Tödlicher Treppensturz in Uelzen: 19-Jähriger muss in Psychiatrie
Im Sicherungsverfahren gegen einen 19-Jährigen hat das Landgericht Lüneburg heute eine Entscheidung gefällt. Demnach ist der Beschuldigte verantwortlich für den tödlichen Treppensturz eines Mannes am Bahnhof Uelzen.
Der 19-Jährige soll nun dauerhaft in ein psychiatrisches Krankenhaus kommen. Damit folgte die Jugendkammer des Lüneburger Landgerichts in ihrer Entscheidung der Forderung von Staatsanwaltschaft, Nebenklage und Verteidigung. Das Gericht geht davon aus, dass der 19-Jährige eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellt und weitere Straftaten von ihm zu befürchten sind. In der Psychiatrie soll jährlich überprüft werden, ob dies immer noch der Fall ist. Ein Gutachter war im Verfahren zu dem Schluss gekommen, dass der Mann wahrscheinlich an einer Psychose aus dem Bereich der Schizophrenie leidet. Bei der Tat habe der 19-Jährige unter Wahnvorstellungen gehandelt und sei nicht steuerungsfähig gewesen, sagte die Vorsitzende Richterin heute.
Motiv nicht geklärt
Die Frage nach dem Motiv konnte das Verfahren nicht abschließend beantworten. Der Beschuldigte schwieg. Auch auf seine Möglichkeit des letzten Wortes verzichtete er. Die Staatsanwaltschaft geht aber davon aus, dass der Beschuldigte das Handy des Opfers haben wollte. Dieses hatte er nach dem tödlichen Sturz des 55-Jährigen an sich genommen.
Einigkeit bei den Plädoyers
Sowohl der Staatsanwalt als auch der Anwalt der Nebenkläger und der Verteidiger des Beschuldigten halten den 19-Jährigen für schuldunfähig, plädierten für eine Unterbringung in einer geschlossenen Psychiatrie. Tenor aller Schlussausführungen: Diese Tat hätte jeden treffen können. Staatsanwalt Konstantin Paus hob noch einmal die besondere Tragik dieses Falls hervor: "Das Opfer hätte eigentlich schon in Lüneburg aussteigen sollen, hatte den Halt aber wohl verschlafen und stand dann mit seinem Handy auf der Treppe am Bahnhof in Uelzen, um mutmaßlich die nächsten Verbindungen zu suchen."
Augenzeugin bestätigte Tathergang
"Eine Bahnmitarbeiterin habe das größte Puzzlestück in diesem Verfahren geliefert", so Staatsanwalt Paus. Die Frau hatte geschildert, wie sie auf dem betreffenden Bahnsteig in der Nacht zum 14. Juli 2024 eine Pause gemacht hatte. Dabei sei der Beschuldigte zunächst "fröhlich hüpfend" an ihr vorbei, wenig später habe sie ihn dann in der Nähe der Treppe gesehen. Dort habe er immer wieder über die Mauer auf die Stufen geschaut. Kurz darauf sei er losgerannt und habe einem auf der Treppe stehenden Mann gegen die Brust getreten. Das 55-jährige Opfer war noch vor Ort an seinen schweren Kopfverletzungen gestorben.
Irrationales Handeln nur schwer rational erklärbar
Der Beschuldigte war bereits im Vorfeld der Tat mehrfach polizeilich aufgefallen, vorübergehend sogar in Gewahrsam genommen worden. So soll er unter anderem eine Handtasche gestohlen und einer Person ins Gesicht geschlagen haben. Wie der psychiatrische Gutachter während des Verfahrens ausführte, leidet der 19-Jährige wahrscheinlich an einer psychischen Erkrankung aus dem "schizophrenen Formenkreis, möglicherweise ausgelöst durch Drogenkonsum". Letztlich aber stünde man vor dem Dilemma, das irrationale Denken und Handeln im Wahn rational erklären zu wollen.
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