Berufsorientierung mit VR-Brille: Welcher Job passt zu mir?
Damit Schülerinnen und Schüler das richtige Praktikum finden, setzt die KGS Bad Bevensen auf digitale Helfer: Mit VR-Brillen können Jugendliche viele unterschiedliche Berufe erleben.
Von außen betrachtet wirkt es nicht gerade aufregend. Für die Schülerinnen und Schüler der KGS Bad Bevensen ist diese Unterrichtsstunde aber cool, wie sie selbst sagen. Sie bekommen Einblicke in verschiedene Berufe. Und dank einer VR-Brille haben sie das Gefühl, mittendrin im Geschehen zu sein.
Die Bankfiliale mit 3D-Effekt im Klassenzimmer
"Es fühlt sich so an, als wäre ich selbst bei dem Beratungsgespräch dabei gewesen", sagt Ida Meier. Die 15-Jährige hat gerade einen Tag bei der Bank erlebt und musste dafür das Klassenzimmer nicht verlassen. In einem Video haben ihr Auszubildende den Arbeitsalltag einer Bankkauffrau gezeigt. Durch den 3D-Effekt der VR-Brille saß Ida Meier mit im Büro. "Ich glaube, als Bankkauffrau muss man sehr viel sitzen und man ist nur drinnen." Ob der Beruf etwas für sie ist, will die Schülerin deshalb doch selbst erfahren, in einem Praktikum.
Praktikum ist das Ziel
Lust machen auf ein Praktikum, genau dafür seien die VR-Brillen gut, sagt Marcel Dietrich. Der Schulsozialarbeiter leitet den Unterricht zusammen mit einer Kollegin. Die Videos sollen einen ersten Eindruck vermitteln, was Auszubildende im Berufsleben erwartet. "Wenn einem die eine Sache nicht zusagt, dann schaut man sich halt was anderes an", sagt Dietrich. Am Ende könnten sich die Schüler aber gezielter für ein Praktikum bewerben.
Unterricht von morgen mit VR-Brillen
Seit Februar setzt die KGS Bad Bevensen in Sachen Berufsorientierung auf virtuelle Realität. Mit einem Preisgeld hat sich die Schule zwei VR-Brillen angeschafft. So könnten möglichst viele Schülerinnen und Schüler von dem Angebot profitieren, sagt Schulleiterin Michaela Petersen. Sie sieht ihre Schule als Vorreiter in Niedersachsen. Andere Schulen leihen sich VR-Brillen meist tageweise aus. Auch wenn der Unterricht für manche Lehrkräfte ein ungewohnter Schritt sei. "Aber das ist der Schritt von morgen", so Petersen. Sie will die Brillen künftig auch für andere Bereiche einsetzen, etwa, um Fremdsprachen zu lernen.
Mehr als 200 Berufe im Video
Die KGS Bad Bevensen nutzt für den Unterricht Videos des Berliner Unternehmens "Dein erster Tag". Betriebe aus ganz Deutschland stellen ihre Ausbildungsberufe vor: Die Polizei macht das inzwischen, Handwerksbetriebe nutzen die Technik und auch der Landkreis Emden wirbt auf diese Weise um Nachwuchs für den Beruf der Verwaltungsfachangestellten. Bei den Schülerinnen und Schülern in Bad Bevensen kommt die große Auswahl an Videos gut an.
Videos sind kein Ersatz für ein Praktikum
Vertreter der Industrie und des Handwerks bewerten das digitale Angebot als guten Baustein bei der Berufsorientierung. "Da Jugendliche heute mit digitalen Medien aufwachsen, erscheint dieser Ansatz besonders geeignet", sagt Rüdiger Jeske von der Kreishandwerkerschaft Lüneburger Heide. Bei der Handwerkskammer Niedersachsen sieht man das digitale Reinschnuppern wie einen Tag der offenen Tür in einem Betrieb. Aber ein Video könne ein Praktikum niemals ersetzen, sagt der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Tobias Roeder. So sieht es auch die IHK Lüneburg-Wolfsburg.
VR-Brille motiviert
Im digitalen Klassenzimmer der KGS Bad Bevensen waren die Schülerinnen und Schüler an diesem Schultag Polizistinnen, Elektroniker und Zöllnerin. Das Hantieren mit der VR-Brille und dem Joystick in der Hand wirkt wie ein Spiel. Die Schülerinnen und Schüler seien motivierter, sagt Lehrerin Maike Malina. Gerade schüchterne Jugendliche profitierten von dem Angebot. "Mit den VR-Brillen können sie einfach ganz unbefangen zusehen und beobachten und sind trotzdem ganz dicht dran", sagt Malina.