Gewalt in Praxen: Ärzte fordern schärferes Strafgesetz
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung beklagt immer mehr aggressive Patienten in Praxen und Notaufnahmen. Dabei geht es um verbale, aber auch um physische Gewalt. Ärzte fordern härtere Strafen.
Es gehe darum, das Praxispersonal besser zu schützen, sagt Detlev Haffke von der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN). Im Bund werde ein neues Gesetz vorbereitet, das Einsatzkräfte besser schützen soll. "Da möchten die Arztpraxen mit ins Boot", so Haffke. Der Ton sei tatsächlich viel härter geworden in den letzten Jahren - bei niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, aber auch in den Notaufnahmen.
Schnelle Behandlung, sonst Beleidigung
Meistens gehe es den aggressiven Patienten um schnelle Termine. Wenn die Betroffenen warten müssten, werde erst beleidigt, dann aber auch schon mal der Tresen leer geräumt, sagt Haffke. Die Politik in Berlin habe das Problem noch nicht ausreichend auf dem Schirm. Das bestätigt auch Thomas Buck von der Ärztekammer in Niedersachsen. Aggressionen und Übergriffe nähmen zu, "und das quer durch alle sozialen Schichten", erzählt Buck. Wenn den Patientinnen und Patienten von der Politik vermittelt werde, sie hätten rund um die Uhr ein Anrecht auf Versorgung - "und das in einem System, das am Limit steht", dann laufe da was falsch, sagt Buck.
"Asoziales Verhalten" habe null Konsequenzen
Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, hatte zuvor in der Neuen Osnabrücker Zeitung selbst von einem Patienten berichtet, der ihm eine Tür eingetreten habe. So ein asoziales Verhalten habe bisher keine Konsequenzen gehabt, sagte Gassen. Zudem kämen in manchen Fällen sechs Leute als Begleitung eines Kranken mit in die Praxis oder Notaufnahme und machten dort Radau. Das sei "bemerkenswert und unangenehm", sagte Gassen.