Von Lüneburg zur UN: Studentin vertritt deutsche Jugendliche
Wenn die Vereinten Nationen (UN) einladen, dann reisen aus allen Ländern Diplomaten an. Zur deutschen Delegation gehört gerade auch eine Studentin aus Lüneburg: Alina Reize ist Jugenddelegierte bei der UN.
Am Vormittag eine Vorlesung, am Mittag ein Workshop in einer Schule und am Nachmittag eine Konferenz mit dem Auswärtigen Amt: An Abwechslung mangelt es Alina Reize aus Lüneburg gerade nicht. Sie und Hannah Koch sind die deutschen UN-Jugenddelegierten, die Vertreterinnen der deutschen Jugendlichen bei den Vereinten Nationen. In dieser Funktion gehören sie zur deutschen Delegation bei der UN, aber sie vertreten keine Regierungsinteressen, sondern die Interessen junger Menschen.
Vermittler zwischen UN und Jugend
Die 21-Jährige studiert an der Leuphana-Universität in Lüneburg Nachhaltigkeitswissenschaft und arbeitet im Bundesvorstand der BUNDjugend. Anfang April 2024 sind sie und Hannah als UN-Jugenddelegierte gestartet. Noch bis Ende März sind sie im Amt. Sie sprechen mit deutschen Politikern, mit Entscheidern bei der UN, aber auch mit Menschen auf der Arbeitsebene, wie Reize berichtet. "Wir sind so ein bisschen die Brücke zwischen jungen Menschen in Deutschland und den Vereinten Nationen, das heißt wir übersetzen die Forderungen junger Menschen und bringen sie zu den Vereinten Nationen."
Rede vor der Generalversammlung
Bei Treffen mit Jugendlichen erklären sie die UN - ohne dabei kritiklos zu werben: Die Probleme beim Veto-Recht im Sicherheitsrat greift Reize genauso auf, wie, dass ihr Amt unbezahlt ist und so nur Jugendlichen mit den passenden finanziellen Möglichkeiten offen steht. Denn arbeiten kann sie neben dem Studium und ihrem Amt nicht. Es gibt über das Jahr zahlreiche Termine und zwei Reisen nach New York zur UN, zuletzt im September. Dort organisieren Reize und Koch Events mit Diplomaten, sprechen in Arbeitsgruppen oder bei der Generalversammlung.
Gespräche über die UN
Um genau zu wissen, welche Themen die Jugendlichen in Deutschland bewegen, gehen die beiden außerdem auf eine Deutschlandtour. Sie besuchen Schulen und Jugendgruppen und sammeln dort Ideen und Wünsche. So zum Beispiel an der Hugo-Friedrich-Hartmann Schule in Bardowick (Landkreis Lüneburg). Manche der Neuntklässler kannten die UN, nur ein wenig andere, wie Fenja Harms (16), haben Verbesserungsvorschläge. Es sei schön, wenn nicht alle guten Entscheidungen einkassiert würden, nur weil einer dagegen ist oder nicht mitmachen will, meint sie.
Wie sieht eine perfekte Welt aus?
Reize und Koch nehmen zudem die Wünsche der Schülerinnen und Schüler an die UN mit. Zu den häufigsten Themen gehören Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Gleichberechtigung, Frieden und Sicherheit, berichtet Reize. Dabei bemerke sie einen Unterschied zwischen den verschiedenen Schulen, die sie besuche. So sei der wichtigste Wunsch an einer Förderschule im ländlichen Raum gewesen, dass Schulmaterialien kostenlos sind. In einem Gymnasium ginge es dagegen mehr um Weltfrieden und Sicherheit. "Was auch definitiv wichtige Themen sind, aber für andere junge Menschen muss erstmal das Schulbuch bezahlt werden, bevor man überhaupt über solche Themen nachdenken kann", sagt Reize.
Jungen Menschen mehr zuhören
In Bardowick ist einer der häufigsten Wünsche, jungen Menschen mehr zuzuhören. Dass es Jugenddelegierte wie Alina gibt, dass bringt etwas, glauben die Schülerinnen und Schüler. Ihre Forderungen sind im Gepäck, wenn Alina am Dienstag zur UN fliegt und an der Sozialentwicklungskonferenz teilnimmt. Ihren Workshop an der Schule beendet sie mit einer Botschaft: "Eure Themen sind unglaublich wichtig, ihr wisst unglaublich viel, lasst euch das nie von irgendwem absprechen, ihr seid Experten und Expertinnen eurer Lebensrealität."