Tochter Quecksilber gespritzt? Vater gesteht vor Gericht
Im Prozess gegen einen 30-Jährigen wegen versuchten Mordes hat der Angeklagte ein Geständnis abgelegt. Er habe seiner anderthalbjährigen Tochter Quecksilber gespritzt, sagte er vor dem Landgericht Hannover.
Am Donnerstag sagte der Angeklagte aus, dass er das Quecksilber einem Thermometer entnommen und seine Tochter festgehalten habe, teilte eine Gerichtssprecherin mit. Währenddessen habe seine damalige Freundin die Spritze aufgezogen und das Quecksilber injiziert. Er habe jedoch nicht beabsichtigt, das Kind zu töten, sagte der 30-Jährige nach Angaben der Sprecherin. Vielmehr sei die Tat gegen die Mutter des Kindes gerichtet gewesen, mit der er einen Trennungsstreit geführt habe.
Ex-Partnerin schweigt zu den Vorwürfen
Laut der Sprecherin kam das Teil-Geständnis überraschend. Zum Prozessauftakt Anfang Februar hatte der Angeklagte die Tat geleugnet. Das hätte er seiner Tochter nie antun können, sagte der 30-Jährige seinerzeit vor dem Gericht in Hannover. Auch seine damalige Lebensgefährtin hatte die Tat zum Prozessauftakt abgestritten. Die 34-Jährige äußerte sich am Donnerstag nicht zu den Vorwürfen. Bis zur Urteilsverkündung sind noch zwei weitere Verhandlungstermine angesetzt.
Quecksilber aus Rache verabreicht?
Die Staatsanwaltschaft wirft dem 30-jährigen Vater und seiner 34-jährigen Ex-Freundin gemeinschaftlich versuchten Mord vor. Die Taten sollen sich ereignet haben, als das Mädchen am 24. Juli 2023 bei seinem Vater in Springe zu Besuch war. Dort sollen der Altenpfleger und die Rettungssanitäterin dem eineinhalbjährigen Kind Quecksilber über eine Kanüle in den linken Fuß und in den rechten Unterschenkel gespritzt haben. Laut Staatsanwaltschaft hätten die beiden Angeklagten aufgrund ihrer Ausbildung gewusst, dass das Gift tödlich ist und mit Qualen und Schmerzen einhergeht. Des Weiteren habe sich der Mann schon Anfang 2023 im Internet über die Beschaffung von Quecksilber informiert, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Seine neue Partnerin habe dann im Juni ein mit Quecksilber gefülltes Wandthermometer über eine Online-Plattform gekauft.
Kind leidet unter gesundheitlichen Folgen
Nachdem das Kind zurück bei seiner Mutter war, bemerkte die Frau den schlechten Zustand des Mädchens. Wie die Staatsanwältin Anfang Februar mitteilte, hatte sich der Fuß des Mädchens entzündet und das Kind am ganzen Körper Hautausschlag entwickelt. In einem Krankenhaus wurde dann nach einer dritten Operation zufällig die Quecksilbervergiftung festgestellt. Die verabreichte Dosis hätte tödlich sein können, hieß es von der Staatsanwaltschaft. Demnach schwebte das Kleinkind in Lebensgefahr, musste lange auf der Intensivstation behandelt werden und leidet heute noch unter den gesundheitlichen Folgen.
Urteil wird Anfang April erwartet
Zunächst wurde das Paar nur wegen versuchten Totschlags angeklagt. Bei der Festnahme hatten sich die beiden zunächst nicht zu den Vorwürfen geäußert. Die mutmaßlichen Täter sitzen seitdem in Untersuchungshaft. Für den Prozess sind nach Gerichtsangaben insgesamt elf Verhandlungstage bis zum 2. April angesetzt.