Missbrauch in Kinderdorf bei Lüneburg: Erzieher gesteht erneut
Ein 63-Jähriger muss sich seit Freitag vor dem Landgericht Lüneburg verantworten - wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern in mehr als 100 Fällen. Der Angeklagte war Erzieher in einem Kinderdorf bei Lüneburg.
Zum Prozessauftakt ließ der 63-Jährige über seinen Anwalt erklären, dass er bei seinem Geständnis bleibe, das er bei seiner Selbstanzeige im vergangenen Jahr abgelegt hatte. Zudem wolle er sich für seine Taten verantworten. Der Angeklagte selbst kündigte an, sich ausführlich äußern zu wollen, unter anderem dazu, wie sich seine Sexualität entwickelte. Er beantragte, die Öffentlichkeit dabei auszuschließen. Dem Antrag gab das Gericht statt.
Mann wegen 116 Straftaten angeklagt
Der Erzieher soll sechs Jungen im Alter von 7 bis 13 Jahren über Jahrzehnte zum Teil schwer sexuell missbraucht haben. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann 116 Straftaten vor. Bei den Vorwürfen handelt es sich dem Gericht zufolge um sexuellen Missbrauch von Schutzbefohlenen sowie sexuellen und schweren sexuellen Missbrauch von Kindern. In zwei der 116 Fälle soll es sich um versuchten Missbrauch gehandelt haben. Das Urteil in dem Prozess soll voraussichtlich am 6. Juli gesprochen werden.
Junge offenbarte sich einem Mitarbeiter des Kinderdorfs
Die sechs mutmaßlichen Opfer wohnten in einem Kinderdorf im Landkreis Lüneburg. Einer der Jungen hatte sich im Sommer 2022 einem Mitarbeiter offenbart, wie der Geschäftsführer des Kinderdorfs, Andreas Olszewski, sagte. Man habe den Erzieher mit den Vorwürfen konfrontiert. Daraufhin habe sich der Mann selbst angezeigt.
Missbrauchsvorwürfe schon 2001 - Verfahren eingestellt
Die Taten soll der Erzieher zwischen 1999 und 2021 begangen haben. Recherchen des NDR in Niedersachsen zeigen, dass es schon im Jahr 2001 Missbrauchsvorwürfe gegen den Angeklagten gegeben hatte. Das Verfahren wurde damals jedoch eingestellt. Nach Angaben des niedersächsischen Justizministeriums lagen nicht genug Beweise vor.