Umfrage: Jeder vierte Klinikarzt erwägt einen Berufswechsel
In Niedersachsen denkt jeder vierte Klinikarzt über einen Berufswechsel nach. Laut Marburger Bund leiden die Medizinerinnen und Mediziner vor allem unter hoher Arbeitsbelastung und zunehmender Gewalt.
Von 1.300 Befragten erwägen 339 - und damit 26 Prozent, ihre ärztliche Tätigkeit ganz aufzugeben. Das geht aus der aktuellen Mitgliederbefragung "MB-Monitor 2024" der Ärztevertretung Marburger Bund hervor. Das seien vier Prozent mehr als im Jahr 2022, hieß es. Weitere 211 Befragte - und damit 16 Prozent - sind laut Umfrage unsicher, ob sie den Beruf wechseln wollen.
47,6 Stunden Wochenarbeitszeit
Die Hauptgründe für die Unzufriedenheit der angestellten Ärztinnen und Ärzten sind demnach die hohe Arbeitsbelastung (76 Prozent), eine Diskrepanz zwischen dem eigenen Anspruch an den Beruf und der Realität (69 Prozent) sowie zu wenig Zeit für Patientinnen und Patienten (49 Prozent). 58 Prozent der Befragten bewerten zudem die Personaldecke in ihrer Einrichtung als "schlecht" oder "eher schlecht". Laut Umfrage leigt die durchschnittliche Wochenarbeitszeit der Teilnehmenden bei 47,6 Stunden.
Mehr als die Hälfte hat schon körperliche Gewalt am Arbeitsplatz erlebt
40 Prozent der Ärztinnen und Ärzte berichten, dass ihre Gewalterfahrungen in den zurückliegenden fünf Jahren zugenommen haben. Fast 90 Prozent der Befragten erleben demnach unterschiedlich oft verbale Gewalt am Arbeitsplatz. 54 Prozent seien bereits mit körperlicher Gewalt am Arbeitsplatz konfrontiert gewesen, hieß es - insbesondere in Notaufnahmen und auf den Stationen. Der Umgang verrohe, unabhängig von den Milieus, aus denen Patienten oder ihre Angehörigen stammten, so der Marburger Bund.
Marburger Bund fordert "tiefgreifende Reform"
Die Ärtzevertretung fordert in einer Stellungnahme eine "tiefgreifende Reform" des Gesundheitssystems. "Trotz immenser Belastungen werden weiter ärztliche Stellen abgebaut, und es fehlt weitestgehend an Entlastung für das vorhandene Personal", sagte der Vorsitzende des Marburger Bundes in Niedersachsen, Hans Martin Wollenberg. Der "MB-Monitor" ist laut Marburger Bund die größte Ärzteumfrage in Niedersachsen.
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