstempel mit. Der Stempel sei noch immer im Besitz der Familie von Jane Luetkens - und stimmt mit den Wachssiegeln auf den Briefen überein.

Briefe werden im Nationalarchiv London aufbewahrt

Haasis hatte die Briefe im Rahmen des Oldenburger Projekts "Prize Papers" entdeckt. Seit 2018 untersuchen Historikerinnen und Historiker rund 500.000 Dokumente des Londoner Nationalarchivs, die von gekaperten Schiffen aus den Jahren 1652 bis 1815 stammen. Die Briefe werden nun in einer Kollektion des Londoner Nationalarchivs aufbewahrt.

Weitere Informationen
Der innere Pfalzgarten in Goslar. © Stadt Goslar

Goslar: Archäologen entdecken alte Grundmauern der Kaiserpfalz

Die Forscher haben Mörtel im Labor untersucht. Sie schätzen, dass die Mauern im späten 10. Jahrhundert gebaut wurden. (10.01.2025) mehr

Ein Strickpullover aus einem 200 Jahre alten versiegelten Paket liegt auf einem weißen Tuch. © dpa-Bildfunk Foto: Maria Cardamone/Prize Papers Project

Oldenburger Forschungsteam entdeckt 200 Jahre alte Pakete

Die seltenen Funde stammen von einem gekaperten Schiff der Färöer. Erst jetzt wurden die versiegelten Pakete geöffnet. (01.03.2024) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Oldenburg | 07.02.2025 | 07:30 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Neuzeit

Mehr Nachrichten aus der Region

EIn von der Polizei gestopptes Auto auf der A31 bei Bunde. © TeleNewsNetwork

Autofahrer durchbricht Grenze - Polizei stoppt Wagen mit Nagelsperre

Der Fahrer war aus den Niederlanden nach Ostfriesland gefahren und hatte versucht, der Polizei zu entkommen. mehr

Aktuelle Videos aus Niedersachsen