Vier Jahre ermittelt: Zoll fängt 1,5 Milliarden Zigaretten ab
Eine internationale Bande soll mehr als 150 Überseecontainer mit insgesamt 1,5 Milliarden Zigaretten in die EU geschmuggelt haben. Ermittler beziffern den Steuerschaden auf eine halbe Milliarde Euro.
Wie das Zollfahndungsamt Hannover und die Staatsanwaltschaft Bielefeld gemeinsam am Mittwoch mitteilten, wurden am Dienstag Haftbefehle gegen zehn Tatverdächtige vollstreckt und 15 Objekte in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Bayern, Belgien sowie in den Niederlanden durchsucht. Dabei sei umfangreiches Beweismaterial sichergestellt worden. Die verdächtigen Männer sind laut Zollfahndungsamt Hannover zwischen 27 und 69 Jahre alt und haben acht verschiedene Nationalitäten. Alle Festgenommen seien in Untersuchungshaft genommen worden. Insgesamt gebe es derzeit 18 Beschuldigte. Die internationale Ermittlungsgruppe aus belgischen und niederländischen Zollfahndern sowie des Zollfahndungsamts Hannover arbeitet seit vier Jahren gemeinsam an dem Fall. Insgesamt sei über die Jahre ein Schaden von mehr als 550 Millionen Euro entstanden.
Unternehmen aus Hannover im Visier
Die Zigaretten seien nach Kenntnis der federführenden Staatsanwaltschaft Bielefeld in offiziellen Herstellungsbetrieben zumeist in der Türkei und dem Iran hergestellt worden. Danach seien sie weltweit in Überseehäfen exportiert und dort von Mittätern umgeladen worden. Bei der Einfuhr in Häfen von EU-Mitgliedsstaaten wurden falsche Warenbezeichnungen und fiktive Empfänger in den Dokumenten angemeldet. Unter anderem sollten die Container an ein in Hannover ansässiges Unternehmen gehen. In drei Containern stellten die Ermittler zudem 51.000 Kilogramm unversteuerten Wasserpfeifentabak sicher.
Erste Festnahmen schon im Mai 2020
Bereits im Mai 2020 hatten belgische Ermittler nach eigenen Angaben erste Hinweise auf drei Container, die angeblich mit Baumaterial beladen für ein in Hannover ansässiges Unternehmen bestimmt waren. Die Container waren demnach über Antwerpen nach Duisburg verschifft und dort schließlich von einem Logistikunternehmen abgeholt worden. Der erste der drei Container sei ordnungsgemäß mit Baumaterial beim Zoll vorgeführt worden, der zweite und der dritte Container seien jeweils vollständig mit Zigaretten beladen gewesen. Das damalige Ermittlungsverfahren gegen die sechs seinerzeit beteiligten Personen sei mit Verurteilungen zu mehrjährigen Freiheitsstrafen abgeschlossen worden. Der jetzt gesprengte Schmugglerring habe ungeachtet dessen weiter unversteuerte Zigaretten in Umlauf gebracht.