Sterbehilfe: Bundesgericht entscheidet über Zugang zu Medikament
Das Bundesverwaltungsgericht entscheidet, ob Schwerkranke ein Recht auf das Medikament Natrium-Pentobarbital zur Sterbehilfe haben. Einer der Kläger ist Hans-Jürgen Brennecke aus dem Landkreis Lüneburg.
"Die Freiheit, über mein eigenes Leben und meinen eigenen Körper zu entscheiden, haben wir bis zum letzten Atemzug." Für diese Überzeugung hat Hans-Jürgen Brennecke jahrelang gekämpft und geklagt. Nun entscheidet sich, ob er nicht nur das Recht hat, sich bei besonders schlimmen Schmerzen das Leben zu nehmen, sondern auch, ob er das Medikament dazu erhält.
"Unerträgliche Schmerzen" während Chemotherapie
Vor knapp acht Jahren wird bei dem heute 79-Jährigen das Burkitt-Lymphom diagnostiziert, ein besonders schnell wachsender Tumor. Während der Chemotherapie leidet er im Krankenhaus nach eigenen Angaben mehrfach unter für ihn unerträglichen Schmerzen, teilweise über Stunden. Er bittet um Medikamente, die sein Leben beenden würden. "Als der Arzt zu mir dann sagte, die Schwester dürfe diese Medikamente nicht geben, dachte ich mir: 'Das will ich nicht noch ein zweites Mal erleben.'"
Anträge auf tödlich wirkendes Medikament bisher gescheitert
Seit 2017 haben Brennecke und weitere Mitstreiter immer wieder die Herausgabe des tödlich wirkenden Medikamente Natrium-Pentobarbital beantragt. Es gilt als besonders zuverlässig und wird seit vielen Jahren in der Schweiz, in der Sterbehilfe schon lange legal ist, verwendet. Doch alle Anträge beim zuständigen Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte werden abgelehnt. Klagen vor dem Verwaltungsgericht Köln und dem Oberverwaltungsgericht Münster scheitern.
Dabei hat das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig 2017 in einem anderen Fall bereits geurteilt, dass sterbenskranke Menschen in besonderen Ausnahmefällen todbringende Medikamente bekommen können sollen.
Bundesverfassungsgericht kippt Sterbehilfe-Verbot
Brennecke gibt in allen den Jahren nicht auf. Und kann zumindest einen großen Erfolg verbuchen: Im Februar 2020 entscheidet das Bundesverfassungsgericht, dass zum Recht auf selbstbestimmtes Leben auch das Recht auf selbstbestimmtes Sterben gehört. Klare gesetzliche Regelungen zum Thema Sterbehilfe gibt es aber bis heute nicht.
Hoffnung auf Sieg vor Gericht
Mittlerweile gilt Hans-Jürgen Brennecke als geheilt. Weil der Krebs aber jederzeit zurückkommen kann und er die Schmerzen nicht noch einmal durchleben möchte, hofft er nun, dass das Bundesverwaltungsgericht ihm das Recht auf das todbringende Medikament zuspricht. Das Ableben im Falle schwerer Schmerzen selbstgewählt regeln zu können, sei eine Beruhigung und bedeute für ihn und andere Betroffene ein besseres Leben am Lebensende.
