Tochter Quecksilber gespritzt? Lange Haftstrafe für Vater gefordert
Im Prozess gegen einen Vater, der seiner anderthalbjährigen Tochter Quecksilber gespritzt haben soll, hat die Staatsanwaltschaft Hannover lange Haftstrafen für den 30-Jährigen und seine Ex-Freundin gefordert.
"Die Tat ist unermesslich", sagte die Vertreterin der Staatsanwaltschaft am Dienstag im Landgericht Hannover. Die Angeklagten hätten dem Mädchen besonders starke Schmerzen zufügen wollen. Sie hätten die Möglichkeit erkannt, dass das Kleinkind sterben könnte, auch wenn es ihnen vorrangig darum gegangen sei, das Kind krank und pflegebedürftig zu machen, so die Staatsanwältin in ihrem Plädoyer. Das Paar ist unter anderem wegen gemeinschaftlichen versuchten Mordes angeklagt. Bei beiden Angeklagten sieht die Staatsanwaltschaft das Mordmerkmal Grausamkeit. Für den Mann aus Springe (Region Hannover) fordert die Staatsanwaltschaft eine Freiheitsstrafe von zwölf Jahren, für seine 34-jährige Ex-Partnerin eine elfjährige Haftstrafe.
Vater und Ex-Freundin bitten um Entschuldigung
Der Vater hatte Ende März gestanden, seiner kleinen Tochter am 24. Juli 2023 gemeinsam mit seiner damaligen Freundin Quecksilber in den linken Fuß und rechten Knöchel gespritzt zu haben. Er habe jedoch nicht beabsichtigt, das Kind zu töten, sagte der 30-Jährige. Laut Anklage war die Tat gegen die Mutter des Kindes gerichtet, die sich direkt nach der Geburt des Kindes von ihm getrennt hatte. An ihr habe der Mann sich rächen wollen. Der Altenpfleger bat am Dienstag seine Tochter und seine Ex-Frau um Entschuldigung. Auch die 34-Jährige entschuldigte sich unter Tränen.
Kind leidet unter gesundheitlichen Folgen
Der Anwalt der Nebenklage kritisierte, der Vater habe sich nur mit "leeren Worten" entschuldigt. "Es ist die blanke Verachtung eines unschuldigen Lebens." Das Mädchen hatte mehrfach operiert werden müssen, um das Gift aus ihrem Körper zu entfernen. Laut Nebenklage ist das Kleinkind posttraumatisch belastet und leidet unter Ängsten. Als Spätfolgen der Quecksilber-Injektion sind demnach Lähmungen, Sprachstörungen sowie kognitive Einschränkungen möglich.
Nebenklage: Teil-Geständnis war Taktik
Das späte Teil-Geständnis bezeichete der Nebenklage-Anwalt am Dienstag als "taktisch". Chat-Verläufe hätten den Vergiftungsplan ohnehin bewiesen. Laut Anklage soll sich der Vater bereits Anfang 2023 im Internet über die Beschaffung von Quecksilber informiert haben. Im Juni soll seine neue Lebensgefährtin über eine Internet-Plattform privat ein mit Quecksilber gefülltes Wandthermometer gekauft haben. Die Tat selbst soll sich schließlich ereignet haben, als das Mädchen bei seinem Vater in Springe zu Besuch war. Laut Staatsanwaltschaft wurden die Einstichstellen für die Spritze bewusst so versteckt gewählt, dass zunächst niemand sie entdeckte. Nur weil sich der Fuß des Kleinkindes entzündete, war die Tat überhaupt aufgedeckt worden.
Urteil soll am 10. April fallen
Aus Sicht der Verteidigung handelte es sich bei der Tat nicht um ein versuchtes Tötungsdelikt, sondern um Körperverletzung. Die Anwälte beider Angeklagten forderten kein konkretes Strafmaß. Das Urteil soll am 10. April verkündet werden.