Lichtkegel, Ballons und Bundeswehr: Die große Suche nach Arian
Der sechsjährige Arian aus Bremervörde-Elm wird seit dem 22. April vermisst. Mit großem Einsatz haben Hunderte Menschen mehr als eine Woche nach dem Kind gesucht. Doch Arian bleibt verschwunden.
Am Montag kündigte Polizeisprecher Heiner van der Werp an, die flächendeckende Suche werde beendet. Es ist Tag acht, nachdem die Vermisstenmeldung bei der Polizei einging. Am Sonntag hatte es den bisher größten Sucheinsatz nach dem autistischen Jungen gegeben.
Menschenkette geht zehn Kilometer Strecke ab
Mit rund 800 Helfern wurde am Sonntag eine koordinierte Menschenkette von 1.500 Metern Länge gebildet, die laut Polizei systematisch jeden Winkel des Geländes absuchte. Von der Ortschaft Kranenburg aus hatten sich die Einsatzkräfte am Vormittag in Richtung Süden bis nach Elm vorgearbeitet, eine Strecke von mehr als zehn Kilometern. "In diesem Bereich wurden in den letzten Tagen immer wieder Fußspuren gefunden, die von Arian stammen könnten", teilte die Polizei am Sonntagvormittag mit. Am Nachmittag stellte sich nach Informationen von NDR Niedersachsen heraus, dass keine dieser Spuren Arian zugeordnet werden konnte.
Suchtrupps für schwierige Orte
Die Kräfte der Kette waren mit GPS-Trackern ausgestattet, damit die Kette auf gleicher Höhe bleiben konnte. Unmittelbar dahinter waren kleine Suchtrupps unterwegs, um schwer zu überwindende Orte wie dichtes Gestrüpp zu durchsuchen. "Eine derart große Suchmaßnahme habe ich zuvor noch nicht geleitet", sagte Jörg Wesemann, Gesamteinsatzleiter der Polizei Rotenburg. Auch eine Pferdestaffel war vor Ort, um aus erhöhter Sicht Gräben in Augenschein zu nehmen. Zehn Drohnen unterstützten den Einsatz.
Aufruf an Landwirte: "Wiesen nicht mähen!"
Am Samstag waren rund 400 Bundeswehrsoldaten sowie zahlreiche Polizeibeamte im Einsatz, die eigentlich frei hatten. Sie hatten sich nach einem internen Aufruf der Polizei gemeldet und unterstützten die Suchmannschaften. Landwirte in der Gegend wurden dringend gebeten, auf Mäharbeiten vorerst zu verzichten. Es sei nicht auszuschließen, dass der Sechsjährige auf einem der Felder rund um den Ortsteil Elm Zuflucht gesucht habe, teilten die Behörden mit. Unterdessen suchten Einsatzkräfte auf und am Fluss Oste weiter nach Arian. Zum Einsatz kamen dabei erneut mehrere Sonarboote.
Lichtkegel, Süßigkeiten und Musik
Die Nächte zuvor hatten Helfer auf unterschiedlichste Weise versucht, den autistischen Jungen zu finden und ihn aus einem möglichen Versteck zu locken. In der Nacht zu Freitag wurden im Suchgebiet Scheinwerfer aufgestellt, die einen Lichtkegel in den Himmel projizierten, und bis in den Morgen Kinderlieder gespielt. "Auf so etwas reagiert der Junge möglicherweise positiv", hatte ein Polizeisprecher gesagt. In den Nächten zuvor brannten die Helfer unter anderem ein Feuerwerk ab, in einem Waldgebiet, das an das Wohnhaus der Familie des Jungen angrenzt, hängte die Feuerwehr auf Wunsch der Eltern Luftballons und Süßigkeiten auf. Alles in der Hoffnung, Arian möge sich zeigen. Im Wald positionierten die Rettungskräfte zudem Wildtierkameras.
Soldaten mit Nachtsichtgeräten im Einsatz
"Aufhören", das war im Bremervörder Ortsteil Elm (Landkreis Rotenburg) in der vergangenen Woche immer wieder zu hören, das sei keine Option. In der Nacht von Freitag auf Samstag suchten rund 200 Soldatinnen und Soldaten in kleinen Gruppen mit Nachtsichtgeräten in Elm und nordwestlich des Ortes nach dem vermissten Kind. Die Einsatzstrategie sei unter anderem mit einer Expertin für Autismus abgestimmt worden, sagte eine Polizeisprecherin am Freitagabend. Immer wieder wurden die Menschen vor Ort aufgefordert, mögliche Verstecke wie Schuppen, Garagen oder Keller zu kontrollieren. Sogar die Müllabfuhr war für Freitag abgesagt worden, damit die Tonnen überprüft werden konnten.
Sechsjähriger ist ohne Jacke und Schuhe unterwegs
Arian hatte sein Zuhause nur leicht bekleidet verlassen: mit einem ocker-gelben langärmligen Pullover, einer schwarzen Jogginghose - und ohne Schuhe. Das hätten Bilder aus einer privaten Überwachungskamera im Umfeld bestätigt, hieß es. Seit seinem Verschwinden suchten nach offiziellen Angaben täglich rund 800 Helfer nach ihm - von Polizei, Bundeswehr, Feuerwehr, Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks und weiterer Organisationen sowie viele Privatleute.