Nach Antisemitismus-Vorwurf: Precht gibt Leuphana-Professur auf

Stand: 24.10.2023 16:35 Uhr

Der Philosoph und Schriftsteller Richard David Precht hat den sofortigen Rückzug von seiner Honorarprofessur an der Leuphana Universität Lüneburg erklärt. Das hat die Universitätsleitung mitgeteilt.

Man respektiere die Entscheidung, heißt es in der Mitteilung der Hochschule. Zuvor waren Antisemitismus-Vorwürfe gegen Precht laut geworden. Zu den Vorwürfen bezog die Universität keine Stellung. Precht hatte sich im ZDF-Podcast "Lanz & Precht" zum orthodoxen Judentum geäußert. In der Episode sagte er, ihre Religion verbiete es orthodoxen Juden zu arbeiten, "ein paar Sachen, wie Diamanthandel und ein paar Finanzgeschäfte ausgenommen." Seine Aussagen hat Precht später selbst korrigiert und sich für den Fehler entschuldigt. Das Studierendenparlament der Leuphana hatte trotzdem mit einstimmigem Beschluss das Ende der Zusammenarbeit mit Precht gefordert.

Mitteilung der Leuphana Universität

"Dr. Richard David Precht hat am vergangenen Wochenende gegenüber der Universitätsleitung seinen sofortigen Rückzug von seiner Honorarprofessur an der Leuphana Universität Lüneburg erklärt. Die Universitätsleitung respektiert diese Entscheidung und dankt Herrn Precht für sein großes Engagement und seine über viele Jahre hinweg für die Universität geleistete Arbeit." Universität Lüneburg auf NDR Anfrage

Precht entschuldigt sich für Äußerungen

In einer weiteren Podcast-Folge hat sich Precht für seine umstrittenen Aussagen entschuldigt. Er habe das ohne bösen Hintergedanken gesagt. "Das war so salopp dahergeredet und das entspricht einfach nicht den Fakten", sagte er. Er habe niemanden verletzen wollen und er sei kein Antisemit, seine Aussagen seien mehr als unglücklich gewesen. Das ZDF hatte die Passage aus der Podcast-Folge nach der Veröffentlichung entfernt. Man bedaure, dass die Passage Kritik ausgelöst hat, teilte das ZDF mit.

Forderung nach Rauswurf Prechts kontrovers diskutiert

Das Studierendenparlament hatte Precht auf Instagram "zutiefst antisemitische Äußerungen" vorgeworfen und die Leuphana-Universität aufgefordert, die Lehrtätigkeit Prechts zu beenden. Die Sprecher haben angekündigt, dass sie sich in der kommenden Woche äußern wollen, nachdem das Studierendenparlament getagt hat. In den Kommentaren auf der Instagram-Seite gab es sowohl Zustimmung zu den Forderungen des Studierendenparlaments als auch Kritik. Unter anderem hieß es, Precht sei mitnichten ein Antisemit. Zudem habe er sich entschuldigt - das müsse genügen.

Publizist Michel Friedman: "Aussagen sind nicht zu heilen"

Der jüdische Publizist Michel Friedman sagte, solche Sätze wie sie Precht im Podcast äußerte, seien "nicht zu heilen, außer man sagt, er war ein Fehler und ich verarbeite ihn öffentlich". Jeder Mensch habe Vorurteile, die meisten davon seien unbewusst. "Wenn sie aber nach oben steigen und man eine öffentliche Person ist, wäre es gut, diesen Prozess einzuordnen, transparent zu machen, zu erklären, damit andere Menschen lernen, dies genau so zu tun", sagte der 67-Jährige. Friedman erhob zudem Vorwürfe gegen das redaktionell verantwortliche ZDF. "So ein Podcast geht auch durch einen Schnitt, wird von verantwortlichen Redakteuren gehört, aber niemand beim ZDF will bemerkt haben, was da für eine menschenverachtende Aussage gefallen ist", kritisierte er. "Der Vorfall hätte sofort dazu führen müssen, dass der Sender erklärt, hier wurde eine rote Linie überschritten. Das ist bis heute nicht geschehen."

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