Bestes Hochdeutsch? Gibt's in Hannover - oder doch nicht?
Wo spricht man das reinste Hochdeutsch? Viele denken an Hannover. Wissenschaftler an der dortigen Leibniz Universität wollen es genauer wissen - und benötigen die Hilfe der Niedersachsen.
Die Forschenden starteten Anfang 2020 zunächst mit einer bundesweiten Umfrage und der allgemeinen Frage: Wo in Deutschland wird das reinste Hochdeutsch gesprochen? Die häufigste Antwort mit 27 Prozent: Hannover. Auf Platz zwei, weit abgeschlagen mit drei Prozent: Hamburg. "Die Zahl hat mich überrascht", sagt Sprachwissenschaftler und Projektleiter François Conrad. "Dass es Hannover wird als meiste Nennung, hat mich nicht überrascht - der Mythos lebt."
Nur der Vergleich mit anderen Städten zählt
Das Thema sei aber seltsamerweise trotzdem noch nie erforscht worden, sagt Conrad. Die Umfrage war der erste Schritt, nun folge Phase 2: "Jetzt suchen wir Hannoveranerinnen und Hannoveraner, die hier aufgewachsen sind, die zu uns kommen für ein kleines Interview, damit wir Sprachdaten sammeln." Das sei die Basis, um etwas über die Sprache aussagen zu können. Rund 150 Interviews über mehrere Monate seien geplant. Im Anschluss sollen die Ergebnisse verglichen werden unter anderem mit Aufnahmen aus Braunschweig. "Bestes Hochdeutsch" sei ein relationaler Begriff, sagt Conrad. "Wir brauchen also Vergleiche. Und deswegen können wir nur etwas darüber aussagen, wie Hannover im Vergleich zu anderen Städten spricht." Auch in Langenhagen wurde schon interviewt, außerdem in Minden, Stadthagen und Burgdorf - wenn auch jeweils in kleinerem Maßstab.
Mit den Ergebnissen rechnet François Conrad in einem guten Jahr. Wenn Sie in Hannover aufgewachsen sind und bei der Studie mitmachen wollen: Alle Informationen finden Sie im Internet unter Stadtsprache-Hannover.de. Mitmachen können alle zwischen 18 und 100 Jahren.