Vermisster Arian aus Bremervörde: Polizei bleibt weiter dran
Am Montag vor zwei Wochen verschwand der sechsjährige Arian aus Bremervörde, vor einer Woche wurde die flächendeckende Suche nach ihm eingestellt. Trotz vieler Hinweise fehlt den Ermittlern eine konkrete Spur.
Eine nach Arian benannte fünfköpfige Ermittlungsgruppe wertet seit einer Woche Hinweise und Spuren aus. "Erkenntnisse haben wir seitdem nicht gewonnen", räumte ein Polizeisprecher ein, "es gehen immer noch Hinweise ein, aber es sind deutlich weniger geworden". Die Beamten versuchen nun Hypothesen aufzustellen, was am Tag des Verschwindens des autistischen Kindes am 22. April passiert sein könnte und wie wahrscheinlich das jeweilige Szenario ist. "Es ist momentan ein ganz zähes Ermitteln", sagte der Polizeisprecher, "das ist immer noch das ganz große Fragezeichen: Was ist wirklich passiert?".
Arian vermisst: Keine Hinweise auf ein Verbrechen
Die Polizei ermittelt nach eigenen Angaben weiter in alle Richtungen. Hinweise auf ein Verbrechen gibt es demnach nicht. Man gehe weiter davon aus, dass Arian von seinem Zuhause in Bremervörde-Elm zum Fluss Oste gelaufen ist und dabei auch ein Waldstück passiert hat, sagte Heiner van der Werp von der Polizeiinspektion Rotenburg am Montag dem NDR Niedersachsen. Auf der anderen Seite wisse man aber nicht, was unterwegs passiert sei. Die Ermittlungsgruppe rund um Arians Verschwinden sei zunächst für zwei Monate eingerichtet worden. Dann werde man weitersehen, sagte van der Werp. Eine Kollegin steht nach Angaben der Polizei weiterhin im Austausch mit Arians Familie. "Der Kontakt ist immer noch sehr eng, auch wenn die Familie inzwischen nicht mehr polizeilich betreut wird", sagte ein Polizeisprecher.
Neue Hinweise werden überprüft
Wie viele Hinweise insgesamt seit Arians Verschwinden eingegangen oder bearbeitet wurden, kann van der Werp nicht beziffern. Die Art der Hinweise seien "unterschiedlicher Natur" und Belastbarkeit. Nach Angaben der Polizei bekämen die Ermittler einerseits Tipps für den Umgang mit autistischen Kindern. Teilweise sind offenbar auch konkrete Hinweise dabei: Ein Pianist hat laut einem Polizeisprecher in den sozialen Netzwerken berichtet, dass er den Jungen gesehen habe. Auch diesem Hinweis seien die Ermittler nachgegangen und hätten die Gegend nochmals mit Hunden abgesucht.
Polizeihubschrauber über Oste nur Routineflug
Am Sonntag hatte ein Polizei-Hubschrauber die Oste vom Wohnort des Jungen bis zur Elbmündung abgeflogen. Dabei handelte es sich um einen regelmäßigen Gewässerüberwachungsflug und nicht um eine aktive Suche im Fall Arian nach Hinweisen oder Spuren. Weitere Erkenntnisse wurden auf diesem Flug laut dem Polizeisprecher nicht gewonnen. Groß angelegte Suchaktionen hatte die Polizei am vergangenen Dienstag eingestellt.
Groß angelegte Suche - bis vergangenen Dienstag
Am Sonntag zuvor hatte die bislang größte Zahl an Einsatzkräften nach dem autistischen Jungen gesucht: Eine 1.500 Meter lange Menschenkette hatte noch einmal das gesamte Gebiet von der Ortschaft Kranenburg bis nach Elm durchkämmt. Zuvor war zeitweise mit Hunden, Pferden, Helikoptern, Drohnen, einem Tornado-Flieger, Amphibienfahrzeug, Booten und Tauchausrüstung nach Arian gesucht worden. Laut Polizei waren eine Woche täglich rund 800 Kräfte von Feuerwehr, Bundeswehr, Technischem Hilfswerk, Deutscher Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und Polizei im Einsatz.
Hohe Fließgeschwindigkeit der Oste
Auch der Fluss Oste und weitere kleinere Gewässer in Arians Wohnort Elm waren mehrfach abgesucht worden. Die Fließgeschwindigkeit des Flusses war zuletzt hoch, zudem ist das Ostesperrwerk geöffnet und wird nur bei Sturmflutgefahr geschlossen. Es sind nur 45 Kilometer bis zur Elbe und damit zur Nordsee. Ein Stück Holz wäre in der Folge innerhalb von zehn Stunden auf offener See, hatte Polizeisprecher van der Werp zuletzt geschätzt.
Familie initiiert private Suche mit Spürhunden
Am vergangenen Mittwoch und Donnerstag hatte ein Team des Vereins "K9 Pro Vermisstensuche" mit speziell ausgebildeten Spürhunden nach Arian gesucht. Dabei habe man aber ebenfalls keine Spur des Sechsjährigen finden können, sagte Einsatzleiterin Alexandra Grunow dem NDR Niedersachsen am Sonntag. Die private Suchmannschaft sei auf Bitten der Familie Arians und in Absprache mit der Polizei tätig geworden, sagte Grunow. Aktuell habe man die Suche ausgesetzt. Beendet sei sie noch nicht, sagte die 53-Jährige. Die Polizei bittet, auf nicht angekündigte private Suchaktionen zu verzichten, weil solche Aktionen den Jungen eher verschrecken würden.
Arian wird seit 22. April vermisst
Der autistische Junge wird seit dem Abend des 22. April vermisst. Sein Vater hatte sich bei der Polizei gemeldet. Sofort war eine Suche ausgelöst worden, die in den folgenden Tagen immer wieder ausgeweitet wurde. Weil Arian wegen seines Autismus nicht auf Ansprache reagiert, wurden die Einsatzkräfte von einer Expertin beraten. Der Junge hatte sein Elternhaus auf Socken verlassen, lediglich leicht bekleidet, mit einem Langarmshirt und einer Hose.
Polizei bittet um Hinweise
Die Polizei in Bremervörde hat ein Hinweistelefon eingerichtet. Wer etwas zum Aufenthaltsort des Jungen sagen kann, wird gebeten, sich unter der Telefonnummer (04761) 7489-135 oder -144 zu melden.