Warnstreik beendet - Zugverkehr war weitgehend lahmgelegt
Am Samstag sind die S-Bahn Hannover und Linien der Nordwestbahn in Niedersachsen bestreikt worden. Es waren laut Gewerkschaft nahezu alle Linien betroffen. Der Arbeitskampf endete heute Nachmittag.
Zu den Warnstreiks hatte die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) Lokomotivführer, Zugbegleiter, Werkstattmitarbeiter und Disponenten der sechs deutschen Transdev-Unternehmen aufgerufen. Die GDL sprach am Samstag von einer großen Streikbeteiligung. In der Region Hannover sei das S-Bahn-Netz größtenteils lahmgelegt worden. Betreiber Transdev hatte auf bestimmten Linien ein Notverkehr eingerichtet. Die Nordwestbahn, die ebenfalls bestreikt wurde, gehört als privater Regionalbahnbetreiber zum Transdev-Konzern. Der Streik hatte am Samstag um 2.30 Uhr begonnen. Der zwölfstündige Streik endete nach Angaben der Gewerkschaft wie geplant um 14.30 Uhr. Bis sich der gesamte Fahrplan wieder komplett normalisiert habe, könne es aber noch ein paar Stunden dauern, hieß es am Samstagnachmittag vom S-Bahn Betreiber Transdev. Ein Sprecher der Nordwestbahn bestätigte am Samstagnachmittag, dass das Unternehmen den Betrieb "so langsam" wieder aufnehme.
Busersatzverkehr zwischen Oldenburg und Wilhelmshaven
"Es ist so eingetreten, wie befürchtet: Es fährt so gut wie nichts", hatte ein Nordwestbahn-Sprecher am Samstagvormittag gesagt. Zwei Verbindungen der Ostwestfalen-Bahn waren laut Unternehmen eingeschränkt in Betrieb: Einzelne Züge der RB75 (Osnabrück - Bielefeld) und der RB74 (Bielefeld - Paderborn) fuhren demnach. "Ansonsten gibt es stellenweise einen Ersatzverkehr, beispielsweise zwischen Oldenburg und Wilhelmshaven", sagte der Sprecher. Man bemühe sich, "bestimmte Zugleistungen zu bedienen und den Betrieb in Teilen aufrechtzuerhalten", hatte die Nordwestbahn auf der Internetseite des Unternehmens mitgeteilt. Ein Sprecher der GDL sagte, man habe den Warnstreik aus Rücksicht auf die Pendler bewusst auf einen Samstag gelegt.
Gewerkschaft fordert Inflationsausgleich und weniger Belastung
Hintergrund des Warnstreiks sind gescheiterte Tarifgespräche mit den Unternehmen des Transdev-Konzerns. Der Konzern habe sich in der zweiten Verhandlungsrunde geweigert, ein besseres Angebot vorzulegen, teilte die GDL mit. "Es gab kein Angebot zur Arbeitszeitabsenkung, kein Angebot zu kürzeren Schichtfolgen, kein Angebot zu längeren Ruhetagen und kein Angebot zur Verbesserung der betrieblichen Altersvorsorge", begründete der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky den Abbruch der Verhandlungen. Die Gewerkschaft hatte 555 Euro Entgelt- beziehungsweise 25 Prozent Zulagenerhöhung über zwölf Monate Laufzeit gefordert. Das Angebot von Transdev beinhaltet nach Angaben der GDL jedoch lediglich eine gestaffelte Entgelt- und Zulagenerhöhung von elf Prozent über eine Laufzeit von 24 Monaten.
S-Bahn Hannover will "erste Entlastung" zahlen
Die S-Bahn Hannover hatte sich verwundert über den angekündigten Ausstand gezeigt. Die Forderungen der GDL seien zu hoch, hieß es. So fordere die Gewerkschaft unter anderem auch eine 35-Stunden-Woche, die jedoch laut der Transdev Hannover GmbH aufgrund des Fachkräftemangels in der Branche nicht umsetzbar ist - "weder kurz noch mittelfristig", so das Unternehmen. Zudem bezeichneten sie die wiederholten Streiks im ÖPNV innerhalb weniger Monate für die Fahrgäste als "unverantwortlich". Das Unternehmen in Hannover sei sich angesichts der hohen Inflation der Brisanz der diesjährigen Tarifrunde bewusst und hat sich deshalb "auch ohne endverhandelten Tarifvertrag und nun sogar trotz Streikandrohung zur Auszahlung eines Teils der steuer- und abgabenfreien Inflationsausgleichsprämie entschlossen". Dies soll eine erste Entlastung für die Mitarbeitenden sein, hieß es.