Gewalt gegen Retter? Einsatzkräfte im Emsland fordern mehr Respekt
Gewalttaten gegen Rettungskräfte haben ein alarmierendes Ausmaß erreicht. Verschiedene "Blaulicht-Organisationen" im Emsland wollen jetzt mit Fotos und markanten Aussagen für mehr Respekt werben.
Sie alle haben Anfeindungen und Gewalt im Einsatz erlebt: Polizisten, Feuerwehrleute und Rettungskräfte aus verschiedenen Organisationen im gesamten Emsland. Gemeinsam wollen sie jetzt an einem Strang ziehen und mit der Kampagne zum Nachdenken anregen. 18 Freiwillige haben sich dafür in Uniform fotografieren lassen und von ihren krassesten Erlebnissen im Einsatz berichtet. Entstanden sind daraus Plakate mit Porträt-Fotos und der markantesten Aussage der jeweiligen Person. Die Motive sind am Straßenrand von Land- und Bundesstraßen im gesamten Emsland und in den sozialen Medien zu sehen.
Porträts in Uniform und markante Sprüche
Notfallsanitäter Malte Lütje hat nicht lange überlegt, als ihn sein Chef gefragt hat, ob er bei der Kampagne mitmachen wolle. "Wenn wir was ändern wollen, müssen wir aktiv werden", so der Lingener. Für ihn persönlich gebe es keinen schöneren Job als Notfallsanitäter, so sagt er. Für andere da zu sein, zu helfen - genau das macht den Beruf für ihn so besonders. Doch die negativen Vorfälle häufen sich. "Nicht nur in der Großstadt, auch bei uns auf dem Land müssen wir bei jedem Einsatz damit rechnen, blöd angemacht oder sogar angegriffen zu werden", erzählt der 27-Jährige, der seit 2019 als Notfallsanitäter beim Deutschen Roten Kreuz im Emsland arbeitet. Seine Botschaft, die neben seinem Porträt auf dem Plakat zu lesen ist: "Lass mich Leben retten. Und mach Platz."
"Scheißköter" als Lebensretter
Auch Mareike Habing-Köbbemann und ihr Staffordshire Terrier "Cody" gehören zu den Freiwilligen, die sich für die Kampagne haben ablichten lassen. Die Botschaft neben ihrem Porträt: "Der Scheißköter und ich könnten einmal dein Leben retten". Die 40-Jährige ist seit 2006 ehrenamtlich bei der Rettungshundestaffel Emsland aktiv. Bis zu 15 Mal pro Jahr werden sie und ihre Kollegen alarmiert, wenn zum Beispiel eine demente Person vermisst wird. "Wir suchen oft große Gebiete ab", so Habing-Köbbemann. Die Hunde mit ihren "Supernasen" arbeiten dabei sehr viel schneller und effektiver als ihre zweibeinigen Kollegen es jemals könnten.
Zunehmende Gewalt: Erschreckend und beängstigend zugleich
Die Hundeführer sind oft in abgelegenen Waldgebieten unterwegs, wo sie kaum andere Menschen treffen. Trotzdem gebe es immer wieder unschöne Begegnungen, wenn zum Beispiel nachts in einem Wohngebiet gesucht werden müsse. "Da geht dann schon mal ein Fenster auf, und wir und unsere "Scheißköter" müssen uns beleidigen lassen", so die Lingenerin, die hauptberuflich als Krankenpflegerin arbeitet. Insgesamt seien sie und ihre ehrenamtlich tätigen Mitstreiter aber deutlich seltener von Anfeindungen betroffen als etwa Polizisten oder Feuerwehrleute, so Habing-Köbbemann. Die zunehmende Gewalt gegen Einsatzkräfte empfindet sie als erschreckend und beängstigend zugleich.
Gewalttaten haben Höchststand erreicht
Dass Einsatzkräfte immer häufiger mit Bedrohungen und tätlichen Angriffen konfrontiert werden, belegen auch die Zahlen des Bundeskriminalamts. Vor allem Polizistinnen und Polizisten seien 2023 Opfer von Gewalt geworden, insgesamt etwa 106.000 Beamtinnen und Beamte, umgerechnet also rund 290 pro Tag. Bei Feuerwehrleuten und anderen Rettungskräften seien die Opfer-Zahlen zwar nicht ganz so hoch, doch die Angriffe hätten auch in diesen Bereichen zugenommen, so das BKA. Für den Landkreis Emsland war das ein Grund, um die gemeinsame Kampagne für mehr Respekt ins Leben zu rufen.