Studie: Hannovers Hochdeutsch ist wohl doch nicht so rein
In Hannover spricht man das reinste Hochdeutsch - so eine weit verbreitete Annahme. Ob das stimmt, will eine Forschungsgruppe der Universität herausfinden. Ein erstes Zwischenergebnis liegt vor.
In der Studie "Die Stadtsprache Hannovers" werden Sprachexperimente mit 108 Hannoveranern und Hannoveranerinnen gemacht. "Es gibt auf der Welt kaum Menschen, die tatsächlich reines Hochdeutsch sprechen. Jeder ist irgendwie geprägt von seiner Region, seiner Stadt, manchmal seinem Dorf", so der Leiter des Forschungsprojekts der Leibniz Universität Hannover, François Conrad. Die bisherigen Ergebnisse zeigten, dass auch die Menschen in der Landeshauptstadt kein perfektes Hochdeutsch sprechen.
Der verräterische Käse
Ein Wort, bei dem die Forschenden auf Abweichungen aufmerksam wurden, ist "Käse." Viele sprächen das Wort wie "Keese" aus, erklärte Doktorandin Hana Ikenaga. Ein weiteres Beispiel: "Werbung". Sie werde bei vielen zur "Werbunk". Das Forschungsteam hatte 2020 eine bundesweite Forsa-Umfrage in Auftrag gegeben. Mehr als 2.000 Menschen beantworteten darin die Frage, in welcher Stadt oder Region ihrer Ansicht nach das beste Hochdeutsch gesprochen werde. 24 Prozent der Befragten nannten den Raum oder die Stadt Hannover an erster Stelle. Dahinter lagen Niedersachsen mit 14 Prozent und Nordrhein-Westfalen mit 6 Prozent.
Woher stammt Hannovers Ruf?
Warum so viele Menschen ausgerechnet in Hannover das reinste Hochdeutsch vermuten, ist nicht ganz klar. "Wir gehen davon aus, dass in Braunschweig und Göttingen ein sehr, sehr ähnliches Hochdeutsch gesprochen wird", sagte Conrad. Es sei vermutlich Zufall, dass Hochdeutsch vor allem mit Hannover verbunden werde. Die Sprachexperimente laufen noch bis zum Frühjahr.